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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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Nachgefragt<br />

DÄ: Der Deutsche Bundestag<br />

hat entschieden, den Import<br />

von bestehenden hum<strong>an</strong>en<br />

embryonalen Stammzelllinien<br />

zu erlauben, die Herstellung<br />

neuer Zelllinien in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d jedoch zu verhindern.<br />

Sind Sie mit diesem<br />

Kompromiss zufrieden?<br />

Winnacker: Wir können<br />

mit diesem Kompromiss leben<br />

und gehen davon aus, dass<br />

unter den weltweit existierenden<br />

72 Stammzelllinien<br />

hinreichend viele sind, die<br />

sich als für die <strong>Forschung</strong> geeignet<br />

erweisen. Ein Problem<br />

auf längere Sicht könnte allerdings<br />

die Frage der Kosten für<br />

die einzelnen Linien werden.<br />

DÄ: Halten Sie die Herstellung<br />

von neuen hum<strong>an</strong>en embryonalen<br />

Stammzelllinien für<br />

erforderlich, um eine erfolgreiche<br />

<strong>Forschung</strong> auf diesem<br />

Gebiet zu gewährleisten?<br />

Winnacker: Der Deutsche<br />

Bundestag hat entschieden,<br />

dass Stammzellenimport<br />

nur von bereits existierenden<br />

Stammzelllinien möglich sein<br />

soll – dar<strong>an</strong> werden wir uns<br />

halten.<br />

DÄ: Vor wenigen Tagen<br />

wurde bek<strong>an</strong>nt, dass es der<br />

Stammzellforscherin Catherine<br />

Verfaillie gelungen ist,<br />

adulte multipotente Stamm-<br />

Heft 5, 1. Februar 2002<br />

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker,<br />

Präsident der Deutschen<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

Foto: dpa<br />

zellen beim Menschen zu gewinnen,<br />

die ähnliche Eigenschaften<br />

wie embryonale<br />

Stammzellen besitzen. Wäre<br />

eine ethisch unbedenkliche<br />

<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> diesen Zellen<br />

nicht die bessere?<br />

Winnacker: Die Deutsche<br />

<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft hat<br />

in den letzten Jahren insgesamt<br />

43 Millionen Euro in die<br />

Förderung der adulten Stammzellforschung<br />

investiert. Selbstverständlich<br />

geben wir dieser<br />

<strong>Forschung</strong> den Vorr<strong>an</strong>g – daraus<br />

haben wir nie ein Hehl gemacht.<br />

Schon in unserer Stellungnahme<br />

vom Mai 2001<br />

haben wir ausgeführt, dass<br />

wir davon ausgehen, dass nur<br />

für eine gewisse Zeit vergleichende<br />

<strong>Forschung</strong> mit em-<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

„Verfassungsrechtlich<br />

unzulässig“<br />

Experten und Mitglieder der Bundestagsausschüsse<br />

diskutieren kontrovers.<br />

Mit einem klaren Nein be<strong>an</strong>twortete<br />

jetzt ein prominenter Verfassungsrechtler<br />

die umstrittene<br />

Frage, ob die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

(<strong>PID</strong>) zugelassen werden sollte.<br />

Prof. Dr. Ernst Benda, Präsident des<br />

bryonalen Stammzelllinien erforderlich<br />

ist, um d<strong>an</strong>n längerfristig<br />

auf den Königsweg<br />

der adulten Stammzellen zu<br />

setzen.<br />

DÄ: Bis zum Mai verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahres hatten Sie ausschließlich<br />

