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Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />

Während die Beseitigung der aus der Zeit der sozialistischen<br />

Planwirtschaft überkommenen makroökonomischen<br />

Ungleicbgewichte und die Einführung<br />

marktwiItschaftlicher Institutionen und Regelungen<br />

vor allem in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei<br />

gut vorankommen, bleibt der Aufbau der neuen Wirtschaftsstrukturen<br />

- die Privatisierung der bestehenden<br />

und die Griindung neuer Unternehmen, die<br />

Schaffung von W,ttbewerb auf den Güter- und Faktormärkten<br />

und die Herstellung funktionsfähiger Kapitalmärkte<br />

- hinter den anfänglicben Erwartungen<br />

<strong>zur</strong>ück. Derzeit dominiert überall noch der Zusammenbruch<br />

des Alten; vielerorts haben die Menschen<br />

starke Realeinkommenseinbußen und offene Arbeitslosigkeit<br />

hinzunehmen. Gleichwohl besteht zumindest<br />

für Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei Anlaß<br />

<strong>zur</strong> Hoffnung, daß die Talsohle bereits in den<br />

nächsten zwei Jahren durchschritten wird. Zu einer<br />

Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den Volkswirtschaften<br />

Osteuropas dürfte beitragen, daß die<br />

westlichen Industriestaaten sich hereitgefunden haben,<br />

<strong>zur</strong> Unterstützung der Reformen und <strong>zur</strong> Minderung<br />

der realwirtschaftlichen Anpassungslasten umfangreiche<br />

technische und finanzielle Hilfe zu leisten.<br />

Anpassungskrise in den osteuropäischen Staaten<br />

36. Die wirtschaftliche Situation in den Staaten<br />

Osteuropas hat sich in diesem Jahr nochmals deutlich<br />

verscblechtert (Tabelle 6). In allen Ländern mußte ein<br />

weiterer kräftiger Rückgang der Produktion hingenommen<br />

werden. Dies hat zu einem starken Anstieg<br />

der Arbeitslosigkeit geführt.<br />

Die Ursache für die Wirtschaftskrise in den Staaten<br />

Osteuropas liegtin dem früheren planwirtschaftlichen<br />

System, dessen Mängel nun offen zu Tage treten. Die<br />

jahrzehntelange Abschottung vom Weltmarkt, die<br />

Ausrichtung der Produktion an den Vorgaben des<br />

Zentralplans sowie gravierende Versäumnisse bei der<br />

Modernisierung des Kapitalstocks und der Entwicklung<br />

effizienter Produktionsverfahren haben dazu geführt,<br />

daß die bestehenden Unternehmen dem nach<br />

Öffnung der Grenzen einsetzenden Wettbewerb mit<br />

westlichen Anbietem nicht gewachsen waren und erhebliche<br />

Absatzeinbußen hinnehmen mußten. Zur<br />

Verschärfung der Krise hat auch die Umstellungdes<br />

Handels zwischen den osteuropäischen Staaten auf<br />

Weltmarktkonditionen zu Beginn diesen Jahres bei-<br />

Tabelle 6<br />

Ausgewählte WIrtschaftsindIkatoren für osleuropälsche Länder<br />

Polen<br />

I Tschecho- slowakei I<br />

Ungarn I Rumänien I Bulgarien I Sowjetunion<br />

Sozialprodukt, real!) (vH)2)<br />

1969 - 0,2 1,0<br />

- 0,2 - 7,9 - 0,4 24<br />

1990 -13,0 - 3,1 - 5,0 -10.5 -13,6 - 4,0<br />

<strong>1991</strong>') - 6 -10 - 5 -12 -15 -12<br />

Industrieproduktion,<br />

brutto (vH)')<br />

t989 - 1,4 0,8 - 3,4 - 2,3 2,2 1,7<br />

1990 -27,1 - 4.0 - 8,5 -19,8 -14,1 - 1,2<br />

<strong>1991</strong>') -12 -10 - 8 -10 -10 - 8<br />

Arbeitslosenquote (vH)")<br />

1969 0,1 0,3<br />

1990 6,1 1.0 1,7 1,3 1,8 1,4<br />

<strong>1991</strong>') 13 10 9 9 12 4<br />

Verbraucherpreise (vH) 2)<br />

1989 251,1 1,4 17,0 0.6 6,2 1,9<br />

t990 584,7 10.0 26,2 4.7 19,3 5,3<br />

<strong>1991</strong>') !Jj) 35 36 180 240 30<br />

Auslandsverschuldung, brutto<br />

(Mrd USoDollar)<br />

1989 40,6 7,9 20,6 - 0,7 10,7 58,5<br />

t990 46,5 6,1 21,3 1,2 11,2 62,5<br />

<strong>1991</strong>') 44 9 20 4 12 68<br />

LeistungsbilanzsaldoS)<br />

(Mrd US-Dollar)<br />

1989 - 1,6 0.3<br />

- 1,4 2,9 - 1,3 - 4,0<br />

1990 0,6 - 0,4 0,1 - 1,5 - 1,0 - 4,3<br />

<strong>1991</strong>') - 1%<br />

-<br />

P/2 0 - 2 - 2 y,<br />

I) Produziertes Nationaleinkommen tn konstanten Preisen nach dem Konzept der materiellen Produktion (System of Material Product BalanceJMPS). Für Ungarn<br />

und für <strong>1991</strong> reales Bruttoinlandsprodukt.<br />

2) Veränderung gegenüber dem Vorjahr.<br />

J) Eigene Schätzung.<br />

") Stand im Dezember.<br />

5) Gegenüber westlichen Staaten.<br />

Quellen: IMF. OECD, UN und nationale Veröffentlichungen<br />

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