Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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dierten neben Deutschl<strong>an</strong>d lediglich<br />
Österreich und Italien dafür, die Förderung<br />
auf Projekte <strong>an</strong> bestehenden<br />
Stammzelllinien zu beschränken.<br />
Doch nach monatel<strong>an</strong>gem Streit zu<br />
den ethischen Fragen verzichtete das<br />
EU-Parlament auf seine ursprüngliche<br />
Forderung nach strengen ethischen<br />
Grenzen und beugte sich damit dem<br />
Ministerrat, der diese abgelehnt hatte.<br />
Schriftlich fixiert wurden somit nur allgemeine<br />
ethische Erwägungen. So soll<br />
die Bioethik-Konvention des Europarates<br />
eingehalten werden. Die Europäische<br />
Kommission gab allerdings zu Protokoll,<br />
dass sie die Genehmigungspraxis<br />
restriktiver gestalten wolle.Die konkreten<br />
Auswirkungen dieser Ankündigung<br />
sind jedoch fraglich, denn diese Zusage<br />
ist rechtlich nicht bindend. „2005 wird<br />
eine neue Kommission eingesetzt. Diese<br />
muss sich d<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong> die Vorgabe<br />
halten“, erläutert Gentechnik-Experte<br />
Dr. med. Peter Liese (CDU), Mitglied<br />
des Europäischen Parlaments. Voraussichtlich<br />
wird sich die Kommission<br />
(zunächst) <strong>an</strong> den Regelungen orientieren,<br />
die das Europäische Parlament<br />
bei der ersten Lesung am 14. Dezember<br />
2001 vorgeschlagen hatte. D<strong>an</strong>ach sollen<br />
weder die Herstellung von <strong>Embryonen</strong><br />
zu <strong>Forschung</strong>szwecken noch <strong>Forschung</strong>saktivitäten,<br />
die auf das repro-<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
duktive Klonen von Menschen zielen<br />
oder das menschliche Erbmaterial verändern,<br />
mit EU-Mitteln gefördert werden.<br />
Auch das therapeutische Klonen<br />
soll nicht fin<strong>an</strong>ziert werden.<br />
Im Juni wird der Rat der EU-<strong>Forschung</strong>sminister<br />
das spezifische Programm<br />
des 6. <strong>Forschung</strong>srahmenprogramms<br />
erarbeiten – ohne Mitspracherecht<br />
des Parlaments. D<strong>an</strong>n wird es darauf<br />
<strong>an</strong>kommen, dass Deutschl<strong>an</strong>d auf<br />
einer Präzisierung der Regelungen besteht.<br />
Bisher hat Bundesforschungsministerin<br />
Edelgard Bulmahn (SPD) dies<br />
auch konsequent get<strong>an</strong>, doch die Erklärung<br />
der Ministerin wurde lediglich<br />
zur Kenntnis genommen. „Wir vertreten<br />
auch weiterhin strikt und ohne<br />
Kompromisse die Position des Deutschen<br />
Bundestages“, sagt jetzt ihre<br />
Sprecherin. Eine „Rückfallposition“<br />
der Ministerin gäbe es nicht. Das Papier<br />
aus dem <strong>Forschung</strong>sministerium, das eine<br />
solche erwägt und das vor einigen<br />
Wochen <strong>an</strong> die Öffentlichkeit gedrungen<br />
war, sei lediglich der Entwurf eines<br />
Fachreferenten und weder mit der Ministerin<br />
abgestimmt noch deren Strategie.<br />
Über diese schweigt m<strong>an</strong> jedoch im<br />
Bundesforschungsministerium.<br />
Beschließt der Ministerrat endgültig,<br />
die Stammzellforschung ab 2003 ohne<br />
Beschränkungen zu fördern, sind Kon-<br />
Enquete-Kommission: Klares Nein zur <strong>PID</strong><br />
Eine deutliche Mehrheit der Enquete-Kommission des Bundestages „Recht und<br />
Ethik der modernen Medizin“ plädierte dafür, das bestehende Verbot der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>) beizubehalten. Lediglich eine Minderheit von drei<br />
