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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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G<strong>an</strong>g gesetzt, um den Wunsch nach einem<br />

genetisch gesunden Kind zu erfüllen.<br />

Der in vitro hergestellte Embryo<br />

wird nicht als solcher, als „Zweck <strong>an</strong><br />

sich selbst“ <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt und gewollt, sondern<br />

abhängig von bestimmten Eigenschaften<br />

und Merkmalen, die er hat<br />

oder nicht hat. Nur unter dieser Voraussetzung<br />

wird ihm die Ch<strong>an</strong>ce zum Weiterleben<br />

eingeräumt. Deutlicher k<strong>an</strong>n<br />

nicht zum Ausdruck kommen, dass er<br />

keinen Anteil <strong>an</strong> menschlicher Würde<br />

hat,sondern nur einen <strong>an</strong> bestimmte Eigenschaften<br />

gebundenen Wert.<br />

Steht aber einem Verbot der <strong>PID</strong><br />

nicht die Menschenwürde und das<br />

Selbstbestimmungsrecht der Eltern und<br />

insbesondere der Frau entgegen? Das<br />

ist nicht der Fall. Denn weder werden<br />

die Eltern oder die Frau durch ein Verbot<br />

der <strong>PID</strong> zum Objekt gemacht und<br />

instrumentalisiert noch in ihrem Recht<br />

auf Selbstbestimmung verletzt. Ihre<br />

Entscheidung, ob und w<strong>an</strong>n sie einen<br />

Kindeswunsch und wie sie ihn erfüllen<br />

wollen, ist frei und selbstbestimmt. Sie<br />

werden nur dar<strong>an</strong> festhalten, wenn sie<br />

ein Kind wollen, es als solches zu wollen<br />

und nicht nur als ein Kind mit bestimmten<br />

Eigenschaften. Der Verzicht auf<br />

<strong>PID</strong> ist auch zumutbar. Wenn Menschen<br />

es als unzumutbar empfinden,<br />

dass sie erbkr<strong>an</strong>ke oder behinderte<br />

Kinder bekommen, steht es ihnen frei,<br />

auf Elternschaft zu verzichten.<br />

M<strong>an</strong> darf nicht übersehen, welches<br />

breite Tor geöffnet wird, wenn die <strong>PID</strong>,<br />

wie schon in einigen Ländern geschehen,<br />

zugelassen wird. Die möglichen<br />

Anwendungsgebiete sind vielfältig.<br />

Heft 23, 6. Juni 2003<br />

Menschenwürde<br />

Zu dem Beitrag „Dasein um seiner selbst willen“<br />

von Prof. Dr. jur. Dr. phil. Ernst-Wolfg<strong>an</strong>g Böckenförde<br />

in Heft 19/2003:<br />

Analogie: milit<strong>an</strong>te Tierschützer<br />

Eine wesentliche Aussage von Böckenförde<br />

ist, dass die Gewinnung von<br />

Stammzellen durch Tötung von (überzähligen)<br />

<strong>Embryonen</strong> nicht zu rechtfertigen<br />

sei, auch d<strong>an</strong>n nicht, wenn aus der<br />

Stammzellforschung vielleicht einmal<br />

Heilmittel für bisl<strong>an</strong>g nicht heilbare<br />

184<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

Zwar wird die <strong>PID</strong> derzeit von ihren<br />

Befürwortern nur für Fälle bestimmter<br />

schwerer Erbkr<strong>an</strong>kheiten gefordert, sofern<br />

ein hohes genetisches Risiko vorliegt.<br />

Schon dies bedeutet jedoch eine<br />

schwere Diskriminierung der entsprechend<br />

behinderten oder mit einer Erbkr<strong>an</strong>kheit<br />

belasteten Menschen. Sie<br />

sind diejenigen, die eigentlich nicht da<br />

sein sollten, deren Leben als nicht lebenswert<br />

erscheint und die eine Frau,<br />

die ver<strong>an</strong>twortlich h<strong>an</strong>delt, nicht gebären<br />

sollte. Diese Diskriminierung<br />

verstärkt sich noch, wenn die betreffenden<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten in einem Katalog ben<strong>an</strong>nt<br />

