Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zu Fortschritten sowohl im Bereich der naturwissenschaftlichen<br />
als auch der medizinischen Erkenntnis<br />
geführt hat. Um die vielen offenen Fragen<br />
der zellulären Entwicklungsbiologie zu klären,<br />
sind aus wissenschaftlicher Sicht weitere intensive<br />
<strong>Forschung</strong>s<strong>an</strong>strengungen notwendig. In diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g sind die Wissenschaftler aufgefordert,<br />
die Öffentlichkeit sachlich und fundiert<br />
über die Grundlagen der <strong>Forschung</strong> mit embryonalen<br />
und adulten Stammzellen und eine mögliche<br />
Ausweitung auf hum<strong>an</strong>e embryonale Stammzellen<br />
zu informieren und die verschiedenen Quellen<br />
für menschliche Stammzellen (überzählige<br />
<strong>Embryonen</strong>, fetales Gewebe, adulte Stammzellen)<br />
zu benennen.<br />
Der Deutsche Ärztetag fordert die Wissenschaftler<br />
auf, bei der Darstellung der zu erwartenden<br />
<strong>Forschung</strong>sergebnisse größtmögliche Sachlichkeit<br />
zu üben, da die Möglichkeiten einer Realisierung<br />
von therapeutischen Anwendungen wahrscheinlich<br />
noch in weiter Zukunft liegen. Patienten<br />
als auch Ärzten darf keine übertriebene Hoffnung<br />
auf eine baldige Anwendung gemacht werden.<br />
Auch der Gesetzgeber wird seine zu treffende<br />
Entscheidung, ob eine <strong>Forschung</strong> mit menschlichen<br />
embryonalen Stammzellen in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
erlaubt werden soll, erst nach intensiver Beratung<br />
fällen. Insbesondere sollte der Enquete-Kommission<br />
„Recht und Ethik der modernen Medizin“ sowie<br />
dem Nationalen Ethikrat die Möglichkeit<br />
gegeben werden, die Gesellschaft und die politischen<br />
Entscheidungsträger über die ethischen<br />
Fragen zu beraten, um eine sachgerechte Urteilsbildung<br />
vorzubereiten. ✮<br />
Heft 30, 27. Juli 2001<br />
DISKUSSION<br />
zu unserer<br />
Berichterstattung vom<br />
104. Deutschen<br />
Ärztetag<br />
in Heft 22/2001<br />
Auf die Gefahr hinweisen<br />
Die offiziellen Org<strong>an</strong>e der Ärzteschaft<br />
tragen leider nur wenig dazu bei, das im<br />
Moment in der Gesellschaft brodelnde<br />
Bemühen zu unterstützen, <strong>an</strong>gesichts<br />
zukunftsweisender Entscheidungsnotwendigkeiten<br />
zwischen einem ökono-<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
mischen Diskurs und einem Diskurs einer<br />
Ethik des Heilens zu differenzieren.<br />
Ich möchte dies <strong>an</strong> einem Beispiel illustrieren:<br />
Aufgabe der Ärzteschaft wäre<br />
es, auf die Gefahr hinzuweisen, die in<br />
den Vorstellungen steckt, mit der über<br />
die <strong>PID</strong> als Möglichkeit zur Vermeidung<br />
„erbkr<strong>an</strong>ken Nachwuchses“ diskutiert<br />
wird.<br />
Eine <strong>PID</strong> ist nur d<strong>an</strong>n möglich, wenn<br />
eine IVF gepl<strong>an</strong>t ist. Sich genetisch belastet<br />
fühlende Paare müssten auf die<br />
noch normalen Fortpfl<strong>an</strong>zungsrituale<br />
mit allen deren Freuden und inspirierenden<br />
Risiken verzichten, wenn sie eine<br />
<strong>PID</strong> durchführen lassen wollten. Ist<br />
diese Entfremdung im Denken erst einmal<br />
etabliert, entsteht – wie m<strong>an</strong> es von<br />
der <strong>PND</strong> weiß – eine Nachfrage, die das<br />
Angebot rechtfertigt. Die Nachfrage<br />
fragt jedoch nicht mehr nach Ethik,sondern<br />
nur noch nach dem Preis. Dies<br />
dient zwar der Belegung gynäkologischer<br />
Abteilungen, lässt aber den Arzt<br />
in seiner individuellen Gewissensentscheidung<br />
verworren allein.<br />
Dr. med. Gudrun Wollm<strong>an</strong>n,<br />
