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Sommersemester 2010 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ...

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Wirtschaftspolitik 243<br />

Wer und was bestimmt den (wirtschafts-)politischen Entscheidungsprozess? Welche<br />

Auswirkungen haben Wahlen und politische Systeme, Verfassungsstrukturen, Politiker,<br />

Parteien, Bürokraten, Lobbyisten und organisierte Interessengruppen auf die<br />

Wirtschaftspolitik? Kann aus dem Zusammenwirken eigennutzorientierter politischer<br />

Akteure überhaupt eine gute Wirtschaftspolitik zustande kommen? Wann nden<br />

Reformen statt und warum meistens erst so spät? Warum ist der Staat so groÿ<br />

und wie kann man erklären, warum er gerade das macht, was er macht? Diese und<br />

verwandte Fragen werden im Teilgebiet der Politischen Ökonomie (public choice theory)<br />

diskutiert, welche das Denkmodell des homo oeconomicus auf Entscheidungs- und<br />

Einussträger im politischen Prozess anwendet.<br />

(3) Theorie kollektiver Entscheidungen (Social Choice)<br />

Wirtschaftspolitik orientiert sich im Idealfall an gesellschaftlichen Zielen. Doch wie<br />

bestimmen sich überhaupt gesellschaftliche Ziele? Kann eine Gruppe von Individuen<br />

in dem gleichen Sinne Ziele und Werte haben, in dem einzelne Individuen Ziele und<br />

Werte haben? Lassen sich individuelle Zielvorstellungen konsistent zu gesellschaftlichen<br />

Zielvorstellungen bündeln und, wenn ja, mit welchen Mechanismen? Was bedeutet<br />

Gemeinwohl, wann ist eine Situation gerecht, und anhand welcher Kriterien<br />

kann man sagen, dass eine Situation A für eine Gesellschaft besser ist als eine andere<br />

Situation B? Diese und andere Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik werden in der<br />

Theorie kollektiver Entscheidungen (social choice theory) diskutiert.<br />

(4) Sozialpolitik<br />

Neben Familie und Markt ist in modernen Gesellschaften der Staat mittels des Systems<br />

der sozialen Sicherung die wichtigste Institutionen, um Individuen bei der Bewältigung<br />

der Wechselfälle ihres Lebens zu unterstützen und ihre mit Alter, Krankheit,<br />

Einkommensausfall etc. verbundenen Risiken abzusichern. In vielen Ländern<br />

bilden Ausgaben für sozialpolitische Maÿnahmen die gröÿte Kategorie innerhalb der<br />

gesamten Staatsausgaben - und nehmen damit auch relativ zum volkswirtschaftlichen<br />

Gesamteinkommen ein beträchtliches Ausmaÿ an.<br />

Die ökonomische Theorie der Sozialpolitik betrachtet sozialstaatliche Aktivitäten aus<br />

drei Blickwinkeln: Zum ersten können viele sozialstaatliche Maÿnahmen und Institutionen<br />

in einer Welt mit nur unvollkommen funktionierenden Märkten als Korrektur<br />

von Marktversagen (z.B. bei unvollständigen Märkten, asymmetrischer Information<br />

oder externen Eekten) und damit als ezienzsteigernde Eingrie verstanden<br />

werden (allokative Perspektive). Zum zweiten gehört es zu den expliziten, aber nur<br />

selten konkretisierten Zielen der Sozialpolitik, durch Umverteilung gesellschaftliche<br />

Ungleichheiten zu reduzieren und Gerechtigkeit und Fairness zu fördern (distributive<br />

Perspektive). Zum dritten resultiert Sozialpolitik unabhängig von ihrem normativen<br />

Überbau faktisch immer aus einem politischen Zusammenspiel von jeweils an ihrem<br />

eigenen Nutzen orientierten Politikern, Wählern, Bürokraten, Interessengruppen und<br />

sonstigen Akteuren (polit-ökonomische Perspektive).<br />

Organisation der Lehrveranstaltungen: Das Lehrangebot umfasst Vorlesungen (zum<br />

Teil mit begleitender Übung) zu den Gebieten der Wirtschaftspolitik oder zu speziellen<br />

Teilaspekten. Im Zuge des Auslaufens des Diplom-Studiengangs werden nach und<br />

nach Veranstaltungen zur Sozialpolitik gröÿeren Raum einnehmen. In jedem Semes-

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