Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Heft 26, 29. Juni 2001<br />
DISKUSSION<br />
Armutszeichen der<br />
<strong>PID</strong>-Verhinderer<br />
Vielleicht sollten in der Diskussion über<br />
Präimpl<strong>an</strong>tations-Diagnostik nicht nur<br />
„ethische Prinzipien“, sondern auch<br />
Prinzipien der Logik berücksichtigt<br />
werden. Es ist unverständlich, weshalb<br />
die Aufrechterhaltung des <strong>PID</strong>-Verbots<br />
„nichts mit einer Einschränkung der<br />
Rechte von Frauen zu tun“ haben soll,<br />
wie Frau Kollek behauptet. Wenn Frauen<br />
<strong>an</strong>derer Länder die Möglichkeit zur<br />
<strong>PID</strong> haben, d<strong>an</strong>n sind im Vergleich hierzu<br />
die Frauen in Deutschl<strong>an</strong>d nach der<br />
mir bek<strong>an</strong>nten Logik in ihren Rechten<br />
eingeschränkt. Oder sehe ich da etwas<br />
falsch?<br />
Zum zweiten soll durch die Zulassung<br />
der <strong>PID</strong> „ein wissenschaftliches<br />
und wirtschaftliches Eldorado“ eröffnet<br />
werden. Andererseits ist „die <strong>PID</strong><br />
ein seit rund zw<strong>an</strong>zig Jahren bek<strong>an</strong>ntes<br />
Verfahren“. Warum hat m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n von<br />
jenem Gold aus jenen wissenschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Minen noch<br />
nie etwas gesehen? Auch beim Menschen<br />
wird <strong>PID</strong> seit 1989 <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt:<br />
Wo sind denn die Missbräuche dieser<br />
Methode? Sie existieren doch nur im<br />
Wunschdenken jener Schwarzseher.<br />
Wegen der dem Autor bek<strong>an</strong>nten<br />
„technischen und hormonellen M<strong>an</strong>ipulationen,<br />
ihren Imponderabilien und<br />
Risiken“ wird die <strong>PID</strong> auch in Zukunft<br />
eine äußerst selten <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Methode<br />
bleiben. Potenzieller Missbrauch wie<br />
„embryonale Stammzellforschung und<br />
therapeutisches Klonen“ ist schon deshalb<br />
unwahrscheinlich und darf kein<br />
86<br />
zu dem Kommentar<br />
<strong>PID</strong>: Motivsuche<br />
von<br />
Dr. med.<br />
Fr<strong>an</strong>k Ulrich Montgomery<br />
in Heft 15/2001<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Grund für das Verbieten des Gebrauchs<br />
sein. Ad hominem, auf den Menschen,<br />
losgehen, wenn m<strong>an</strong> ad rem, zur Sache,<br />
keine guten Argumente hat. Ein alter<br />
rhetorischer Trick, der hier am K<strong>an</strong>zler<br />
vorexerziert wird. Ein Armutszeichen<br />
der <strong>PID</strong>-Verhinderer.<br />
Dr. rer. nat. M<strong>an</strong>fred Schleyer,<br />
Institutsstraße 22, 81241 München-Pasing<br />
Gentechnik suggeriert eine<br />
Art von Allmachtsf<strong>an</strong>tasie<br />
In der Tat liegt die Versuchung verschiedener<br />
Interessenvertreter nahe, die<br />
Möglichkeiten der Gentechnik und der<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik m<strong>an</strong>ipulativ<br />
und moralisierend zu missbrauchen<br />
und die öffentliche Diskussion gezielt zu<br />
lenken; der wissenschaftliche Umg<strong>an</strong>g<br />
mit dem menschlichen Erbgut verspricht<br />
die Aussicht auf sehr viel Geld<br />
und Macht. Der Gebrauch der Gentechnik<br />
suggeriert eine Art von Allmachtsf<strong>an</strong>tasie<br />
