Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />
I<br />
Ostdeutschland im Vordergrund. Das gilt gleichermaßen<br />
für Industrieunternehmen und für Unternehmen<br />
des tertiären Sektors. Bei den Unternehmen des Ver~<br />
arbeitenden Gewerbes spielt darüber hinaus die Vorstellung<br />
eine Rolle, daß ein Engagement in Ostdeutschland<br />
die Intensivierung des Geschäfts mit<br />
osteuropäischen Handelspartnem erleichtern könne.<br />
Offenbar hat die gegenwärtige Krise der osteuropäi~<br />
sehen Reformstaaten sich nicht in einer pessimistischen<br />
Erwartungshaltung mit Hinblick au! die längerfristigen<br />
Marktchancen niedergeschlagen. Auch die<br />
Verlügbarkeit von Fachkräften in Ostdeutschland<br />
spielt nach wie vor eine Rolle. Eher zweitrangige Motive<br />
sind, den Umfragen zufolge, die staatlichen Investitionshilfen<br />
sowie die noch geringen Lohnkosten,<br />
die nach Einschätzung der Unternehmen wohl in absehbarer<br />
Zeit an das westdeutsche Niveau angeglichen<br />
sein werden.<br />
85. Nach der Herbstumfrage des Deutschen Industrie-<br />
und Handelstages (DIHT) gehören Rechtsunsicherheiten<br />
in Eigentumsfragen und Schwierigkeiten<br />
bei der Kooperation mit Behörden nach wie vor zu den<br />
wichtigsten Hinderungsgründen für Investitionen.<br />
Mängel in der lnlrastruktnr und ökologische Altlasten<br />
werden ebenfalls als signifikante Hemmnisse angesehen.<br />
Die Einschätzungen gehen in den einzelnen<br />
Wirtschaftszweigen weit auseinander. Hemmnisse,<br />
die für die Unternehmen insgesamt eine nachrangige<br />
Rolle spielen, können in einzelnen Branchen dominierende<br />
Bedeutung haben. Ein Beispielhierfür sind ökologische<br />
Altlasten, die nur 10 vH aller Unternehmen<br />
zu den vier Haupthindemissen zählen, abervon 83 vH<br />
der Unternehmen im Bereich der Energieversorgung<br />
und des Bergbaus genanntwerden. Für die Unternehmen<br />
des Baugewerbes haben Rechtsunsicherheiten in<br />
Eigentumsfragen einen besonders hohen Stellenwert.<br />
Vielfach werden unter den sonstigen Gründen für den<br />
Verzicht auf Investitionen in Ostdeutschland ausreichende<br />
Kapazitäten in Westdeutschland genannt<br />
(Schaubild 8).<br />
86. Das Investitionsvolumen der noch nicht privatisierten<br />
Unternehmen ist nach den vorliegenden Infor~<br />
mationen äußerst gering. Diesen Unternehmen fehlt<br />
das notwendige Eigenkapital, und sie sind nicht liquide<br />
genug, um größere Investitionen aus eigener<br />
Kraft durchführen zu können. Ihre Kreditlähigkeit ist<br />
nicht allein durch die geringe Eigenkapitalbasis stark<br />
eingeschränkt, vielfach lehlen auch die erfolgversprechenden<br />
Sanierungskonzeptionen und das Management<br />
für ihre Umsetzung; beides wäre aber notwendig,<br />
um privates Kapitalohne Bürgschaltserklärungen<br />
der Treuhandanstalt zu mobilisieren. Bei den bisher<br />
verbürgten Krediten handelt es sich überwiegend um<br />
Liquiditätskredite, nicht um längerfristige Investitionskredite.<br />
87. Die Investitionen in die Erneuerung und Modernisierung<br />
der Infrastruktur dürftenimJabre <strong>1991</strong> rund<br />
26 Mrd DM betragen haben. In die Verbesserung der<br />
Verkehrswege wurden nach Angaben der Reichsbahn<br />
und des Bundes 7 Mrd DM investiert, in die<br />
Tabelle 15<br />
ZInsverbilligende Förderprogramme lür die neuen Bundesländer und Berlin (Ostl<br />
EntWicklung seit Programmbeginn<br />
Nachr.:<br />
Programm bis Anträge Zusagen<br />
Aus- Geförderte<br />
... <strong>1991</strong> zahlungen Investitionen<br />
l )<br />
MrdDM<br />
ERP-Programme für<br />
- Modernisierung, Abwasserreinigung, Luftreinhaltung,<br />
Beteiligung, Haftung (Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau [KfW]) ..... ... . ........ .. ..... 28. 10. 10,11 5,25 3,16 10,1<br />
- EXistenzgründungen (Deutsche Ausgleichsbank<br />
[DAlJ<br />
insgesamt ..... ... . ... ...... . .... 30. 9. 8,07 6,06 3,99 11,7<br />
darunter: Handwerk .... .. .... ...... ...... 2,75 1,96 3,9<br />
- Tourismus (Berliner Industriebank AG [BIß]) .. 1. 11. 1,53 1.19 0,69<br />
KfW-Investitionskreditprogramm .. ..... ...... 28.10. 7,72 5,88 3,34 14,6<br />
Anschub-, Mittelstands- und Umweltprogramm<br />
(KfW) .... ... . ... ............ .. .... .. .... ...... 28.10. 1,71 1,07 4,0<br />
Eigenkapitalhilfeprogramm (DA)<br />
insgesamt ..... ... ....... .. .... 30. 9. 3,93 2,71 1,82 9,2<br />
darunter: Handwerk ..... .... ... .. ... 1,15 0,74 2,7<br />
KfW-Wohnraum-Modernisierungsprogramm ..... 28.10. 8,Q1 6,30 3,57 6,6<br />
Kommunalkreditprogramrne für<br />
- Abwasser, Lärmschutz, Luftreinhaltung,<br />
Wasserbau (KfW) .... ..... ....... . ..... 28.10. 5,26 3,91 2,20 5,9<br />
- Erschließung von GewerbeUächen, Energieeinsparung,<br />
Abfallwirtschaft (DA) .. ....... 24.10. 4,36 3,55 2,18 5,7<br />
- Verkehrsinfrastruktur, Stadt- und Dorferneuerung,<br />
Krankenhäuser, Alten- und Behinderteneinrichtungen<br />
(BIB) .. . ........ .. ....... 24.10. 4,00 2,86 1,77<br />
1) Die den Förrlerungszusagen zugrundeliegenden Investitionsbeträge. Eine Aufsummierung der Beträge bei den aufgeführten Förderungsprogrammen würde<br />
zum Teil zu Doppelzählungen führen, da einzelne Programme kumulativ in Anspruch genommen werden können.<br />
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