Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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chen, wäre eine bescheinigungspflichtige<br />
problembezogene Schw<strong>an</strong>gerenkonfliktberatung<br />
auch vor Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüchen<br />
aus medizinischer Indikation.<br />
Ohne eine solche Beratung<br />
sollte der Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch nur<br />
d<strong>an</strong>n nicht rechtswidrig sein, wenn mit<br />
dem Aufschub durch die Beratung eine<br />
vitale Bedrohung für die Schw<strong>an</strong>gere<br />
verbunden wäre.<br />
Die Pflichtberatung zu medizinischen<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikten sollte<br />
hierfür zugelassenen Einrichtungen<br />
vorbehalten bleiben, die <strong>an</strong>gemessene<br />
Kompetenzen auf medizinischem, aber<br />
auch psychosozialem und ethischem<br />
Gebiet vorweisen können.<br />
Literatur<br />
1. Kommission für Öffentlichkeitsarbeit und ethische<br />
Fragen der Gesellschaft für Hum<strong>an</strong>genetik e.V.<br />
(1996): Positionspapier. Med. Genetik 8: 125–131.<br />
2. Bundesärztekammer: Diskussionsentwurf zu einer<br />
Richtlinie zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik. Dt Ärztebl<br />
2000; 97: A 525–528 [Heft 9].<br />
<strong>3.</strong> Bundesärztekammer: Richtlinien zur pränatalen Diagnostik<br />
von Kr<strong>an</strong>kheiten und Kr<strong>an</strong>kheitsdispositionen.<br />
Dt Ärztebl 1998; 95: A 3236–3242 [Heft 50].<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Wolfram Henn<br />
Institut für Hum<strong>an</strong>genetik, Universitätskliniken<br />
Bau 68, 66421 Homburg/Saar<br />
E-Mail: wolfram.henn@med-rz.uni-saarl<strong>an</strong>d.de<br />
Heft 37, 14. September 2001<br />
108<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Heft 33, 17. August 2001<br />
Stammzellforschung<br />
„Ethik des Heilens“<br />
George W. Bush hat es sich nicht leicht<br />
gemacht mit seiner Einstellung zu<br />
menschlichen <strong>Embryonen</strong>. In einer<br />
Fernseherklärung schilderte er letzte<br />
Woche ausführlich seinen Meinungsbildungsprozess.<br />
„Ist ein Embryo im<br />
frühen Stadium bereits menschliches<br />
Leben?“, fragte sich der amerik<strong>an</strong>ische<br />
Präsident. Nach vielen Gesprächen mit<br />
Naturwissenschaftlern, Ärzten und<br />
Theologen kam er zu der Ansicht: „Jeder<br />
Embryo ist einzigartig wie eine<br />
Schneeflocke und besitzt das einzigartige<br />
genetische Potenzial zu einem individuellen<br />
menschlichen Wesen.“ Auch<br />
auf die Frage, ob m<strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong> nicht<br />
für „höhere Zwecke“ benutzen dürfe,<br />
wenn sie doch in jedem Fall zerstört<br />
würden, habe er verschiedene Antworten<br />
erhalten. Bush verweist auf die moralischen<br />
Gefahren bei der <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> embryonalen Stammzellen. In diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g sprach er sich entschieden<br />
gegen das Klonen von Menschen<br />
aus. Ohne moralisches Dilemma<br />
könne nur <strong>an</strong> Plazentazellen und <strong>an</strong><br />
Hum<strong>an</strong>ismusstreit<br />
adulten Stammzellen geforscht werden,<br />
was deshalb auch mit Bundesmitteln<br />
unterstützt werden soll.<br />
Wegen seiner zahlreichen Bedenken<br />
spricht sich Bush gegen eine <strong>Forschung</strong>sförderung<br />
mit gezüchteten Linien<br />
aus. Die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> Experimenten<br />
mit bestehenden Linien embryonaler<br />
Stammzellen soll dagegen gefördert<br />
werden, „da die Entscheidung über Leben<br />
und Tod hier bereits vollzogen ist“.<br />
Nach Auskunft führender Wissenschaftler<br />
böten diese 60 Linien sehr<br />
gute Aussichten auf einen Durchbruch<br />
im Bereich der Entwicklung neuer<br />
Heilverfahren. Wie Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Gerhard Schröder ist er also Verfechter<br />
einer „Ethik des Helfens und Heilens.“<br />
Gemessen am Beschluss des diesjährigen<br />
Ärztetages in Ludwigshafen<br />
hätte Bushs (fauler) Kompromiss keinen<br />
Best<strong>an</strong>d. Dort hatten die Delegierten<br />
der Herstellung, dem Import und<br />
der Verwendung embryonaler Stammzellen<br />
(derzeit) eine eindeutige Absage<br />
erteilt. Gisela Klinkhammer<br />
Vom Überschreiten des Rubikon<br />
In der derzeitigen Debatte über medizinethische Fragen wird nicht nur über das<br />
Pro und Kontra von Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik und embryonaler Stammzellforschung,<br />
sondern auch über den Wert und die Würde menschlichen Lebens diskutiert.<br />
Vor etwa einem Jahr ging Prof. Dr.<br />
phil. Dr. h. c. mult. Wolfg<strong>an</strong>g Frühwald<br />
mit einem jungen amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Juristen durch Berlin. Dieser habe<br />
ihm einen Kummer <strong>an</strong>vertraut, über<br />
den er offenkundig schon länger nachgedacht<br />
hatte.Er komme nicht über den<br />
Ged<strong>an</strong>ken hinweg, sagte er, dass seine<br />
Generation die letzte sein werde, die<br />
auf natürlichem Weg gezeugt worden<br />
war. Über diese Episode berichtet<br />
Frühwald, Präsident der Alex<strong>an</strong>der von<br />
Humboldt-Stiftung und früherer Präsident<br />
der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(DFG), in der jüngsten Ausgabe<br />
von „Wirtschaft & Wissenschaft“, der<br />
Zeitschrift des Stifterverb<strong>an</strong>des für die<br />
deutsche Wissenschaft. Er selbst hielt<br />
die Angst des jungen M<strong>an</strong>nes zunächst<br />
für „ein Produkt ausgedehnter Science-<br />
Fiction-Lektüre“. Inzwischen scheint<br />
sie ihm jedoch alles <strong>an</strong>dere als abwegig.<br />
In mehreren Beiträgen äußerte er seine<br />
Befürchtungen, die offenbar von einer<br />
Ansprache des Präsidenten der Max-<br />
Pl<strong>an</strong>ck-Gesellschaft zur Förderung der<br />
Wissenschaften, Prof. Dr. rer. nat. Hubert<br />
Markl, ausgelöst worden waren.<br />
Markl hatte sich bei der Hauptversammlung<br />
seiner Gesellschaft am 22. Juni<br />
gegen den Bundespräsidenten und die<br />
Auffassungen der beiden großen christlichen<br />
Kirchen gew<strong>an</strong>dt und dezidiert deren<br />
Welt<strong>an</strong>schauung widersprochen. Joh<strong>an</strong>nes<br />
Rau hatte sich in seiner Berliner<br />
Rede am 18. Mai für eine Beibehaltung