für eine <strong>Forschung</strong><br />

<strong>an</strong> adulten Stammzellen plädiert.<br />

Wie kam es zu Ihrer<br />

Meinungsänderung?<br />

Winnacker: Es war kein<br />

plötzlicher Meinungsumschwung,<br />

auch wenn es vielleicht<br />

so gewirkt hat. Vielmehr<br />

hat sich die Wissenschaft<br />

auf diesem Gebiet so<br />

ras<strong>an</strong>t fortentwickelt, dass<br />

wir dies nicht mehr übersehen<br />

konnten und auch nicht<br />

mehr ver<strong>an</strong>tworten konnten,<br />

deutsche Wissenschaftler<br />

von der Teilnahme <strong>an</strong> diesem<br />

Förderungszweig auszuschließen.<br />

DÄ: Haben Sie die Diskussion<br />

um die Stammzellforschung<br />

in den letzten Monaten<br />

als fair gegenüber der <strong>Forschung</strong><br />

empfunden?<br />

Winnacker: Die Diskussion<br />

war hart und zielte m<strong>an</strong>chmal<br />

auch unter die Gürtellinie<br />

– insgesamt aber bin ich froh<br />

um diese bundesweite Debatte,<br />

da sie dazu beigetragen<br />

hat, die Positionen zu klären<br />

und letztlich auch zu dem Ergebnis<br />

vom 30. J<strong>an</strong>uar geführt<br />

hat.<br />

Bundesverfassungsgerichts von 1971<br />

bis 1983 und ehemaliger CDU-Innenminister<br />

(1968 bis 1969), hält die <strong>PID</strong><br />

aus verfassungsrechtlicher Sicht für unzulässig.<br />

Sie bedeute, dass nach einer Invitro-Fertilisation<br />

alle <strong>Embryonen</strong>, die<br />

ler wollen dadurch verhindern, dass zum<br />

Zwecke des Imports weitere <strong>Embryonen</strong><br />

getötet werden. Doch um diese Stichtagsregelung<br />

gibt es bereits Streit. Die <strong>Forschung</strong>sbefürworter<br />

in der FDP und der<br />

Union fordern inzwischen, den Termin<br />

nach hinten zu verschieben. Fischer und<br />

Böhmer schlagen stattdessen den 9. August<br />

2001 vor. Dieser Stichtag gilt in den<br />

USA. Einen Tag vor der Entscheidung<br />

hatte Fischer auf dem Kongress der Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Kirche in Deutschl<strong>an</strong>d (EKD)<br />

in Berlin erklärt, dass der von ihr unterstützte<br />

Kompromiss<strong>an</strong>trag nicht zur Ausweitung<br />

der <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> embryonalen<br />

Stammzelllinien führe. Deren Verwendung<br />

sei eng begrenzt. „Wir werden das<br />

Fenster nur einen Spalt öffnen, um es d<strong>an</strong>ach<br />

wieder zu schließen“,bekräftigte die<br />

Grünen-Politikerin.<br />

Enttäuscht haben die Kirchen auf<br />

den Bundestagsbeschluss reagiert.<br />

„Durch diese Entscheidung sind Lebensrecht<br />

und uneingeschränkter Lebensschutz<br />

des Menschen vom Zeitpunkt<br />

der Befruchtung <strong>an</strong> nicht mehr<br />

gewährleistet“, kritisierten die Spitzen<br />

der katholischen und ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Kirche in einer gemeinsamen Erklärung.<br />

Bereits im Vorfeld hatten die<br />

Bischofskonferenz und die EKD <strong>Forschung</strong>smethoden,<br />

die eine „Vernichtung<br />

embryonaler Menschen“ beinhalten,<br />

als inakzeptabel bezeichnet. Sie<br />

plädieren für eine <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> adulten<br />

Stammzellen. Dr. med. Eva A. Richter<br />

Anlass zu Bedenken geben, im Wege einer<br />

negativen Auswahl verworfen und<br />

vernichtet würden, erklärte er bei der<br />

Anhörung des Rechts- und Gesundheitsausschusses<br />

des Deutschen Bundestages<br />

zum Gesetzentwurf der FDP-<br />

Fraktion am 2<strong>3.</strong> J<strong>an</strong>uar in Berlin. Dieser<br />

sieht vor, die <strong>PID</strong> rechtlich abzusichern,<br />

wenn sich Paare aufgrund der Ver<strong>an</strong>lagung<br />

zu einer schwerwiegenden Erbkr<strong>an</strong>kheit<br />

nach gründlicher Beratung<br />

durch ihren Arzt und einem positiven<br />

Votum einer Ethikkommission zu einem<br />

solchen Schritt entscheiden.<br />

Der Präsident der Bundesärztekammer,<br />

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />

hält den FDP-Antrag und die Zulassung<br />

der <strong>PID</strong> ebenfalls für ethisch und rechtlich<br />

bedenklich.Diese Meinung habe sich<br />

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