werden.Warum soll d<strong>an</strong>n ein solcher<br />

Katalog nicht erweitert werden?<br />

Warum sollte <strong>PID</strong> nur zur Abwehr<br />

schwerer genetisch bedingter Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

und nicht auch für eine positive<br />

Eugenik <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt werden?<br />

d) Für die Beurteilung des so gen<strong>an</strong>nten<br />

therapeutischen Klonens ist<br />

zwischen der therapeutischen Verwendung<br />

embryonaler Stammzellen und<br />

adulter Zellkerne zu unterscheiden.<br />

Die Verwendung embryonaler Stammzellen<br />

und adulter Zellkerne unterscheidet<br />

sich im Blick auf das Prinzip<br />

Menschenwürde und das Tötungsverbot<br />

nicht von der verbrauchenden <strong>Embryonen</strong>forschung.<br />

Eigens dazu hergestellte<br />

oder <strong>an</strong>derweitig entst<strong>an</strong>dene<br />

<strong>Embryonen</strong> werden als Mittel für <strong>an</strong>dere<br />

externe Zwecke verbraucht und dabei<br />

getötet. Die Achtung der Menschenwürde<br />

und das Tötungsverbot stehen<br />

dem eindeutig entgegen.<br />

Bei der Verwendung adulter Zellkerne<br />

stellt der Ge- und Verbrauch dieser<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten resultieren würden, was<br />

aber durchaus ungewiss ist. Das betrifft<br />

natürlich auch den Import von Stammzellen.Aus<br />

abstrakt ethischer Sicht können<br />

wahrscheinlich die meisten einer<br />

solchen Formulierung zustimmen. Ein<br />

Problem entsteht d<strong>an</strong>n, wenn die abstrakte<br />

Ethik ihres Mythos entkleidet<br />

wird. Sollte es doch eines Tages – wider<br />

Erwarten – möglich sein, auf dieser Basis<br />

entwickelte wirksame Medikamente<br />

<strong>an</strong>zubieten, was d<strong>an</strong>n? Da durch die<br />

Exegese des Grundgesetzes verhindert<br />

Zellen keine Tötungsh<strong>an</strong>dlung dar. Die<br />

adulten Zellen, die einem lebenden, in<br />

der Regel erwachsenen Menschen entnommen<br />

werden, sind keine <strong>Embryonen</strong>,<br />

nicht eigene menschliche Lebewesen,<br />

sondern nur Zellen. Sie können als<br />

solche zu Heilungszwecken verbraucht<br />

werden. Das Eigenartige und Herausfordernde<br />

ist die Art der Verwendung.<br />

Der Zellkern wird in eine vorher entkernte<br />

Eizelle eingepfl<strong>an</strong>zt und auf diese<br />

Weise ein neues Lebewesen ohne<br />

Verschmelzung von Samen- und Eizelle<br />

künstlich hergestellt, was bei voller Entwicklung,<br />

würde sie nicht abgebrochen,<br />

mit dem Menschen, dem die Zelle entnommen<br />

wurde, genetisch identisch wäre.<br />

Das ist mit der Achtung der Menschenwürde<br />

nach meiner Auffassung<br />

schwerlich vereinbar.<br />

❚ Zitierweise dieses Beitrags:<br />

Dtsch Arztebl 2003; 100: A 1246–1249 [Heft 19]<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Prof. (em.) Dr. iur. Dr. phil.<br />

Ernst-Wolfg<strong>an</strong>g Böckenförde<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Türkheimstraße 1, 79280 Au/Breisgau<br />

wurde, diese Medikamente in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zu entwickeln, wird es <strong>an</strong>dere europäische<br />

und/oder US-amerik<strong>an</strong>ische<br />

Anbieter geben.Verschließen wir uns<br />

d<strong>an</strong>n dem pharmakologischen Fortschritt<br />

– was nur konsequent wäre?<br />

Oder sind wir Pharisäer und importieren<br />

die innovativen Medikamente, die<br />

<strong>an</strong>dere gegen unseren Willen, aber für<br />

uns entwickelt haben?<br />

Eine <strong>an</strong>aloge Situation haben uns vor<br />

Jahren schon die milit<strong>an</strong>ten Tierschützer<br />

beschert. Nachdem erhebliche Teile

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