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Jahresgutachten 1991/92 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 12. Wahlperiode Drucksache 12/1618<br />

was dem Gnmdgedanken der Marktintegration zuwiderläuft.<br />

Für ein Oearing-Verfahren sollte man sich<br />

an makroökonomischen Daten (wie Einwohnerzahl,<br />

Konsumquoteo, Steuersätze) orientieren, die eine<br />

Kontrolle des innergemeinschaftlichen Handels überflüssig<br />

machen. Die Aufteilung des Steueraufkommens<br />

nach Verbrauch wird dadurch zwar nicht exakt,<br />

aber doch näherungsweise zu verwirklichen sein.<br />

Mehr leistet auch ein Oearing-System nicht, das auf<br />

die Kontrolle der lieferungen in Europa abstellt. Für<br />

unerträglich gehaftene Ergebnisse kann man im übrigen<br />

an anderer Stelle des ohnehin erforderlich werdenden<br />

Finanzausgleichs zwischen den EG-Staaten<br />

korrigieren.<br />

Umweltpolftlk: DIe rtchtIgen Anreize setzen<br />

411. In der Umweltpolitik sieht sich die Europäische<br />

Gemeinschaft in den neunziger Jahren einer ganzen<br />

Reihe von zu lösenden Problemen gegenüber:<br />

Zum Schutz globaler, weltweiter Umweltgüter<br />

sind Schadstoffe einzuschränken, die sich auf das<br />

Klima der Erde auswirken können. Hierzu zählen<br />

die Kohlendioxidemissionen (Ziffer 412).<br />

Beim grenzüberschreitenden Verkehr, insbesondere<br />

dem Straßenverkehr, ist neben der Zuordnung<br />

der Wegekosten eine Internalisierung der<br />

Umweltkosten geboten (Ziffer 415).<br />

Bei den grenzüberschreitenden Umweltproblemen,<br />

und zwar sowohl im Bereich der Luftgütewirtschaft<br />

wie im Bereich der Gewässer, stehen<br />

überzeugende Lösungen in Europa noch aus<br />

(Ziffer 416).<br />

412. International zeichnet sich ein breiter Konsens<br />

darüber ab, daß weltweit eine Reduzierung der Kohlendioxidemissionen<br />

erforderlich ist. Die Bundesregierung<br />

hat mit Kabinettsbeschluß vom 7. November<br />

1990 ihre Absicht bekräftigt, die deutschen CO,­<br />

Emissionen bis zum Jahre 2005 um 25 vH (beziehungsweise<br />

30 vH für die neuen Bundesländer) zu<br />

verringern. Andere EG-Länder bleiben zum Teil wesentlich<br />

hinter dieser Zielsetzung <strong>zur</strong>ück. Die EG­<br />

Kommission strebt bis zum Jahre 2000 eine Stabilisierung<br />

der COrEmissionen auf dem Niveau von 1990<br />

an. Reduzierungsmaßnahmen können sinnvoll nicht<br />

im nationalen Alleingang, sondern nur bei einer breiten<br />

internationalen Beteiligung vorgenommen werden.<br />

Die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen kann<br />

im Rahmen eines marktwirtschaftlichen Ansatzes entweder<br />

durch eine Preislösung - eine Steuer oder<br />

Abgabe auf CO, ~ oder durch eine Mengenlösung<br />

über Zertifikate angestrebt werden.<br />

Die EG-Kommission schlägt eine Steuerlösung vor,<br />

und zwar eine Kombination aus einer neuen EG-einheitlichen<br />

Primärenergiesteuer und einer Kohlendioxidsteuer,<br />

wobei die Energiesteuer am Energiegehaltund<br />

die CO,-Steuer am Kohlenstoffgehalt der Primärenergieträger<br />

(ohne regenerative Energie) anknüpft.<br />

Die Energiekomponente soll 50 vH der vorgeschlagenen<br />

Steuer nicht übersteigen. Die Details des<br />

Vorschlags, etwa die Behandlung verschiedener<br />

Energieträger bei der Energiekomponente und insbesondere<br />

die Kohlendioxidkomponente, sind noch<br />