Kommissionsmitgliedern, darunter die Vorsitzende der Kommission, Margot von<br />
Renesse (SPD), hält eine Zulassung zumindest in Einzelfällen für vertretbar. Der<br />
Bundestag wird voraussichtlich am 14. Juni über das Thema debattieren. Mit einer<br />
Entscheidung ist jedoch nicht mehr in dieser Legislaturperiode zu rechnen. Ihre<br />
Empfehlung zur <strong>PID</strong> legte die Enquete-Kommission in ihrem Abschlussbericht vor,<br />
den sie am 14. Mai in Berlin <strong>an</strong> Bundestagspräsident Wolfg<strong>an</strong>g Thierse (SPD) übergab.<br />
Darin empfiehlt die Kommission unter <strong>an</strong>derem, gentechnische Untersuchungen<br />
am Menschen in einem umfassenden Gentechnikgesetz zu regeln.<br />
Mit dem Bericht endet die Arbeit der Enquete-Kommission. Der Deutsche Bundestag<br />
hatte sie mit Zustimmung aller Fraktionen am 24. März 2000 mit dem Auftrag<br />
eingesetzt, Empfehlungen für die ethische Bewertung von medizinischen Zukunftsfragen<br />
zu erarbeiten. Die Kommission hat in diesem Zeitraum zwei Teilberichte<br />
vorgelegt.Der erste beschäftigte sich mit dem Schutz des geistigen Eigentums<br />
in der Biotechnologie und der Umsetzung der Biopatent-Richtlinie der Europäischen<br />
Union in deutsches Recht. Der zweite Zwischenbericht widmete sich der<br />
Stammzellforschung.<br />
Der Kommission gehörten dreizehn parlamentarische Mitglieder sowie dreizehn<br />
Sachverständige <strong>an</strong>. Sie plädierten bei der Übergabe des Abschlussberichtes<br />
dafür, dass auch der nächste Bundestag wieder eine Enquete-Kommission zur<br />
Bioethik einsetzen solle. ER<br />
flikte mit dem neuen deutschen Stammzellgesetz,<br />
das der Bundestag soeben<br />
verabschiedet hat, programmiert. D<strong>an</strong>ach<br />
darf in Deutschl<strong>an</strong>d nur <strong>an</strong> embryonalen<br />
Stammzellen geforscht werden,die<br />
vor dem 1. J<strong>an</strong>uar 2002 im Ausl<strong>an</strong>d hergestellt<br />
wurden. Zudem dürfen deutsche<br />
Forscher auch im Ausl<strong>an</strong>d nur <strong>an</strong> embryonalen<br />
Stammzellen forschen,die der<br />
deutschen Stichtagsregelung entsprechen.<br />
Doch: „Ob deutsche Forscher im<br />
Ausl<strong>an</strong>d <strong>an</strong> <strong>Forschung</strong>sarbeiten <strong>an</strong> frisch<br />
hergestellten Stammzellen beteiligt sind,<br />
wird niem<strong>an</strong>d genau kontrollieren können“,<br />
vermutet Dr. med. Wolfg<strong>an</strong>g Wodarg<br />
(SPD), Mitglied der Enquete-<br />
Kommission „Recht und Ethik der modernen<br />
Medizin“ des Bundestages.<br />
Probleme bei der Kooperation<br />
Auch der Bonner Stammzellforscher<br />
Prof. Dr. med. Oliver Brüstle beklagt<br />
eine mögliche Kollision der deutschen<br />
Gesetzgebung mit dem 6. <strong>Forschung</strong>srahmenprogramm<br />
der Europäischen<br />
Union. „Das Stammzellgesetz behindert<br />
die Zusammenarbeit mit europäischen<br />
Labors, die gerade im Begriff<br />
sind, neue Stammzelllinien zu<br />
etablieren“, befürchtet er. Hervorragende<br />
Forscher würden nicht nach<br />
Deutschl<strong>an</strong>d kommen. Da die meisten<br />
der bisl<strong>an</strong>g gut charakterisierten Zelllinien<br />
aus Israel, Australien oder den<br />
USA stammten, erklärt Brüstle, würden<br />
deutsche Forscher quasi gezwungen,<br />
auf diesem Gebiet mit außereuropäischen<br />
Partnern zusammenzuarbeiten.<br />
Dr. med. Eva A. Richter<br />
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