in der <strong>Forschung</strong>,dass existenzielle<br />
Fragen von Hunger und Kr<strong>an</strong>kheit<br />
für immer wirksam zum Wohl aller<br />
gelöst werden könnten. Dabei wird,<br />
mehr oder weniger absichtlich, die<br />
Komplexität menschlicher Lebensformen<br />
ausgeblendet. Die Allmacht dieser<br />
inf<strong>an</strong>tilen Ged<strong>an</strong>kenwelt geht zulasten<br />
der Wahrnehmung der Realität und verschleiert<br />
die eigentlichen Ursachen<br />
menschlicher Unzulänglichkeiten. Dieser<br />
Reduktionismus würde Wissenschaftlichkeit<br />
nachhaltig konterkarie-<br />
Eine Zusammenstellung der im Deutschen<br />
Ärzteblatt erschienenen Beiträge zu <strong>PID</strong>, <strong>PND</strong><br />
und <strong>Embryonen</strong>schutz lag beim Deutschen<br />
Ärztetag aus. Sie k<strong>an</strong>n auch über das Internet<br />
unter www.aerzteblatt.de abgerufen werden.<br />
ren.Wir müssen uns vor der Vorstellung<br />
hüten, dass Leben nur aus Genen besteht,<br />
die fallweise repariert oder ausgetauscht<br />
werden müssen. Hier käme<br />
Wissenschaft einem archaischen Religionsersatz<br />
gleich mit dem Anspruch,<br />
die Sicht von menschlicher Existenz<br />
auf physiologisch nachprüfbare Funktionen<br />
zu beschränken, in der kritischer<br />
Geist und Seele zu Störfaktoren werden.<br />
In einer derart gestylten Welt<br />
könnten eigentlich nur noch Gentechniker<br />
Aussagen über Nützlichkeit und<br />
Brauchbarkeit von Menschen in Abhängigkeit<br />
der Erb<strong>an</strong>lagen treffen.<br />
Dr. med. Friedrich Bofinger,<br />
Berliner Platz 1, 84489 Burghausen<br />
Wer kennt die Meinung der<br />
Mehrheit?<br />
Zweimal führt Kollege Montgomery in<br />
seinem Kommentar zur <strong>PID</strong> <strong>an</strong>, dass<br />
<strong>an</strong>geblich die Mehrheit der Bevölkerung<br />
nicht für die <strong>PID</strong> sei. Ich bezweifle,<br />
ob das wirklich so ist. Es zeigt sich immer<br />
wieder das gleiche Bild, egal ob es<br />
sich um <strong>PID</strong> h<strong>an</strong>delt, oder um das Klonen,<br />
die Stammzellzucht, den Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
oder neuerdings um<br />
die Sterbehilfe. Das Volk schweigt, aber<br />
einige Politiker, Theologen und Ärztefunktionäre<br />
legen sich lautstark quer<br />
und prophezeien Katastrophen. Ich<br />
weiß aber nicht, ob die Gen<strong>an</strong>nten es<br />
wirklich besser wissen oder gar – wie in<br />
dem Kommentar – <strong>an</strong>geblich eine<br />
Mehrheit vertreten.<br />
Ein Beispiel: Die „Magdeburger<br />
Volksstimme“ führte gerade eben eine<br />
TED-Umfrage bezüglich der Sterbehilfe<br />
durch. 91 Prozent der 1 420 Anrufer<br />
sprachen sich für die Sterbehilfe aus,<br />
nur neun Prozent dagegen! Sicher, diese<br />
Umfrage ist nicht repräsentativ, doch<br />
sollte das Ergebnis den Politikern und<br />
Funktionären vor Augen führen, wie<br />
weit sie von der Basis entfernt sind und<br />
dass sie zum Teil überhaupt nicht die<br />
Meinung der Mehrheit vertreten, ja sie<br />
vermutlich nicht einmal kennen. Nur<br />
weil den Wenigen ständig die Medien<br />
offen stehen, sind sie noch l<strong>an</strong>ge nicht<br />
im Besitz der Wahrheit.<br />
Dr. med. Paul R. Fr<strong>an</strong>ke,<br />
Harnackstraße 4, 39104 Magdeburg