Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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tosozialprodukt im ersten Quartal noch außerordentlich<br />
kräftig gestiegen war (im Vorjahresvergleich mit<br />
knapp 6 vH), haben eine Abschwäcbung der Investitionsgüternachfrage<br />
und die schwache Konjunktur<br />
bei wichtigen Handelspartnern den Produktionsanstieg<br />
in den investitions- und exportabhängigen Wirtschaftsbereichen<br />
gedämpft. In den vergangenen Jahren<br />
hatten die japanischen Unternehmen stark in die<br />
Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten investiert.<br />
Aufgrund des nachlassenden Nachfrageanstiegs sind<br />
Kapazitätserweiterungen in diesem Jahr in deutlich<br />
geringerem Maße notwendig gewesen. Da sich zudem<br />
auch die Sachkapitalrenditen in Relation zum<br />
Kapitalmarktzins verschlechtert haben, ist das Volumen<br />
der Ausrüstungsinvestitionen mit etwa 8 vH<br />
deutlich schwächer gestiegen als im Vorjahr. Als Motiv<br />
für die Investitionen spielt mehr und mehr eine<br />
Rolle, daß die Engpässe am Arbeitsmarkt eine Rationalisierung<br />
und Kapitalintensivierung der Produktion<br />
erfordern. Auch im privaten und gewerblichen Bau<br />
hat sich die Nachfrage deutlich abgeschwächt: im<br />
zweiten Quartallag die Zahl der Baubeginne um etwa<br />
ein Fünftel unter dem entsprechenden Vorjahreswert.<br />
Der kräftige Anstieg der Landpreise seil Mille der<br />
achtziger Jahre hatte sich bereits im letzten Jahr nicht<br />
weiler fortgesetzt, und in diesem Jahr gingen die Bodenpreise<br />
- wie auch die Preise von Wohn- und Bürogebäuden<br />
- in den meisten Regionen leicht <strong>zur</strong>ück.<br />
Diese Entwicklung ist Ergebnis des seil Mitte 1989<br />
restriktiven geldpolitischen Kurses, dessen Wirkung<br />
durch die administrativ verfügte Beschränkung der<br />
Kreditvergabe noch verstärkt wurde.<br />
Trotz der Abschwächung im Jahresverlauf expandierte<br />
die japanische Volkswirtschaft mit einer Rate<br />
von etwa 41J2 vH immer noch deutlich kräftiger als<br />
andere große Industrieländer. Tragende Konjunkturstütze<br />
war die Expansion des Privaten Verbrauchs, die<br />
sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht abschwächte.<br />
Begünstigt durch einen weiterhin hohen<br />
Beschäftigungsanstieg und einen Lohnzuwachs von<br />
etwa 5V2 vH sind die verfügbaren Einkommen erneut<br />
kräftig gestiegen. Ihre Kaufkraft wurde durch einen<br />
mit gut 2V2 vH nur leicht höheren Anstieg der Konsumentenpreise<br />
nur wenig vermindert.<br />
Die reale Ausfuhr von Gütern und Diensten ist mit<br />
etwa 5 vH deutlich, schwächer gestiegen als im Vorjahr.<br />
Dabei spielte vor allem die konjunkturelle Abkühlung<br />
bei den wichtigsten Handelspartnern, den<br />
Vereinigten Staaten, den asiatischen Schwellenländern<br />
und Europa eine Rolle. Die Höherbewertung des<br />
Yen seit Ende letzten Jahres dürfte sich dagegen bislang<br />
noch nicht sehr stark ausgewirkt haben. Die Abschwächung<br />
der Binnennachfrage hat sich deutlich in<br />
der Einfuhrentwicklung niedergeschlagen, deren<br />
Wachstum hinter dem der Ausfuhr <strong>zur</strong>ückgeblieben<br />
ist. Damit gingen vom Außenhandel wieder positive<br />
Impulse auf das Wacbstum des Bruttosozialprodukts<br />
aus.<br />
Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />
In den haushaltspolitischen Beschlüssen sind für das<br />
Finanzjahr <strong>1991</strong>/<strong>92</strong> keine konjunkturstimulierenden<br />
Effekte angelegt. Es ist vorgesehen, die Gesamtausgaben<br />
in etwas geringerem Maße steigen zu lassen als<br />
