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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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Heft 4, 25. J<strong>an</strong>uar 2002<br />

Stammzellforschung<br />

Nur wenige haben in ihrem Beruf<br />

unmittelbar mit menschlichen <strong>Embryonen</strong><br />

zu tun. Ontogenetisch gesehen<br />

bedeuten diese jedoch für alle<br />

gleichsam den dunklen Urgrund der individuellen<br />

Existenz,das „absolut Unbewusste“,<br />

wie der rom<strong>an</strong>tische Geburtshelfer,<br />

Naturforscher und Maler Carl<br />

Gustav Carus (1789 bis 1869) formulierte<br />

(2). Wir alle sind in unserem Leben<br />

selbst einmal <strong>Embryonen</strong> gewesen.Insofern<br />

h<strong>an</strong>delt die Thematik auch von uns<br />

selbst – und nicht nur von Zygoten, Zellhaufen,<br />

Blastozyten.<br />

130<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

Durch- oder Dammbruch<br />

Nächste Woche, am 30. J<strong>an</strong>uar, will der<br />

Deutsche Bundestag darüber entscheiden,<br />

ob embryonale Stammzellen<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d importiert werden<br />

dürfen. Er will damit eine Frage klären,<br />

die das deutsche <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

offen gelassen hat – ob bewusst<br />

oder unbewusst, darüber streiten die<br />

Gelehrten. Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

steht bereits am Drücker,<br />

um grünes Licht für <strong>Forschung</strong>en <strong>an</strong><br />

embryonalen Stammzellen zu geben.<br />

Im Vorfeld der Bundestagsentscheidung<br />

hat es gegensätzliche gutachterliche<br />

Stellungnahmen gegeben. Die<br />

Enquete-Kommission des Bundestages<br />

plädierte für ein Verbot des Imports,<br />

ließ aber vorsorglich Alternativen erkennen.<br />

Der Nationale Ethikrat des<br />

Bundesk<strong>an</strong>zlers sprach sich für den<br />

Import aus, und die Zentrale Ethikkommission<br />

bei der Bundesärztekam-<br />

Heft 4, 25. J<strong>an</strong>uar 2002<br />

mer kam fast zeitgleich zum gleichen<br />

Ergebnis.<br />

Eine Äußerung der Bundesärztekammer<br />

selbst steht aus, wenn m<strong>an</strong> von<br />

einer zurückhaltenden Entschließung<br />

des Deutschen Ärztetages aus dem verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr einmal absieht. Der Vorst<strong>an</strong>d<br />

der Bundesärztekammer hatte<br />

sich noch am 17. J<strong>an</strong>uar von Wissenschaftlern<br />

über den St<strong>an</strong>d der Erkenntnisse<br />

informieren lassen, eine eigene<br />

Entscheidung jedoch hint<strong>an</strong>gestellt.<br />

In den Bundestagsfraktionen und innerhalb<br />

der Bundesregierung sind die<br />

Auffassungen nach wie vor geteilt. Es<br />

bleibt also sp<strong>an</strong>nend, mit welcher<br />

Mehrheit der Bundestag abstimmen<br />

wird. Die Hoffnung der Befürworter<br />

der embryonalen Stammzellforschung<br />

geht dahin, dass die Abgeordneten<br />

durch die l<strong>an</strong>gwierige öffentliche Diskussion<br />

weich gekocht sind, wenn sie<br />

<strong>Embryonen</strong>forschung und <strong>PID</strong><br />

Die experimentelle <strong>Forschung</strong> in der<br />

naturwissenschaftlich-biologischen Medizin<br />

folgt einer logischen Strategie. Im<br />

ersten Schritt werden bestimmte diagnostische<br />

oder therapeutische Methoden<br />

durch Tierversuche (Tiermodell) etabliert.<br />

Im zweiten Schritt folgt die Übertragung<br />

tierexperimentell gewonnener<br />

Fähigkeiten und Erkenntnisse auf den<br />

Menschen.Einem solchen Hum<strong>an</strong>experiment<br />

können im gesetzlich vorgegebenen<br />

Rahmen gesunde Versuchspersonen oder<br />

Kr<strong>an</strong>ke (Heilversuch) unterzogen werden.<br />

Bei positiven <strong>Forschung</strong>sergebnis-<br />

nicht ohnehin der Freiheit der <strong>Forschung</strong>,<br />

dem Wissenschaftsst<strong>an</strong>dort<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und den Hoffnungen auf<br />

Heilung den Vorzug vor ethischen<br />

Überzeugungen geben.<br />

Eine positive Entscheidung des Bundestages<br />

würde von den einschlägigen<br />

Forschern gewiss als Durchbruch gewertet.<br />

Die Gegner befürchten eher einen<br />

Dammbruch. Ob Durchbruch oder<br />

Dammbruch, eine Zustimmung des<br />

Bundestages zum Import embryonaler<br />

Stammzellen wäre nur ein erster<br />

Schritt. Denn es würde nicht beim Import<br />

bleiben, sondern in der Logik der<br />

Entscheidung läge es, embryonale<br />

Stammzellen auch in Deutschl<strong>an</strong>d zu<br />

erzeugen und schließlich, <strong>Forschung</strong><br />

siegt, auch weitergehende <strong>Forschung</strong>en,<br />

so sie nur mit genügenden Heilsversprechungen<br />

verbunden sind, in die Wege<br />

zu leiten.<br />

Wenn der Bundestag das nicht will,<br />

d<strong>an</strong>n müsste er ein klares Wort sprechen<br />

und sich auf die Linie<br />

des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes begeben.<br />

Norbert Jachertz<br />

„Ethik des Heilens“<br />

versus „Ethik der Menschenwürde“<br />

Eine kritische Betrachtung jenseits von Pro und Kontra<br />

Heinz Schott<br />

sen ist d<strong>an</strong>n die klinisch-praktische Medizin<br />

um eine neue Methode oder ein neues<br />

Heilmittel bereichert,die in einem dritten<br />

Schritt in die klinische Praxis eingeführt<br />

werden.<br />

Die Bonner Neurowissenschaftler Otmar<br />

Wiestler und Oliver Brüstle wollten<br />

gerade den üblichen konsequenten<br />

Schritt vom Tier- zum Hum<strong>an</strong>experiment<br />

machen:nämlich von der nachweisbaren<br />

Rekonstruktion defekter Rattenhirne<br />

mit Stammzellen aus Mäuseembryonen<br />

zur eventuellen möglichen Rekonstruktion<br />

defekter menschlicher Ge-

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