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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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dent <strong>an</strong>gehört. Soll wirklich der DFG-<br />

Präsident darüber entscheiden, ob die<br />

Position der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

in ethischer Hinsicht einw<strong>an</strong>dfrei<br />

ist?“<br />

Und tatsächlich befürwortete erwartungsgemäß<br />

die Mehrheit des Nationalen<br />

Ethikrats eine zeitlich befristete und<br />

mit Auflagen versehene Genehmigung<br />

des Imports, einige Mitglieder erachteten<br />

darüber hinaus eine Gewinnung von<br />

Stammzellen aus überzähligen <strong>Embryonen</strong><br />

in Deutschl<strong>an</strong>d für ethisch vertretbar.<br />

Eine deutliche Minderheit des Gremiums<br />

sprach sich für ein Moratorium<br />

und nur eine kleine Minderheit für ein<br />

generelles Verbot der Stammzellforschung<br />

aus. In einer im J<strong>an</strong>uar vorgelegten<br />

Stellungnahme sprach sich erwartungsgemäß<br />

eine deutliche Mehrheit<br />

von 15 Ratsmitgliedern für die Zulassung<br />

der <strong>PID</strong> in bestimmten Ausnahmefällen<br />

aus. Ein Minderheitsvotum wies<br />

darauf hin, dass die „Verwerfung von<br />

<strong>Embryonen</strong>“ mit dem Grundgesetz<br />

nicht vereinbar sei.<br />

Die Tätigkeit der Enquete-Kommission<br />

endete mit Ablauf der Legislaturperiode.<br />

Eine Neueinsetzung forderte<br />

unter <strong>an</strong>derem die stellvertretende<br />

Vorsitzende der CDU/ CSU-Fraktion,<br />

Maria Böhmer. In vielen Bereichen der<br />

Bio- und Gentechnologie,aber auch der<br />

Medizin gebe es noch offene Fragen,die<br />

durch den Gesetzgeber geregelt werden<br />

müssten, sagte sie. „Der Ort der Beratung<br />

und Entscheidung von Fragen derart<br />

zentraler Bedeutung für das Menschenbild<br />

und die Wahrung der Schöpfung<br />

muss der Bundestag sein.“ Der<br />

SPD-Gesundheitsexperte Dr. med.<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Wodarg geht davon aus, dass<br />

m<strong>an</strong> einige Themen der letzten Enquete<br />

noch weiter diskutieren müsse. Dazu<br />

gehört nach wie vor die Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin.<br />