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Kräftiger sollen<br />
vor allem die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen<br />
ausgeweitet werden, die Erhöhung ist ein Zugeständnis<br />
im Rahmen der bilateralen Verhandlungen mit<br />
den Vereinigten Staaten (Structural Impediments Initiative).<br />
Die japanische Regierung ist weiterhin bestrebt,<br />
die Staatsverschuldung zu reduzieren. In diesem<br />
Jahr soll die Neuverschuldung in Relation zum<br />
nominalen Bruttosozialprodukt auf 1,15 vH reduziert<br />
werden (1990: 1,3 vH). Auch der Beitrag zu den<br />
Kriegskosten der Verbündeten im Golfkrieg in Höhe<br />
von etwa 13 Mrd US-Dollar wurde durch die Erhöhung<br />
der Mineralölsteuer und der Körperschaftsteuer<br />
sowie anderer Einnahmen und durch Kürzungen von<br />
Ausgaben und damit defizitneutral finanziert.<br />
18. In den asiatischen Schwellenländern Hongkong,<br />
Südkorea, Singapur und Taiwan hatte sich das<br />
gesamtwirtschaftliche Expansionstempo von zweisteiligen<br />
Wachstumsraten in den Jahren 1986/87 auf<br />
etwa 7 vH im letzten Jahr verlangsamt. Die preisliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder hatte sich aufgrund<br />
kräftiger Lohnsteigerungen und einer Höherbewertung<br />
der Währungen verschlechtert. Mit der<br />
Überhitzung der Konjunktur waren zudem die Importe<br />
stark angestiegen, so daß sich die traditionell<br />
hohen Leistungsbilanzüberschüsse dieser Länder <strong>zur</strong>ückgebildet<br />
haben: Südkorea wies im letzten Jahr<br />
ein Leistungsbilanzdefizit aus.<br />
In diesem Jahr expandierte die gesamtwirtschaflliche<br />
Nachfrage der Länder mitwenig verändertem Tempo.<br />
Das steigende Inflationstempo insbesondere in Südkorea<br />
und Hongkong halte die Geldpolitik Mitte 1990<br />
zu einem restriktiveren Kurs veranlaßt, was die Dynamik<br />
der Binnennachfrage gedämpft hat. Vor allem in<br />
Taiwan, Hongkong und Singapur kamen dagegen<br />
kräftige Impulse von der Auslandsnachfrage.<br />
Leicht verringerter InflationsdRlck<br />
19. Der Preisanstieg hat sich <strong>1991</strong> im Durchschnitt<br />
der OECD-Länder leicht abgeschwächt: die Verbraucherpreise<br />
stiegen mit einer Rate von etwa 4 1 /2 vH<br />
gegenüber dem Vorjahr. Während der Kostendruck in<br />
den meisten Ländern nachgelassen hat, führte die<br />
Nachfrageabschwächung weltweit zu einem schärferen<br />
Preiswettbewerb. Auf der Kostenseite wirkten die<br />
sinkenden Rohstoffpreise und - in den meisten Ländem<br />
- ein verlangsamter Anstieg der Lohnkosten<br />
entlastend, mit den rückläufigen Zinsen nahmen auch<br />
die Kapitalkosten der Unternehmen leicht ab. Zudem<br />
konnten in den Ländern, die sich nochim ersten Halbjahr<br />
<strong>1991</strong> in einer Rezession befanden und in denen<br />
die Beschäftigung im Jahre <strong>1991</strong> weiter abgebaut<br />
wurde, nach der Wiederbelebung der Nachfrage in<br />
der zweiten Jahreshälfte wieder Produktivitätsgewinne<br />
erzielt werden.<br />
20. Der Rückgang der Rohstoffpreise im Jahre <strong>1991</strong><br />
ist zu einem guten Teil auf den kräftigen Rückgang<br />
des Preises für importiertes Rohöl zu Anfang des Jahres<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen; im Jahresdurchschnitt lag der<br />
Rohölpreis auf Dollarbasis um etwa 15 vH unter dem<br />
Vorjahresniveau. Die privaten Haushalte profitierten<br />
von dieser Entwicklung unmittelbar durch die sinkenden<br />
Preise für Benzinund Heizöl. Die Kostenrechnung<br />
der Unternehmen wurde insbesondere im Transportwesen<br />
und im industriellen Sektor entlastet. Dies hat<br />
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