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Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />

sten Personen über die Hälfte mehr als im entsprechenden<br />

Vorjahreszeitraum eine Arbeitserlaubnis,<br />

weil für die konkreten Arbeitsplätze keine deutschen<br />

oder diesen rechtlich gleichgestellten ausländischen<br />

Arbeitskräfte verfügbar waren. Unter ihnen waren<br />

knapp 95000 Werkvertragsarbeitnehmer und<br />

Saisonarbeitskräfte, die wegen zwischenstaatlicher<br />

Vereinbarungen beziehungsweise der zu Jahresbeginn<br />

eingeführten Regelung, derzutolge ausländische<br />

Arbeitskräfte unter bestimmten Voraussetzungen für<br />

bis zu drei Monate im Jahr eine Arbeitserlaubnis erteilt<br />

bekommen können, ihre Arbeitskraft in Westdeutschland<br />

angeboten haben. Darüber hinaus erhielt<br />

auch eine große Anzahl von ehemaligen Asylbewerbern<br />

nach Ablauf der Wartezeit die Erlaubnis, in<br />

Westdeutschland eine Arbeit aufzunehmen.<br />

Der demographisch bedingten Abnahme des inländischen<br />

Arbeitskräftepotentials um knapp 140000 Personen<br />

stand gegenüber, daß die Erwerbsbeteiligung<br />

der westdeutschen Bevölkerung auch in diesem Jahr<br />

weiter anstieg. Dabei dürften die Frauen ihre Erwerbsbeteiligung<br />

überproportional gesteigert haben.<br />

134. Weit mehr als das Arbeitskräfteangebot stieg<br />

die Nachfrage nach Arbeitskräften. Besonders dynamisch<br />

verlief die Beschäftigungsexpansion im Winterhalbjahr<br />

1990/91. Ende des Jahres waren schätzungsweise<br />

760000 Personen mehr als ein Jahr zuvor erwerbstätig<br />

(Schaubild 16). Ein stärkerer Beschäftigungszuwachs<br />

als in den letzten beiden Jahren wurde<br />

zuvor nur Mitte der fünfziger Jahre erzielt.<br />

In geringerem Ausmaß als die Anzahl der Erwerbstätigen<br />

stieg das Arbeitsvolumen, also die insgesamt in<br />

Westdeutschland geleisteten Arbeitsstunden, weil die<br />

bezahlte tägliche Arbeitszeit auch in diesem Jahr um<br />

etwa 1 vH <strong>zur</strong>ückging. Dies läßt sich vor allem durch<br />

die weitere Umsetzung von bereits in den Vorjahren<br />

vereinbarten Arbeitszeitverkürzungen und den anhaltenden<br />

Trend zu verstärkter Teilzeitarbeit erklären.<br />

Auch die leicht gestiegene Kurzarbeit hat hierzu<br />

beigetragen (Ziffer 139).<br />

135. Der Wandel der Erwerbstätigenstruktur setzte<br />

sich in den letzten beiden Jahren weiter fort. Die Erwerbstätigkeit<br />

in den Wirtschaftsbereichen Handel,<br />

Verkehr und NachrichtenübermittIung sowie sonstige<br />

DienstIeistungsunternehmen ist in diesem Zeitraum<br />

deutlich überdurchschnittlich angestiegen. Dabei<br />

dürften beide Bereiche besonders von der deutschen<br />

Vereinigung profitiert haben, sei es, daß sie besonders<br />

gute Bedingungen auf ihren Absatzmärkten vorfanden,<br />

sei es, daß ihrer Arbeitsnachfrage durch das nunmehr<br />

umfangreichere Arbeitsangebot zügiger und<br />

besser entsprochen werden konnte.<br />

136. Obwohl deutlich mehr J'vlenschen ihre Arbeitskraft<br />

angeboten haben, nahm die Anspannung des<br />

westdeutschen Arbeitsmarktes auch in diesem Jahr<br />

weiter zu. Die Nachfrage nach Arbeitskräften überstieg<br />

deren Angebot in größerem Ausmaß als noch im<br />

Vorjahr, wie die beträchtliche Zunahme offener Stellen<br />

um knapp 81/. 1 vH zeigt. Inwieweit der jahresdurchschnittliche<br />

Bestand von etwa 340000 registrierten<br />

offenen Stellen aber zusätzliche Arbeitsnachfrage<br />

bedeutet, ist schwer zu beurteilen. Einer-<br />

BESCHÄFTIGUNG IN WESTDEUTSCH LAND<br />

Schaubild 16<br />

Log. Maßstab<br />

Millionen<br />

30 r--------------------,<br />

29<br />

28<br />

27<br />

26<br />

o<br />

SR 91 0559<br />

Erwerbstätige l )<br />

Veränderung gegen<br />

Vorjahresquartal<br />

1) Inlandskonzept; saisonbereinigt nach dem Census·Verfahren 11,<br />

Version X-11.- 2) 4. Quartal <strong>1991</strong>: Eigene SChätzung.<br />

Arithm.<br />

Maßstab<br />

Tausend<br />

.1000<br />

.7SO<br />

seits handelt es sich nur bei vakanten, also sofort zu<br />

besetzenden offenen Stellen um zusätzliche Arbeitskräftenachfrage,<br />

während zu späteren Einstellungsterminen<br />

in der Regel nur ausscheidende Arbeitskräfte<br />

ersetzt werden. Andererseits melden die Unternehmen<br />

nach allen bisherigen Erfahrungen nicht<br />

sämtliche offenen Stellen der Arbeitsverwaltung.<br />

Nach der vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

gemeinsam mit der GfK-Marktforschung in<br />

Nürnberg regelmäßig durchgeführten repräsentativen<br />

Untemehmensbefragung ist die Meldequote der<br />

offenen Stellen bei der Arbeitsverwaltung weiter<br />

gesunken. Ende 1990 waren demzufolge nahezu<br />

750 000 von insgesamt 1,1 Millionen offenen Stellen<br />

sofort zu besetzen. Unveränderte Meldestruktur unterstellt,<br />

ergäbe das für <strong>1991</strong> einen Jahresdurchschnitt<br />

von 1,2 :rvWlionen offene Stellen in Westdeutschland,<br />

von denen 830 000 sofort zu besetzen gewesen wären.<br />

Damit hätte die unbefriedigte Arbeitskräftenachfrage<br />

binnen Jahresfrist um gut ein Fünftel, das sind 150 000<br />

Vakanzen zugenommen.<br />

137. Die Öffnung der DDR-Grenzen und schließlich<br />

die deutsche Vereinigung fanden ihren Niederschlag<br />

in der regionalen Beschäftigungsentwicklung West-<br />

o<br />

-2SO<br />

-500<br />

97

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