Wodarg wies darauf hin, dass<br />

eine neue Bundestagskommission ein<br />

Gegengewicht zum Nationalen Ethikrat<br />

bilden könnte. Nach Informationen<br />

des Ev<strong>an</strong>gelischen Pressedienstes wird<br />

der Bundestag in Kürze die Neueinsetzung<br />

beschließen.<br />

Doch nicht nur auf politischer, sondern<br />

auch auf ärztlicher Ebene wurde<br />

über die Fragen embryonale Stammzellforschung<br />

und <strong>PID</strong> intensiv diskutiert.<br />

Die bei der Bundesärztekammer<br />

<strong>an</strong>gesiedelte Zentrale Ethikkommissi-<br />

180<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

on befürwortete fast zeitgleich mit dem<br />

Nationalen Ethikrat mehrheitlich den<br />

Import von embryonalen Stammzellen.<br />

Die gezielte Herstellung von <strong>Embryonen</strong><br />

zu <strong>Forschung</strong>szwecken auf dem<br />

Weg der Befruchtung sei ethisch nicht<br />

vertretbar (DÄ, Heft 49/2001). Die<br />

Gründung der unabhängigen und<br />

multidisziplinär zusammengesetzten<br />

„Zentralen Kommission zur Wahrung<br />

ethischer Grundsätze in der Medizin<br />

und ihren Grenzgebieten“ (Zentrale<br />

Ethikkommission/ZEKO) war zur Beratung<br />

ethischer Grundsatzfragen vom<br />

Vorst<strong>an</strong>d der Bundesärztekammer im<br />

Jahr 1994 beschlossen worden.<br />

Zu den wesentlichen Aufgaben der<br />

Zentralen Ethikkommission gehört besonders<br />

die Beurteilung von grundsätzlichen<br />

ethischen Fragen, die durch den<br />

Fortschritt und die technologische Entwicklung<br />

in der Medizin und ihren<br />

Grenzgebieten aufgeworfen werden.<br />

Das gilt auch für ethische Fragen, die<br />

für die Pflichten bei der ärztlichen Berufsausübung<br />

von grundsätzlicher Bedeutung<br />

sind. Schließlich k<strong>an</strong>n die ZE-<br />

KO auch auf Wunsch der Ethikkommission<br />

einer L<strong>an</strong>desärztekammer oder einer<br />

medizinischen Fakultät tätig werden<br />

und ergänzende Beurteilungen zu<br />

ethischen Grundsatzfragen erarbeiten.<br />

Dazu gehören zum Beispiel <strong>Forschung</strong>svorhaben<br />

<strong>an</strong> Nichteinwilligungsfähigen.<br />

Die 16 Mitglieder der<br />

Zentralen Ethikkommission repräsentieren<br />

die wissenschaftlichen Fachgebiete<br />

Medizin, Naturwissenschaften,<br />

Philosophie, Sozialwissenschaften, Theologie<br />

und Rechtswissenschaften. Der<br />

Präsident der Bundesärztekammer,<br />

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />

hält es dagegen für nicht vertretbar, den<br />

<strong>Embryonen</strong>schutz zu lockern. Er forderte<br />

stattdessen dazu auf, zunächst einmal<br />

die <strong>Forschung</strong>smöglichkeiten <strong>an</strong><br />

adulten Stammzellen auszuschöpfen.<br />

Der Deutsche Ärztetag fasste 2001 einen<br />

Beschluss, in dem er der Herstellung,<br />

dem Import und der Verwendung<br />

von embryonalen Stammzellen<br />

eine klare Absage erteilte (DÄ, Heft<br />

22/2001).<br />

Die Frage der Stammzellforschung<br />

führte zu Differenzen zwischen dem<br />

Vorst<strong>an</strong>d der Bundesärztekammer und<br />

deren Wissenschaftlichem Beirat (WB).<br />

Der damalige Vorsitzende des Wissen-<br />

schaftlichen Beirats, Prof. Dr. med. Karl-<br />

Friedrich Sewing, hatte in einer Presseerklärung<br />

die Bundestagsentscheidung<br />

zum Import von embryonalen<br />

Stammzellen als richtig, ethisch ausgewogen<br />

und mutig bezeichnet. Es gab allerdings<br />

keine förmliche Beschlussfassung<br />

des WB, auf die sich Sewing berufen<br />

konnte, und auch keine Vorlage<br />

des Beirats <strong>an</strong> den Vorst<strong>an</strong>d der<br />

Bundesärztekammer (DÄ, Heft<br />

7/2002). Dies hatte schließlich Konsequenzen.<br />

Der Vorst<strong>an</strong>d der Bundesärztekammer<br />

entzog Sewing das Vertrauen.<br />

Dieser ist inzwischen zurückgetreten<br />

und hat seine Mitgliedschaft im<br />

Wissenschaftlichen Beirat niedergelegt.<br />

Vor einem Jahr entschied der Gesetzgeber,<br />

einen Import embryonaler<br />

Stammzellen unter bestimmten Auflagen<br />

zu erlauben. Über die Zulassung<br />

der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik wird<br />

der Bundestag voraussichtlich in dieser<br />

Legislaturperiode entscheiden. Hoppe<br />

bekräftigte die restriktive Haltung der<br />

Ärzteschaft: „Wir plädieren nach wie<br />

vor für ein Verbot der <strong>PID</strong>.“ Die Argumente<br />

entsprechen denen des Abschlussberichts<br />

der Enquete-Kommission.<br />

Das Missbrauchspotenzial der<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik sei zu groß,<br />

und eine Begrenzung auf wenige Fälle<br />

könne nicht gar<strong>an</strong>tiert werden. Doch ob<br />

der Bundestag dieser Auffassung folgen<br />

wird, ist fraglich. Gisela Klinkhammer

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