nicht präzisiert. Für die Energiekomponente wird an<br />

eine Steuer von 3 US-Dollar pro Faß Rohöl ab 1. Januar<br />

1993 gedacht, die auf 10 US-Dollarim Jahre 2000<br />

ansteigen würde. Das Steueraufkommen soll nach<br />

Vorstellung der Kommission in den Mitgliedsländern<br />

verbleiben.<br />

In. dem Mischkonzept überlagern sich zwei Ziele, das<br />

umweltpolitische Ziel einer Reduzierung von Kohlendioxidemissionen<br />

und das energiepolitische Ziel einer<br />

Verringerung der Energienachfrage und damit einer<br />

Verbesserung der Energieeffizienz. Die Kohlendioxidkomponente<br />

wirkt darauf hin, CO, direkt zu<br />

vermeiden. Durch die Besteuerung der Primärenergie<br />

werden dagegen Anreize gesetzt, den Energieverbrauch<br />

zu reduzieren. Die Kohlendioxidemissionen<br />

reduzieren sich hier lediglich als Folge einer Abnahme<br />

in der Nachfrage nach Primärenergie. Bei der<br />

Energiekomponente unterbleibt eine Substitution<br />

zwischen verschiedenen Energiearten, die unterschiedlich<br />

stark zu Koblendioxidemissionen beitragen.<br />

Darüber hinaus wird die Entwicklung technologischer<br />

Prozesse <strong>zur</strong> Verringerungvon CO 2 , die heute<br />

noch nicht bekannt sind, durch eine Energiebesteuerung<br />

nicht direkt stimuliert. Damit wirkt das Mischkonzept<br />

nur zu einem Teil in die Richtung, Kohlendioxidemissionen<br />

zu verringern. Die Wirkung wird<br />

auch davon abhängen, ob bei der Präzisierung der<br />

Steuer die Energiekomponente nicht ein größeres Gewicht<br />

bekommt.<br />

Unklar ist, ob das Reduzierungsziel der Bundesregierung<br />

mit dem EG-einheitlichen Steuersatz verwirklicht<br />

werden kann oder ob dafür zusätzlich andere<br />

Maßnahmen erforderlich sind; damit stünde dem Vorteil<br />

eines für Europa einheitlichen Steuersatzes für das<br />

Gebiet der Bundesrepublik der Nachteil zusätzlicher<br />

umweltpolitischer Maßnahmen gegenüber.<br />

413. Nach den Plänen des Bundesumweltininisteriums<br />

würde eine COrAbgabe pro Tonne emittiertes<br />

Kohlendioxid erhoben; dabei sind 10 DM pro Tonne<br />

vorgesehen. Damit würde - im Vergleich zum Vorschlag<br />

der EG-Kommission - grundsätzlich unmittelbar<br />

am CO,-Ausstoß angesetzt. Die Abgabe soll lür<br />

Feuerungsanlagen ab einem Megawatt Leistung gelten.<br />

Damit sind aber nicht alle Emittentenvon Kohlendioxid<br />

erlaßt. Diese Bereiche sollen neu reguliert werden.<br />

So müßten die Kleinfeuerungs- und Heizungsanlagenverordnung<br />

und die Wärmeschutzverordnung<br />

novelliert werden. Auch müßte die Kraftfahrzeugsteuer<br />

verändert werden. Der Nachteil einer solchen<br />

CO,-Abgabe wäre die Notwendigkeit einer Kombination<br />

mit einer Reihe ordnungsrechtlicher, regulierender<br />

Maßnahmen. Die Abgabe wäre zunächst nicht im<br />

europäischen Kontext abgestimmt.<br />

414. Grundsätzlich sind eine Steuer- oder Abgabenlösung<br />

und eine Mengenlösung als marktwirtschaftliehe<br />

Instrumente der Umweltpolitik äquivalent. Die<br />

Steuer- oder Abgabenlösung verteuert die Emissionen<br />

und setzt damit einen Anreiz, Emissionen zu vermeiden.<br />

Eine Mengenlösung begrenzt die Emissionsmenge,<br />

die insgesamt für alle Emittenten zulässig ist.<br />

Über den Preis wird dann bestimmt, wie die Gesamtemissionsmenge<br />

auf die einzelnen Emittenten aufge-<br />

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