Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Bundesk<strong>an</strong>zler Schröder bekam ein<br />
Lob wegen seiner „Ansätze einer differenzierten<br />
Betrachtungsweise“.<br />
Sewing spricht sich für <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong><br />
embryonalen Stammzellen aus, „überzählige“<br />
<strong>Embryonen</strong>, die bei der künstlichen<br />
Befruchtung <strong>an</strong>fielen, sollten<br />
eingesetzt werden dürfen. Die traditionellen<br />
Verfahren hätten wohl ausgedient,<br />
der Aufbruch zu neuen Ufern<br />
sei gerechtfertigt, begründet Sewing.<br />
Wenn im Ausl<strong>an</strong>d mit embryonalen<br />
Stammzellen geforscht werde, dürfe<br />
sich die deutsche medizinische Wissenschaft<br />
nicht verweigern.<br />
Sewing firmiert in der Fr<strong>an</strong>kfurter<br />
Allgemeinen als Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />
Beirates der Bundesärztekammer,<br />
nicht als Privatm<strong>an</strong>n.<br />
Dem würde m<strong>an</strong> selbstverständlich die<br />
Freiheit zubilligen, seine Meinung in<br />
dieser Weise zu artikulieren und gegen<br />
(<strong>an</strong>gebliche) ethische Scheuklappen<br />
aufzufahren. Für den Vorsitzenden<br />
einer offiziellen Einrichtung der Ärzteschaft<br />
gelten <strong>an</strong>dere Spielregeln.<br />
Sewing vertritt Auffassungen, die<br />
vielleicht von interessierten Forschern<br />
geteilt werden, nicht aber von der verfassten<br />
Ärzteschaft. Er segelt somit unter<br />
falscher Flagge. Er segelt freilich im<br />
Strom des Zeitgeistes, gehört er doch zu<br />
jenen, die <strong>an</strong>gestrengt d<strong>an</strong>ach suchen,<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong>, die bisher<br />
nicht erlaubt und ärztlich umstritten ist,<br />
zu rechtfertigen.<br />
Lockt Sewing mit dem noch relativ<br />
schlichten Hinweis auf das Ausl<strong>an</strong>d,<br />
d<strong>an</strong>n der neue Kulturstaatsminister in<br />
des Bundesk<strong>an</strong>zlers Kabinett mit philosophischen<br />
Versuchungen, was nahe<br />
liegt, ist doch Juli<strong>an</strong> Nida-Rümelin Professor<br />
für Bioethik: Für ihn (so sein<br />
Artikel im Berliner Tagesspiegel vom<br />
<strong>3.</strong> J<strong>an</strong>uar) ist das ausschlaggebende Kriterium<br />
die Menschenwürde.<br />
So weit, so gut. Doch d<strong>an</strong>n kommt’s.<br />
Die rhetorische Frage, ob das Klonen<br />
eines Embryos die Menschenwürde beschädige,<br />
be<strong>an</strong>twortet er: „Die Antwort<br />
ist für mich: zweifellos nein.“ Denn, so<br />
Nida-Rümelins Rechtfertigung: „Die<br />
Achtung der Menschenwürde ist dort<br />
<strong>an</strong>gebracht, wo die Voraussetzungen<br />
erfüllt sind, dass ein menschliches<br />
Wesen entwürdigt werde, ihm seine<br />
Selbstachtung genommen werden<br />
k<strong>an</strong>n. Daher lässt sich das Kriterium<br />
66<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
der Menschenwürde nicht auf <strong>Embryonen</strong><br />
ausweiten. Die Selbstachtung eines<br />
<strong>Embryonen</strong> lässt sich nicht beschädigen.“<br />
Das ist die <strong>an</strong>spruchsvolle Ver-<br />
Heft 7, 16. Februar 2001<br />
<strong>Embryonen</strong>schutz<br />
Zu dem Kommentar „Englische Verführung“<br />
von Norbert Jachertz in Heft 3/2001:<br />
Journalistische Schlittenfahrt<br />
Im Deutschen Ärzteblatt hat dessen<br />
Chefredakteur Norbert Jachertz meinen<br />
Aufsatz „Warum nicht <strong>Embryonen</strong>?<br />
Gegen eine Ethik mit Scheuklappen“<br />
in der Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeinen<br />
Zeitung vom 29. Dezember 2000 „kommentiert“.<br />
Die Äußerungen von Jachertz<br />
(inhaltlich hat er sich mit dem<br />
Aufsatz überhaupt nicht ausein<strong>an</strong>der<br />
gesetzt) zeigen, dass es in ihm Gott sei<br />
