Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Heft 30, 26. Juli 2002<br />
Stammzellgesetz<br />
Umsetzung geregelt<br />
Robert Koch-Institut soll<br />
<strong>Forschung</strong>s<strong>an</strong>träge genehmigen.<br />
Die Rechtsverordnung zur Umsetzung des<br />
Stammzellgesetzes ist am 24. Juli in Kraft getreten.<br />
D<strong>an</strong>ach ist künftig das Robert Koch-Institut für<br />
die Genehmigung der <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> menschlichen<br />
embryonalen Stammzellen zuständig. Außerdem<br />
trat am 22. Juli die Zentrale Ethik-Kommission aus<br />
Medizinern, Biologen, Theologen und Ethikern zu<br />
ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Sie<br />
wählte Prof. Dr. phil. Ludwig Siep zum Vorsitzenden.<br />
Stellvertreter sind Prof. Dr. med. Marion B. Kiechle<br />
und Prof. Dr. rer. nat. Henning M. Beier.<br />
Heft 36, 6. September 2002<br />
M<strong>an</strong> muss schon suchen in den Wahlprogrammen,<br />
um Stellungnahmen der Parteien zu<br />
medizinethischen Fragen zu finden. Die Aussagen<br />
sind durchweg eher dürftig. Dabei k<strong>an</strong>n es durchaus<br />
sein, dass in der nächsten Legislaturperiode<br />
schneller entschieden werden muss, als es der<br />
d<strong>an</strong>n amtierenden Regierung lieb ist. So geht das<br />
<strong>Embryonen</strong>schutzgesetz nicht auf einen möglichen<br />
Import von embryonalen Stammzellen ein. Deshalb<br />
best<strong>an</strong>d H<strong>an</strong>dlungsbedarf, als im Jahr 2000 der<br />
Bonner Neuropathologe Prof. Dr. med. Oliver Brüstle<br />
einen Antrag <strong>an</strong> die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
zur <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> importierten embryonalen<br />
Stammzellen einreichte. Die<br />
Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
wollte das Votum des Bundestages<br />
abwarten. Dieser entschied für einen<br />
Import bereits existierender embryonaler<br />
Stammzelllinien unter bestimmten<br />
Auflagen, die Tötung weiterer<br />
<strong>Embryonen</strong> sollte durch eine<br />
Stichtagsregelung verboten werden.<br />
Wie l<strong>an</strong>ge das Ende April verabschiedete<br />
Stammzellgesetz Best<strong>an</strong>d haben wird,<br />
ist fraglich. Die Union will „<strong>an</strong> den strengen<br />
Grundsätzen des deutschen <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
festhalten“. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
lehnt sie in ihrem Regierungsprogramm auch eine<br />
„Legalisierung der aktiven Sterbehilfe“ ab. „Wir<br />
unterstützen nachdrücklich den Einsatz für ein Le-<br />
ben in Würde, wie etwa in der Hospizbewegung.“<br />
Die Union würde in ihrer Einstellung zu ethischen<br />
Fragen am ehesten bei den Grünen<br />
Gleichgesinnte finden. Diese lehnen verbrauchende<br />
<strong>Embryonen</strong>forschung ab: „Wir wollen die realistischen<br />
Ch<strong>an</strong>cen für die Heilung von Menschen<br />
nutzen und fördern. Aber wir lehnen die Zielsetzung<br />
ab, mithilfe der Gentechnik den ,perfekten<br />
Menschen’ zu erschaffen. Unser Maßstab ist die Individualität<br />
jedes Menschen, nicht seine Angepasstheit<br />
<strong>an</strong> vermeintliche Normen der körperlichen<br />
,Gesundheit’, ,Fitness’ oder ,Schönheit’.“<br />
156<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
„Mit dem Gesetz haben wir klare Regelungen<br />
für die Wissenschaftler in Deutschl<strong>an</strong>d geschaffen“,<br />
erklärten Bundesforschungsministerin Edelgard<br />
Bulmahn und Bundesgesundheitsministerin Ulla<br />
Schmidt. Einerseits erweitere es den Schutzbereich<br />
des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes, indem es<br />
die bisher ohne Einschränkungen erlaubte Einfuhr<br />
und Verwendung menschlicher embryonaler<br />
Stammzellen grundsätzlich verbiete. Andererseits<br />
ermögliche es der <strong>Forschung</strong> den Anschluss <strong>an</strong><br />
den internationalen St<strong>an</strong>dard. Nach dem Gesetz<br />
dürfen nur menschliche embryonale Stammzellen<br />
eingeführt werden, die vor dem 1. J<strong>an</strong>uar 2002<br />
gewonnen wurden. <strong>Forschung</strong>sprojekte müssen<br />
von der Zentralen Ethik-Kommission geprüft und<br />
behördlich genehmigt werden. Ab Ende 2003<br />
soll die Regierung dem Bundestag alle zwei Jahre<br />
über die Ergebnisse der Stammzellforschung berichten.<br />
Die PDS hält zwar „eine politische Rahmensetzung“<br />
für notwendig, geht aber über einige<br />
allgemeine Statements nicht hinaus: „Das Interesse<br />
der <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> embryonalen Stammzellen<br />
und der Zugriff auf die weibliche Reproduktionsfähigkeit<br />
dürfen nicht über das Selbstbestimmungsrecht<br />
von Frauen und die Menschenwürde<br />
gestellt werden“, heißt es im PDS-Regierungsprogramm.<br />
Auch die SPD hält sich eher bedeckt; sie lässt allerdings<br />
eine gewisse Offenheit gegenüber<br />
gentechnischen Möglichkeiten erkennen – offenbar<br />
getreu nach Gerhard Schröders geforderter<br />
„Ethik des Heilens“: „Die Gesund-<br />
heits- und Genomforschung liefert<br />
Ethik neue Erkenntnisse über die Ursachen<br />
von Erkr<strong>an</strong>kungen und deren<br />
Entstehung. Damit lassen sich die<br />
Dürftige Lebensqualität der Menschen, ihre<br />
Lebenserwartung und die Heilung<br />
Aussagen von Kr<strong>an</strong>kheiten verbessern. Wir<br />
werden deshalb die Gesundheitsund<br />
Genomforschung stärken, damit<br />
neue Präventions- und Therapieverfahren entwickelt<br />
werden können.“ Dezidierter forschungsfreundlich<br />
nehmen die Freien Demokraten Stellung.<br />
Sie bezeichnen das Stammzellgesetz als „Minimalkonsens“.<br />
Die FDP habe ihm zugestimmt, sei<br />
sich aber bewusst, dass es nachgebessert werden<br />
müsse. „Durch die restriktive Stichtagsregelung<br />
werden kaum Zelllinien zur Verfügung stehen, die<br />
qualitativ für therapeutische <strong>Forschung</strong> geeignet<br />
sind.“ Immerhin soll aber auch nach dem Willen<br />
der Freien Demokraten das Klonen von Menschen<br />
verboten und international geächtet bleiben.<br />
Einige Parteiprogramme nehmen auch explizit<br />
Stellung zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik (<strong>PID</strong>). Die<br />
Grünen lehnen die <strong>PID</strong> „als eine Methode zur Selektion<br />
behinderten Lebens bei künstlicher Befruchtung<br />
ab“. Im Gegensatz dazu tritt die FDP dafür ein, sie in<br />
engen rechtlichen Grenzen auch in Deutschl<strong>an</strong>d zu<br />
ermöglichen. Gisela Klinkhammer