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Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />

5. Die unvenneidbare Kehrseite der starken Nachfrageimpulse<br />

aus Deutschland war ein Rückgang der<br />

deutschen Netto-Kapitalexporte. Die Bundesrepublik<br />

hat im Jahre <strong>1991</strong> per Saldo Kapital vom Ausland<br />

importiert. Das hat die Besorgnis geweckt, daß die<br />

deutsche Vereinigung über einen höheren Kapitalmarktzins<br />

zu einer Bremse für die Investitionstätigkeit<br />

in anderen Ländern werden könne.<br />

In der Tat ist es in der Bundesrepublik schon im Februar<br />

1990 - als sich die baldige Vereinigung abzuzeichnen<br />

begann - zu einem sprunghaften Anstieg<br />

der Kapitalmarktzinsen um rund 1 Prozentpunkt gekommen.<br />

Hierin spiegelte sich aber weniger eine tatsächliche<br />

Inanspruchnahme des Kapitalmarktes<br />

durch den Staat wider als die Erwartung einer hohen<br />

Finanzierungslast durch die deutsche Vereinigung.<br />

Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung<br />

in Ostdeutschland und die unklare finanzpolitische<br />

Antwort auf steigende Haushaltsdefizite ließen<br />

den Kapitalmarktzins ansteigen. Dies hat dazu beigetragen,<br />

daß sich der Abstand der im internationalen<br />

Vergleich bislang niedrigen deutschen Zinsen zu den<br />

Zinsen bei den großen europäischen Handelsparmern<br />

verringert hat. Gegenüber den Vereinigten Staaten<br />

hat sich sogar das Vorzeichen der Zinsdüferenz wngekehrt<br />

(Schaubild 1). Auch die Entwicklung des Außenwertes<br />

der D-Mark gegenüber den Währungen<br />

der EG-Länder spricht für eine veränderte Risikoeinschätzung<br />

der Kapitalanleger; so verlor die D-Mark<br />

seit Ende 1989 bis zum September <strong>1991</strong> um 1,1 vH an<br />

Wert.<br />

Eine Quantifizierung der Effekte der deutschen Vereinigung aut<br />

die Investitionstätigkeit in anderen Ländern ist kaum möglich.<br />

Auf das internationale Zinsniveau wirken ganz unterschiedliche<br />

Einflußfaktoren. In vielen Industrleländern ist die Zinsentwicklung<br />

in den letzten Monaten nach unten gerichtet gewesen, weil<br />

die Kapitalnachfrage konjunkturbedingt abgenommen hat. In<br />

die andere Richtung wirkt es, daß der Wiederaufbau in der Golfregion<br />

den internationalen Kapitalmarkt beansprucht. Auch<br />

die Erwartung einer stärkeren Inanspruchnahme der Kapitalmärkte<br />

durch die Reformländer in Osteuropa könnte bereits<br />

heute Auswirkungen aufdas weltweite Kapitalmarktzinsniveau<br />

haben. Angesichts derkräftigen Impulse durch die hohe Importnachfrage<br />

dürfte die Vereinigung per saldo expansiv gewirkt<br />

haben, wenn auch in einzelnen Ländern in unterschiedlichem<br />

Ausmaß.<br />

6. Daß die Schwäche der Weltwirtschaftschnellerals<br />

zu Beginn der achtziger Jahre überwunden werden<br />

konnte und nicht zu einer ausgeprägten Rezession<br />

führte, hängt auch mit besseren Angebotsbedingungen<br />

in vielen Industrieländem zusammen. Von Bedeutungistvor<br />

allem, daß der Verlust an Geldwertstabilität<br />

und der Kostendruck in der gegenwärtigen<br />

Schwächephase geringer ist als damals (Tabelle 2).<br />

Prels- und Lohnentwicklung In ausgewählten Ländern<br />

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in vH<br />

Tabene 2<br />

Zeitraum<br />

Bundesrepublik<br />

Deutsch-<br />

Frankreich<br />

Großbritannien<br />

Italien Japan Kanada<br />

Vereinigte<br />

Staaten<br />

land')<br />

Deflator des Privaten Verbrauchs<br />

1979 bis 1982~ 5,4 12,1 12,4 17,5 4,6 10,0 8,7<br />

1985 bis 1990') 1,5 3,5 4,9 6,3 1,1 4,0 3,9<br />

1979 4,2 10,7 13,6 14,5 3,6 8,5 9,2<br />

1980 5,8 13,3 16,3 20,5 7,5 10,0 10,8<br />

1981 6,4 t3,0 11,2 18,1 4,5 11,2 9,2<br />

1982 5,3 11,5 8,7 16,9 2,7 10,2 5,7<br />

t983 3,3 9,7 4,8 15,2 2,0 6,3 4,1<br />

1984 2,8 7,7 5,0 11,8 2,5 3,9 3,8<br />

1985 2,0 5,8 5,4 9,0 2,2 3,7 3,3<br />

1986 - 0,5 2,7 4,4 5,8 0,4 3,8 2,4<br />

1987 0,6 3,2 4,3 5,0 0,2 3,9 4,6<br />

1988 1,4 2,7 5,0 5,3 - 0,1 4,0 3,9<br />

1989 3,1 3,4 5,6 6,3 1,8 4,7 4,5<br />

1990 2,6 3,0 4,7 6,2 2,4 4,2 5,0<br />

Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe 3)<br />

1979 bis 1982') 5,8 11,6 12,8 13,8 0,6 12A 8,7<br />

1985 bis 1990') 2,5 2,3 3,6 5,9 - 0,5 4,5 - 0,7<br />

1979 3,2 8,3 17,8 10,6 0,1 9,1 9,8<br />

1980 10,3 14,9 22,1 12,0 - 0,5 15,0 11,5<br />

1981 4,1 12,5 9,1 17,7 3,7 9,7 7,3<br />

1982 5,9 10,7 3,3 15,2 - 0,8 16,0 6,2<br />

1983<br />

- 0,3 7,6 - 1,2 11,1 - 2,3 - 1,2 - 2,5<br />

1984 1,3 6,6 1,2 4,4 - 3,9 - 3,4 - 1,9<br />

1985 2,0 4,3 3,5 6,6 - 1,1 2,1 0.4<br />

1986 3,7 2,4 4,3 3,1 3,2 5,4 0,0<br />

1987 6,5 2,2 0,7 3,4 - 5,0 3,1 - 2,6<br />

1988 0,4 - 0,8 0,3 2,4 - 2,4 4,1 - 2,4<br />

1989 0,2 0,9 3,5 12,3 - 0,1 6,8 0,5<br />

1990 2,3 5,0 9,3 7,7 2,6 5,3 0,1<br />

I) Gebietsstand vor dem 3. Oktober 1990; die Angaben schließen Berlin (West) ein.<br />

2) Durchschnittlich jährliche Veränderung in vH (geometrisches Mittel, errechnet mit den Veränderungsraten gegenüber dem jeweiligen Vorjahr für die Jahre<br />

1979 bis 1962 und 1985 bis 1990).<br />

J) Einkommen aus unselbständiger Arbeit in Relation <strong>zur</strong> realen Bruttowertschöpfung.<br />

Quellen: OECD; Bundesrepublik Deutschland: nationale Veröffentlichungen<br />

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