D<strong>an</strong>k wenigstens einen Menschen in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d gibt, der auf die schwierigen<br />
Fragen der modernen Medizin eine<br />
Antwort weiß. Er wird auch sicherlich<br />
Gleichgesonnene finden, die ihm die<br />
Richtigkeit seiner Denke bestätigen. Im<br />
Namen der von ihm gleichermaßen wie<br />
ich gescholtenen interessierten Forscher<br />
(Diese haben der Ärzteschaft seit<br />
Jahrhunderten durch ihre Arbeit ermöglicht,<br />
ihre Patienten auf hohem wissenschaftlichem<br />
und technischem Niveau<br />
erfolgreich zu beh<strong>an</strong>deln.) entschuldige<br />
ich mich dafür, dass sie <strong>an</strong>ders<br />
denken als Jachertz. Ob Jachertz wohl<br />
weiß, dass nicht gerade die dümmsten<br />
Ärzte, Naturwissenschaftler, Juristen,<br />
Theologen und Philosophen zurzeit in<br />
den verschiedensten Gremien (Wissenschaftlicher<br />
Beirat der Bundesärztekammer,<br />
Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft,<br />
Europe<strong>an</strong> Science Foundation)<br />
um einen sachgerechten und ethisch<br />
und rechtlich vertretbaren Umg<strong>an</strong>g mit<br />
den modernen medizinischen Problemen<br />
ringen? Bei solchen Äußerungen<br />
des Chefredakteurs des Deutschen Ärzteblattes<br />
darf sich niem<strong>an</strong>d wundern,<br />
wenn die Diskussion um die brennenden<br />
Themen der modernen Medizin auf<br />
hohem sachkundigem und ethischem<br />
Niveau (wenn m<strong>an</strong> von den Äußerungen<br />
von Nida-Rümelin einmal absieht,<br />
mit dem Jachertz mich gerne ged<strong>an</strong>klich<br />
zu identifizieren versucht) nicht im<br />
brämung des Bioethikers Nida-Rümelin<br />
von Sewings schlichtem Utilitarismus.<br />
Die Schlittenfahrt hat begonnen.<br />
Norbert Jachertz<br />
Deutschen Ärzteblatt, sondern (auch<br />
von Ärzten) in den großen Tages- und<br />
Wochenzeitungen geführt wird. Eine<br />
journalistische Schlittenfahrt nach<br />
Jachertzschem Strickmuster schadet der<br />
deutschen Ärzteschaft, nicht aber<br />
demjenigen, den er im Fadenkreuz<br />
seines „Kommentars“ hat.<br />
Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Sewing, Vorsitzender<br />
des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer,<br />
Herbert-Lewin-Straße 1, 50931 Köln<br />
Wer ist die deutsche<br />
Ärzteschaft?<br />
Herr Jachertz greift den Vorsitzenden<br />
des Wissenschaftlichen Beirats der<br />
Bundesärztekammer, Prof. Dr. Sewing,<br />
wegen seines Aufsatzes in der FAZ<br />
massiv <strong>an</strong>, indem er die Behauptung<br />
aufstellt – als Chefredakteur des Deutschen<br />
Ärzteblattes als solcher gekennzeichnet<br />
–, dass Sewings Auffassungen<br />
zwar „von interessierten Forschern“,<br />
aber nicht von der „verfassten Ärzteschaft“<br />
geteilt würden.<br />
Wer ist das? Die gesamte deutsche<br />
Ärzteschaft? Der Deutsche Ärztetag?<br />
Der Präsident/Vizepräsident der Bundesärztekammer?<br />
W<strong>an</strong>n hat eine Abstimmung<br />
über das therapeutische Klonen<br />
stattgefunden? Das müsste mir<br />
entg<strong>an</strong>gen sein!<br />
Es ehrt die Herren Prof. Hoppe und<br />
Dr. Montgomery, wenn sie für die Beibehaltung<br />
des deutschen <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
plädieren, das therapeutisches<br />
Klonen verbietet. Dennoch<br />
h<strong>an</strong>delt es sich dabei nur um ihre persönliche<br />
Meinung.Auch dem Chefredakteur<br />
des Mitteilungsblattes aller<br />
deutschen Ärztinnen und Ärzte steht<br />
eine solche apodiktische Feststellung<br />
nicht zu. Sie hat eine herabsetzende<br />
Tendenz, die gerade bei einem so sensiblen<br />
Thema Herrn Jachertz nicht gut zu<br />
Gesicht steht.Warum nicht den ethischen<br />
Diskurs im Deutschen Ärzteblatt<br />
eröffnen, wie zur <strong>PID</strong> geschehen? Warum<br />
nicht ein Leserforum, wo jeder zu<br />
Wort kommt? Es sind im Übrigen