08.12.2012 Aufrufe

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sich SPD, CDU/CSU, Grüne und Freie<br />

Demokraten nach l<strong>an</strong>gen Diskussionen<br />

einigen konnten, stellte einen „erheblichen<br />

gesellschaftlichen und parlamentarischen<br />

Diskussionsbedarf zu Fragen<br />

der Entwicklung und Anwendung der<br />

Biotechnologie und der modernen Medizin“<br />

fest. Als Aufgaben der Enquete-<br />

Kommission wurden die „Vertiefung<br />

des öffentlichen Diskurses“ ebenso wie<br />

die „Vorbereitung politischer Entscheidungen“<br />

und „Empfehlungen für die<br />

ethische Bewertung, für Möglichkeiten<br />

des gesellschaftlichen Umg<strong>an</strong>gs sowie<br />

für gesetzgeberisches und administratives<br />

H<strong>an</strong>deln in Bezug auf medizinische<br />

Zukunftsfragen“ gen<strong>an</strong>nt. In der Enquete<br />

arbeiteten jeweils 13 Abgeordnete<br />

und Sachverständige zusammen.<br />

In ihrem im Jahr 2002 vorgelegten Abschlussbericht<br />

lehnte die Enquete-Kommission<br />

mit großer Mehrheit die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

ab. Nur drei Mitglieder,<br />

die Vorsitzende Margot von<br />

Renesse (SPD), der FDP-Politiker Edzard<br />

Schmidt-Jortzig und der ev<strong>an</strong>gelische<br />

Theologe Klaus T<strong>an</strong>ner, hatten sich<br />

für eine begrenzte Zulassung der <strong>PID</strong><br />

ausgesprochen. Die Mehrheit der Kommission<br />

forderte in ihrem Abschlussbericht<br />

der Kommission den Bundestag auf,<br />

das Verbot der <strong>PID</strong> in einem neuen Gesetz<br />

zu bekräftigen und zu präzisieren.Im<br />

Vordergrund stehe der Schutz des Embryos<br />

und eine Ablehnung jeglicher Selektion.<br />

Es gebe keinen Anspruch auf ein<br />

gesundes Kind, weshalb der Staat bewährte<br />

Schutzprinzipien für den Embryo<br />

nicht abschaffen dürfe. Zudem sei eine<br />

Beschränkung der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

auf bestimmte Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

kaum möglich. Die Enquete-Kommission<br />

war außerdem zu dem Ergebnis gekommen,<br />

dass eine embryonenverbrauchende<br />

Gewinnung von Stammzellen<br />

nicht ver<strong>an</strong>twortbar sei. Mehrheitlich<br />

sprach sie sich gegen einen Import solcher<br />

Zellen aus.Eine Minderheit plädierte<br />

dafür, den Import unter bestimmten<br />

Voraussetzungen zu tolerieren.<br />

Bundesk<strong>an</strong>zler Schröder gefielen die<br />

Stellungnahmen der Enquete-Kommission<br />

offenbar nicht. Denn er setzte im<br />

Jahr 2001 über einen Kabinettsbeschluss<br />

einen Nationalen Ethikrat ein,<br />

der bei der Berlin-Br<strong>an</strong>denburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften <strong>an</strong>gesiedelt<br />

ist. Insgesamt gehören dem Natio-<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

Textkasten<br />

Ethikkommissionen<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Nachdem die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

1970 die Zuwendung von <strong>Forschung</strong>smitteln von<br />

der Beurteilung durch eine Ethikkommission abhängig<br />

gemacht hatte und die ersten privaten Ethikkommissionen<br />

in Kliniken und im Bereich der pharmazeutischen<br />

Industrie gegründet worden waren,<br />

rief der Medizinische Fakultätentag 1977 zur Einrichtung<br />

von Ethikkommissionen <strong>an</strong> den Fakultäten<br />

auf. Zwei Jahre später empfahl der Vorst<strong>an</strong>d der<br />

Bundesärztekammer den L<strong>an</strong>desärztekammern die<br />

Gründung eigener Ethhikkommissionen. In den folgenden<br />

Jahren wurden bundesweit unabhängige<br />

Ethikkommissionen bei den L<strong>an</strong>desärztekammern<br />

und Medizinischen Fakultäten eingerichtet. Die öffentlich-rechtlichen<br />

Ethikkommissionen mit ihren<br />

ehrenamtlich tätigen Sachverständigen sind interprofessionell<br />

zusammengesetzte Inst<strong>an</strong>zen der Prüfung<br />

und Selbstkontrolle bei medizinischer <strong>Forschung</strong><br />

am Menschen. Sie h<strong>an</strong>deln im Interesse und<br />

zum Schutz der Prob<strong>an</strong>den und Patienten und sollen<br />

sie vor rechtlich und ethisch bedenklichen <strong>Forschung</strong>svorhaben<br />

bewahren. D<strong>an</strong>eben bezwecken<br />

sie auch den Schutz der <strong>Forschung</strong>sinstitution und<br />

des forschenden Arztes vor fehlerhaftem Verhalten<br />

und Regress<strong>an</strong>sprüchen. Wissenschaftliche Arbeiten<br />

werden in der Regel nur d<strong>an</strong>n fin<strong>an</strong>ziert und in<br />

wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert, wenn<br />

nalen Ethikrat 25 Persönlichkeiten aus<br />

Wissenschaft, Politik und Gesellschaft<br />

<strong>an</strong>. Die Ärzteschaft als gesellschaftliche<br />

Gruppe ist im Nationalen Ethikrat<br />

nicht vertreten – es wurden allerdings<br />

einige medizinische Experten ben<strong>an</strong>nt.<br />

Aufgabe der Ratsmitglieder sei es, so<br />

die Bundesregierung in einer Antwort<br />

auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-<br />

Fraktion: „Der Deutsche Ethtikrat soll<br />

den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Diskurs zu Fragen der Lebenswissenschaften<br />

vernetzen und Bürgerinnen<br />

und Bürger zum Dialog einladen.“<br />

Der Bundesk<strong>an</strong>zler bezeichnete<br />

den Ethikrat als Gremium, das im nationalen<br />

wie internationalen Maßstab<br />

wichtige Beiträge leisten werde.<br />

Kritik <strong>an</strong> personeller Besetzung<br />

Mitglieder der Enquete-Kommission<br />

kritisierten die Gründung des neuen<br />

Gremiums. Deren damaliger stellvertretender<br />

Vorsitzender Hubert Hüppe<br />

(CDU) befürchtete, dass „des K<strong>an</strong>zlers<br />

ein Votum der Ethikkommission vorliegt. Ethikkommissionen<br />

<strong>an</strong> den medizinischen Fakultäten beurteilen<br />

vorwiegend Projekte der Grundlagenforschung<br />

am Menschen, die nahezu ausschließlich <strong>an</strong> Hochschulen<br />

vorgenommen werden. Dagegen beschäftigen<br />

sich die Ethikkommissionen der Ärztekammern<br />

mit Projekten außeruniversitärer <strong>Forschung</strong>, vorwiegend<br />

Arzneimittelstudien, bei denen gemäß<br />

§ 40 Arzneimittelgesetz das Votum einer Ethikkommission<br />

vorgeschrieben ist. Nach der (Muster-)Berufsordnung<br />

der deutschen Ärzte und den hochschulrechtlichen<br />

Bestimmungen der medizinischen<br />

Fachbereiche sind Ärzte verpflichtet, sich bei klinischer<br />

<strong>Forschung</strong> am Menschen oder bei epidemiologischen<br />

<strong>Forschung</strong>en mit personenbezogenen Daten<br />

von einer von der bei der Ärztekammer oder bei<br />

der medizinischen Fakultät gebildeten Ethikkommission<br />

beraten zu lassen. Die Beratungspflicht<br />

f<strong>an</strong>d auch Eing<strong>an</strong>g in bundesgesetzliche Regelungen.<br />

Das Arzneimittelgesetz enthält seit 1995 die<br />

Bestimmung, dass vor der klinischen Prüfung eines<br />

Medikaments die zustimmende Bewertung einer<br />

nach L<strong>an</strong>desrecht gebildeten Ethikkommission eingeholt<br />

werden muss. Zur Harmonisierung der Verfahren,<br />

Kriterien und St<strong>an</strong>dards der einzelnen Ethikkommissionen<br />

wurde der Arbeitskreis Medizinischer<br />

Ethik-Kommissionen in der Bundesrepublik<br />

Deutschl<strong>an</strong>d gegründet. Die dort beschlossenen<br />

einheitlichen Verfahrensgrundsätze sind von den<br />

einzelnen Kommissionen weitgehend übernommen<br />

worden. Kli<br />

neuer Ethikrat nun offenbar in Konkurrenz<br />

zu der seit einem Jahr arbeitenden<br />

Enquete-Kommission treten soll, deren<br />

Richtung ihm nicht in sein bioethisches<br />

Konzept passt. Es ist geradezu bizarr,<br />

wenn der Satzungsentwurf dem Parlament<br />

das Recht einräumt, mit Bitten<br />

um Stellungnahmen beim Ethikrat vorstellig<br />

zu werden. Denn das Parlament<br />

hat bereits mit seiner Enquete-Kommission<br />

sein Beratungsgremium, in dem<br />

externe Sachverständige mitarbeiten.“<br />

Auf Kritik stieß auch die personelle<br />

Besetzung des Ethikrats, unter <strong>an</strong>derem<br />

mit Prof. Dr. rer. nat. Ernst-Ludwig<br />

Winnacker, dem Präsidenten der Deutschen<br />

<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft (DFG).<br />

Die DFG hatte eine Stellungnahme<br />

verabschiedet, die eine Abkehr von der<br />

bisherigen strikten Ablehnung der <strong>Embryonen</strong>forschung<br />

bedeutet.Winnackers<br />

Berufung gab deshalb Hüppe Anlass zu<br />

Befürchtungen: „Bundesforschungsministerin<br />

Edelgard Bulmahn will zur <strong>Forschung</strong><br />

<strong>an</strong> menschlichen Stammzellen<br />

das Votum des Ethikrats – ausgerechnet<br />

eines Gremiums, dem der DFG-Präsi-<br />

179

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!