Am Mühlrain 24 e, 69151 Neckargemünd<br />
In „Fliegerm<strong>an</strong>ier“ fordern<br />
Liebe Vertretung unserer Interessen,<br />
schöne Papiere haben Sie da wieder aufgesetzt.<br />
Politisch korrekt formuliert, viele<br />
Forderungen,kein Druck.Gleichzeitig<br />
stehen die von Ihnen Vertretenen im niedergelassenen<br />
Bereich vor Pfennigsbetrags-Bezahlungen.<br />
Im stationären Bereich<br />
wird bei bek<strong>an</strong>nten unmöglichen<br />
Arbeitsbedingungen s<strong>an</strong>ft über neue<br />
Urteile zur Arbeitszeit diskutiert. In der<br />
Summe klingt durch: Wo zu wenig Geld<br />
ist, können wir nicht zu vehement fordern.<br />
Brav sind wir, die die Leistungen<br />
der Patientenversorgung erbringen.Verkaufen<br />
wir den Patienten doch lieber, jeder<br />
für sich, ein paar gewisse Extras oder<br />
betrügen bei der Abrechnung,weil es <strong>an</strong>ders<br />
nicht geht.Wir haben in den letzten<br />
zehn Jahren auf Gehaltserhöhung verzichtet,<br />
in Kliniken mehr Stunden gearbeitet,<br />
um auch der <strong>Dokumentation</strong> gerecht<br />
zu werden. Aber <strong>an</strong> gemeinsamer<br />
Stärke haben wir nicht gearbeitet. Wo<br />
Kr<strong>an</strong>kenkassen hintenrum nicht erstattungsfähige<br />
Leistungen <strong>an</strong> Patienten bezahlen,<br />
um sie als Kunden zu halten, wa-<br />
chen wir immer noch nicht auf. Geld genug<br />
ist da, ob von den Kassen oder den<br />
Patienten. Wir müssen es nur in Fliegerm<strong>an</strong>ier<br />
einfordern. Wo das d<strong>an</strong>n herkommt,<br />
sollen Kassen und Politiker bestimmen,<br />
die haben den Patienten ja<br />
auch l<strong>an</strong>ge genug beigebracht – wählt<br />
uns, d<strong>an</strong>n gibt es fast alles.<br />
Dr. med. U. Siepm<strong>an</strong>n-Winkler,<br />
Nerotal 59, 65193 Wiesbaden<br />
Die Zeit, grundlegend Neues<br />
zu formulieren, verrinnt<br />
Der Deutsche Ärztetag stützt das bestehende<br />
System und will es, wie Politik,<br />
Kr<strong>an</strong>kenkassen, Ärztekammern und<br />
KVen auch, durch ständige Reformen<br />
und noch mehr Bürokratie retten, obwohl<br />
der endgültige Zusammenbruch<br />
<strong>an</strong>gesichts der ständigen Zunahme<br />
chronisch kr<strong>an</strong>ker und immer älterer<br />
Patienten, in Verbindung mit dem ras<strong>an</strong>ten<br />
Fortschritt, absehbar ist. Daher<br />
störte mich das Fehlen von Nachdenklichkeit<br />
über g<strong>an</strong>z neue Wege oder Visionen.<br />
Angesichts der berufspolitisch,<br />
leider immer noch, weitgehend passiven<br />
Ärzteschaft, der es <strong>an</strong>scheinend gefällt,Spielball<br />
von Politik und Kassen zu<br />
sein, kein Wunder. Sollte das Gesundheitswesen<br />
nicht endlich <strong>an</strong> unsere sonstige<br />
gesellschaftliche Wirklichkeit <strong>an</strong>gepasst<br />
werden, hin zu mehr Eigenver<strong>an</strong>twortung,<br />
zu Effizienz durch Wettbewerb<br />
und Marktwirtschaft?<br />
Die Patienten sind längst nicht mehr<br />
der Mittelpunkt. Es fehlt dringend am<br />
„case m<strong>an</strong>agement“. Das heutige System<br />
ruft zu viel Unzufriedenheit hervor,<br />
daher der Zulauf zu alternativer<br />
Medizin. Fazit: Während ärztliche Gremien<br />
fröhlich über Reformen, neue<br />
Bürokratisierung, DRGs oder <strong>PID</strong> debattieren,<br />
verrinnt die Zeit, grundlegend<br />
Neues zu formulieren.<br />
Dr. med. Udo Saueressig,<br />
Gründelsweg 7, 69436 Schönbrunn<br />
<strong>PID</strong> ist medizinisch sinnvoll<br />
Die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik (<strong>PID</strong>)<br />
ist medizinisch sinnvoll. Dass die Delegierten<br />
des Deutschen Ärztetages sich<br />
einer klaren Stellungnahme zu diesem<br />
Thema mit dem Verweis auf die „unge-<br />
95