Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
.--_._.,.-~<br />
führung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion:<br />
Mitte 1990 nahm der Import bei zunächst noch<br />
hoher Ausfuhr drastisch ab, was im zweiten Halbjahr<br />
1990 zu dem beträchtlichen Überschuß von<br />
13,2 Mrd DM führte. Mit dem Jahreswechsel 1990/91<br />
schwächte sich dann auch der Export deutlich ab<br />
(Schaubild 9). Die gesamte Warenausfuhr lag im ersten<br />
Vierteljahr <strong>1991</strong> um rund 50 vH niedriger als im<br />
vorangegangenen Quartal; dennoch konnte wieder<br />
ein positiver Außenhandelssaldo erzielt werden<br />
(1,8 Mrd DM).<br />
Schaubild 9<br />
MrdDM<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
o<br />
SR 910578<br />
OSTDEUTSCHER AUSSENHANDEL 1)<br />
A<br />
/~"\./'<br />
'./ -<br />
,<br />
91. Der Außenhandel der DDR war einseitig auf den<br />
RGW-Raum ausgerichtet. Vor Einführung der Währungs-,<br />
Wirtschafts- und Sozialunion hatten die RGW<br />
Länder einen Anteil von 74.7 vH an der ostdeutschen<br />
Gesamtausluhr (zweites Vierteljahr 1990), der Importanteil<br />
betrug 67,3 vH. Da im Einigungsvertrag ein<br />
Vertrauensschutz tür bestehende vertragliche Verpflichtungen<br />
gegenüber diesen Staaten vorgesehen<br />
worden war und der Export dorthin vorübergehend<br />
nach wie vor auf Basis von Transferrubeln (Kurs:<br />
2,34 DM) abgerechnet sowie ergänzend mit 2 Mrd DM<br />
subventioniert wurde. konnte das Ausfuhrniveau bis<br />
Ende 1990 weitgehend gehalten werden. Am 1. Januar<br />
<strong>1991</strong> änderten sich die Rahmenbedingungen im<br />
Handel mit den RGW-Ländern allerdings grundlegend:<br />
Nach Aufgabe des alten Verrechnungssystems<br />
Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />
._-.-<br />
------<br />
MrdDM<br />
1I<br />
\ Ausfuhr<br />
i -- --<br />
, t<br />
\ \<br />
\<br />
--<br />
Einluh. \<br />
-- ......<br />
-- - -<br />
----<br />
I ' 11 111 IV I I ' 11 111 IV<br />
1990 <strong>1991</strong><br />
1) Angaben schIeBen 8erlin (Ost) ein. Oie ausgewiesenen Ergebnisse<br />
vor Januar <strong>1991</strong> wurden an die geltenden Methoden der<br />
Bundesslatistik angepaßt. Spezialhandel, ohne die Warenströme<br />
von und nach Westdeutschland.<br />
I<br />
o<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
o<br />
wurde der Außenhandel nunmehr auf Basis konvertierbarer<br />
Währung und frei auszuhandelnder Preise<br />
abgewickelt. Unter diesen neuen Bedingungen ging<br />
die Ausfuhr stark <strong>zur</strong>ück. Wurden im zweiten Halbjahr<br />
1990 monatlich im Durchschrütt Waren im Wert<br />
von 2,7 Mrd DM in die früheren Staatshandelsländer<br />
exportiert, so waren es im Januar diesen Jahres lediglich<br />
1,8 Mrd DM, in den nachfolgenden Monaten unter<br />
einer Milliarde. Der erhebliche Devisenmangel<br />
dieser Staaten verhinderte. daß sich vorhandener Bedarf<br />
in größerem Ausmaß in Bestellungen bei ostdeutschen<br />
Unternehmen niederschlagen konnte. Nachfrageausfälle<br />
lagen sicherlich auch darin begründet, daß<br />
internationale Leistungsvergleiche angesichts der geringen<br />
Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Exportwirtschaft<br />
zu einer Abwanderung von Kunden geführt<br />
haben.<br />
<strong>92</strong>. Die Sowjetunion war der bedeutendste Handelspartner<br />
der DDR: Bei wichtigen Exportprodukten der<br />
DDR (Bagger- und Kranbau, Schienenfahrzeugbau,<br />
Nachrichtentechrük) betrug der Exportanteil in die<br />
UdSSR bis zu 80 vH. Schätzungen des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaltsforschung zufolge waren rund<br />
600000 Arbeitsplätze vom Handel nüt der Sowjetunion<br />
abhängig. Mit dem Hermes-Sonderprogramrn<br />
hat die Bundesregierung versucht, den Rückgang des<br />
Exports in die UdSSR kleinzuhalten. Dies ermöglichte<br />
es sowjetischen Unternehmen, sofort Waren aus den<br />
neuen Bundesländern zu beziehen, ohne über konvertierbare<br />
Währung zu verfügen. Im Rahmen dieses<br />
Programms wurde auf Anzahlungen und Zwischenzahlungen<br />
verzichtet. eine tilgungsfreie Zeit eingeräumt<br />
sowie die Kreditlaufzeit bis maximal 10 Jahre<br />
im Rahmen der nach Warenwert und Auftragswert<br />
üblichen Laufzeiten verlängert. Bis 25. Oktober <strong>1991</strong><br />
waren Deckungen im Wert von 8,3 Mrd DM endgültig<br />
zugesagt worden.<br />
93. Gegenwärtig ist noch nicht absehbar, in welchem<br />
Ausmaß die Hilfen des Bundes die Ausfuhrentwicklung<br />
beeinflussen. Nach dem Exporteinbruch<br />
zum Jahreswechsel hat sich die Gesamtausfuhrjedenfalls<br />
weiter abgeschwächt. Im August lag der Export<br />
um rund 40 vH unter dem Niveau vom Januar. Andererseits<br />
haben sich die Exporterwartungen der Unternehmen<br />
seit Januar stark gebessert. Befragungen zufolge<br />
richten viele Unternehmen ihre Hollnungen auf<br />
eine zumindest mittellristige Belebung des Handels<br />
mit der Sowjetunion und halten deshalb trotz gegenwärtig<br />
geringer Umsätze dort Marketing- und Serviceeinrichtungen<br />
aufrecht.<br />
94. Der Teil der Einfuhr, der durch die Außenhandelsstatistik<br />
erlaßt wird, hat sich nach dem drastischen<br />
Rückgang Mitte des vergangenen Jahres auf<br />
niedrigem Niveau weitgehend stabilisiert. Von den<br />
Rückgängen waren praktisch alle Warengruppen betroffen.<br />
Konsumgüter osteuropäischer Herkunft büßten<br />
an Attraktivität ein, nachdem nüt der Verlügung<br />
über D-Mark der Zugriff auf die westliche Produktpalette<br />
möglich geworden war.<br />
Die aus Westdeutschland bezogenen Waren werden in der Außenhandelsstatistik<br />
nicht <strong>zur</strong> Einfuhr gerechnet. In diesen Lieferungen<br />
ist jedoch zum Teil der sogenannte Durchleitungsim·<br />
port enthalten; dies sind Lieferungen, die in den alten Bundesländern<br />
als Import erfaßt werden, letztendlich aber in Ostdeutschland<br />
verwendet werden.