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Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 12/1618 Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode<br />

VOITuhestands- und Altersübergangsregelungen vorzeitig<br />

aus dem Erwerbsleben aus oder traten in Fortbildungs-<br />

und Umscbulungsmaßnahmen ein. Zudem<br />

entstand offen ausgewiesene Arbeitslosigkeit. Darüber<br />

hinaus wurde ein Teil des östlichen Arbeitskräfteangebots<br />

weiter in unrentablen Beschäftigungen<br />

gehalten. Die bis Ende des Jahres für die neuen Bundesländer<br />

befristeten Sonder- und Übergangsregelungen<br />

des Arbeitsförderungsgesetzes kamen gut<br />

1,6 lvfillionen Kurzarbeitern zugute. Aber auch über<br />

Subventionen durch die Treuhandanstalt wurden Beschäftigungsverhältnisse<br />

weiter aufrecht erhalten.<br />

Demgegenüber werden seit Mitte letzten Jahres auch<br />

neue Beschäftigungsmöglichkeiten ausgewiesen,<br />

vorwiegend allerdings durch Unternehmensausgründungen.<br />

Im Laule dieses Jahres haben die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

der Bundesanstalt für Arbeit<br />

bedeutend zugenommen.<br />

Der Wandel des ostdeutschen Wirtschaftssystems<br />

ging nicht nur mit starken Beschäftigungsverlusten<br />

einher, sondern er führte wegen der einsetzenden<br />

Arbeitsmarktintegration auch zu einem kräftigen<br />

Lohnanstieg in den neuen Bundesländern. Dabei<br />

wurde in den einzelnen Wirtschaftsbereichen die Entlohnungsstruktur<br />

westlicher Tarifbereiche übernommen.<br />

Einige bedeutende Branchen schlossen mittelfristige<br />

Stufenangleichungen ab, die bis 1994 eine Angleichung<br />

der Löhne und Gehälter an das westliche<br />

Tarifniveau bringen sollen.<br />

131. In den alten Bundesländern verbesserte sich die<br />

Arbeitsmarktlage gegenüber dem letzten Jahr nochmals<br />

deutlich (Tabelle 24). Das im Westen verfügbare<br />

Arbeitsangehot erweiterte sich durch Zuwanderung<br />

und durch Pendler aus den neuen Bundesländern.<br />

Dadurch konnte die bereits im vorigen Jahr kräftige<br />

Beschäftigungsausdehnung auch in diesem Jahr mit<br />

760 000 zusätzlichen Erwerbstätigen weitergeführt<br />

Tabelle 24<br />

Zur Entwicklung am westdeutschen Arbeitsmarkt<br />

Im Verlauf der Jahre 1990 und <strong>1991</strong>')<br />

Tausend<br />

-~<br />

1990<br />

I <strong>1991</strong> \1990 und <strong>1991</strong><br />

insgesamt 2 )<br />

Erwerbstätige +950 '760 + 1710<br />

Arbeitslose - 220 - 35<br />

- 255<br />

Erwerbspersonen +730 + 725 + 1455<br />

darunter durch:<br />

Pendlersaldo<br />

mit Ostdeutschland])<br />

195 300 495<br />

Zugezogen<br />

aus Ostdeutschland<br />

230 65 295<br />

Aussiedler 4 ) 205 200 405<br />

Ausländische<br />

Arbeitskräfte 130 160 290<br />

1) Inlandskom.ept, in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen;<br />

eigene Schä.tzung. Bundesrepublik Deutschland nach dem Gebietsstand<br />

vur dem 3. Oktober 1990. die Angaben schließen BerUn (West) ein.<br />

1) Entwicklung vom 4. Quartal 1989 bis zum 4. Quartal <strong>1991</strong>.<br />

1) Die Anzahl der Einpendler übertrifft die Anzahl der Auspendler.<br />

1) Cl'~chätzter Zugang von Aussiedlern zum Arbeitsmarkt, die zuvor im Inland<br />

(Westdputschhmd) nicht zu den Erwerbspersonen gezählt wurden.<br />

werden. Darunter waren gut 300 000 Einpendler aus<br />

den neuen Bundesländern, die im Laufe des Jahres<br />

Arbeit und Einkommen in Westdeutschland und im<br />

westlichen Teil Berlins gefunden haben. Aber auch<br />

die Arbeitslosigkeit ist im Jahre~erlauf noch um<br />

35 000 Personen <strong>zur</strong>ückgegangen. Die Arbeitslosenquote<br />

saok im Jahresdurchschnitt kräftig von 6,9 vH<br />

auf 6,1 vH. Angesichts dieses günstigen Arbeitsmarktumfeldes<br />

vereinbarten die Tarilparteien im Westen<br />

der Bundesrepublik durchweg kräftige Tarillohnsteigerungen.<br />

Erneut kräftige Zunahme von Arbeitsangebot und<br />

Arbeitsnachfrage in den alten Bundesländern<br />

132. Das Angebot an Arbeitskräftenin Westdeutschlaod<br />

stieg imJahre <strong>1991</strong> um 725000 Erwerbspersonen<br />

weiterhin außerordentlich kräftig an. Einen wesentlichen<br />

Anteil an dieser Angebotsexpansion hatten die<br />

zunehmende Anzahl von Pendlern aus den neuen<br />

Bundesländern sowie der immer noch beträchtliche<br />

Zugang von arbeitsuchenden Aussiedlern.<br />

Zwar ist der Zustrom von Aussiedlern gegenüber dem<br />

Vorjahr um mehr als die Hälfte <strong>zur</strong>ückgegangen.<br />

Dennoch sind bis September insgesamt 166800 Aussiedler<br />

zugewandert. Da sie jedoch in der Regel nicht<br />

direkt nach ihrer Einreise in die Bundesrepublik dem<br />

Arbeitsmarkt <strong>zur</strong> Verfügung stehen, sondern oftmals<br />

an Sprachlehrgängen und an Maßnahmen <strong>zur</strong> beruflichen<br />

Fortbildung, Umschulung und Einarbeitung<br />

(FuU) teilnehmen, ergibt sich eine beträchtliche Zeitverzögerung<br />

zwischen Einreise und Arbeitsaufnahme<br />

oder Arbeitslosmeldung. Dadurch läßt sich der auf die<br />

Aussiedler <strong>zur</strong>ückzuführende diesjährige Anstieg des<br />

westdeutschen Arbeitsangebots nur grob abschätzen,<br />

es dürften etwa 200 000 Aussiedler zusätzlich ihre<br />

Arbeitskraft auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt angeboten<br />

haben.<br />

Die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Ostdeutschland<br />

ist bereits nach Vollzug der Währungs-,<br />

Wirtschafts- und Sozialunion tvfitte letzten Jahres<br />

stark <strong>zur</strong>ückgegangen. Sie spielte in diesem Jahr mit<br />

etwa 65 000 Ervverbspersonen nur noch eine geringe<br />

Rolle. Dafür ist seit dem Herbst letzten Jahres die<br />

Anzahl der Einpendler aus Ostdeutschland stetig angestiegen.<br />

Ergebnissen des Arbeitsmarktmonitors für<br />

die neuen Bundesländer zufolge, einer repräsentativen<br />

O,l-Prozent-Stichprobe der Geburtsjahrgänge<br />

1<strong>92</strong>6 bis 1974 von Infratest Sozialforschung, pendelten<br />

im Juli <strong>1991</strong> bereits mehr als 415 000 Beschäftigfe<br />

von Ost nach West. Gleichzeitig dürften aber auch<br />

35000 Westdeutsche als Pendler in den neuen Bundesländern<br />

tätig gewesen sein. Bis Ende des Jahres<br />

dürfte der Pendlersaldo noch etwas angestiegen sein,<br />

so daß im Verlauf des Jahres <strong>1991</strong> die Beschäftigung<br />

von Pendlern aus Ostdeutschland um gut 300 000Personen<br />

zugenommen hat.<br />

133. Auch das Arbeitskräfteangebotvon Ausländern<br />

hat sich in diesem Jahr stark ausgeweitet. Zum einen<br />

ist ihre Erwerbsbeteiligung wegen gut besetzter<br />

Schulabgangsjahrgänge merklich angestiegen. Zum<br />

anderen sind in diesem Jahr zahlreiche ausländische<br />

Arbeitskräfte neu zugewandert. Bis Septembererhielten<br />

mit 141 600 neu in die Bundesrepublik. eingerei-<br />

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