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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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ei einer Diskussionsver<strong>an</strong>staltung der<br />

Berliner Medizinischen Gesellschaft am<br />

21. November. In den USA sei inzwischen<br />

eine internationale Stammzell-<br />

B<strong>an</strong>k eingerichtet worden, die den Austausch<br />

der Zelllinien koordiniere. Auch<br />

die Europäische Union stelle mittlerweile<br />

Fördergelder zur Verfügung.<br />

Brüstle drängt auf die Entscheidung<br />

der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft.<br />

Er müsse endlich wissen, wor<strong>an</strong> er wäre.<br />

Auf Bitte der Politik hatte die DFG diese<br />

bereits zweimal verschoben, zuletzt auf<br />

den 7. Dezember. Jetzt ist ein weiterer<br />

Aufschub im Gespräch, nämlich auf die<br />

nächste Sitzung des Hauptausschusses<br />

am 31. J<strong>an</strong>uar. Ein Brief des DFG-Präsidenten<br />

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker<br />

ging in diesen Tagen <strong>an</strong> die Mitglieder<br />

des Hauptausschusses, in dem er<br />

empfiehlt, einer nochmaligen Vertagung<br />

zuzustimmen. Doch so l<strong>an</strong>ge will Brüstle<br />

nicht mehr warten. „Meiner Meinung<br />

nach muss die DFG noch in diesem Jahr<br />

klar Stellung beziehen“, sagte Brüstle<br />

gegenüber der Fr<strong>an</strong>kfurter Rundschau.<br />

„Das könnte so aussehen, dass sie meinem<br />

Antrag zustimmt,aber das Anlaufen<br />

der <strong>Forschung</strong>sförderung verschiebt bis<br />

nach der Bundestagsdebatte.“<br />

Eine Alternative wäre die Stammzellforschung<br />

im privaten Sektor, deutet<br />

Brüstle <strong>an</strong>. Dies führe jedoch zu weniger<br />

Kontrolle und Tr<strong>an</strong>sparenz. Dass<br />

das tatsächlich so ist, zeigt das jüngste<br />

Beispiel aus den USA: Ein amerik<strong>an</strong>isches<br />

Biotechnik-Unternehmen hat jetzt<br />

erstmals menschliche <strong>Embryonen</strong> geklont.<br />

Präsident George W. Bush hatte<br />

im Sommer zwar die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> existierenden<br />

Zelllinien befürwortet, sich<br />

aber gegen das Klonen ausgesprochen.<br />

Eine entsprechende Gesetzesvorlage<br />

wird derzeit vom US-Senat erarbeitet.<br />

Die DFG und ihr Präsident stehen<br />

unter Druck – und das gleich von mehreren<br />

Seiten. Die <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

werde vorgeführt, die wissenschaftliche<br />

Selbstverwaltung geschwächt, meinen<br />

Brüstle und weitere Forscher. Andererseits<br />

k<strong>an</strong>n Winnacker schwerlich die<br />

Bitte von Bundestagspräsident Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Thierse sowie mehreren Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages, die<br />

Entscheidung zu vertagen, ignorieren.<br />

„Wir haben den Schwarzen Peter zugeschoben<br />

bekommen“, sagte er der Wochenzeitung<br />

„Die Zeit“. Der Politik<br />

114<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

stellt Winnacker ein Ultimatum. Die<br />

DFG benötige eine feste Zusage, dass<br />

sich der Bundestag tatsächlich während<br />

der Sitzungswoche Ende J<strong>an</strong>uar entscheide,<br />

betonte der DFG-Präsident.<br />

„Wenn sich <strong>an</strong>bahnt, dass keine Debatte<br />

stattfindet, aus welchen Gründen auch<br />

immer, d<strong>an</strong>n ist das für uns ein g<strong>an</strong>z klares<br />

Signal, zu h<strong>an</strong>deln.“ Winnacker lässt<br />

keinen Zweifel, wie die DFG-Entscheidung<br />

ausfallen wird: „Der Import ist<br />

rechtlich nicht verboten.“<br />

Rückendeckung erhält die DFG von<br />

Bundesforschungsministerin Edelgard<br />

Bulmahn. Sie will den Import embryonaler<br />

Stammzellen unter strengen Auflagen<br />

erlauben. So sollen nur Zelllinien<br />

aus „überzähligen“ <strong>Embryonen</strong> verwendet<br />

werden, deren Herkunft eindeutig<br />

belegbar ist und deren Spender<br />

ihr Einverständnis gegeben haben.<br />

Die DFG hat sich bereits im Mai für<br />

die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> embryonalen Stammzellen<br />

ausgesprochen. Sie befürwortet<br />

grundsätzlich sowohl den Import als<br />

auch – wenn es nötig sein sollte – die<br />

Herstellung von embryonalen Stammzelllinien.<br />

Vorerst wolle m<strong>an</strong> sich auf<br />

die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> importierten Zellen<br />

Heft 49, 7. Dezember 2001<br />

Stammzellforschung<br />

Perfektes<br />

Timing<br />

Wenn der Deutsche Bundestag am<br />

30. J<strong>an</strong>uar des nächsten Jahres darüber<br />

entscheidet, ob der Import embryonaler<br />

Stammzellen verboten oder<br />

zugelassen sein soll, d<strong>an</strong>n werden ihm<br />

die diversen Expertenaussagen kaum<br />

aus der Verlegenheit helfen. Er, der Gesetzgeber,<br />

ist am Zuge.<br />

Der Nationale Ethikrat hat sich für<br />

einen Import ausgesprochen, die Enquete-Kommission<br />

„Recht und Ethik<br />

der modernen Medizin“ des Bundestages<br />

hat zwei Modelle gegenein<strong>an</strong>der gestellt.<br />

Modell A läuft auf ein Verbot des<br />

Imports hinaus, Modell B auf eine Tolerierung.<br />

Der Nationale Ethikrat, jenes von<br />

Bundesk<strong>an</strong>zler Schröder eingerichtete<br />

beschränken, erklärt sie. Doch die zweite<br />

Option könnte in naher Zukunft zur<br />

Debatte stehen. Untersuchungen haben<br />

nämlich inzwischen ergeben, dass<br />

von den weltweit 72 verfügbaren Zelllinien<br />

nur 20 den Kriterien <strong>an</strong> eine<br />

pluripotente Stammzelllinie genügen.<br />

Zudem ist nicht zu erwarten, dass die<br />

Forscher l<strong>an</strong>gfristig wissenschaftlich<br />

und kommerziell von <strong>an</strong>deren Staaten<br />

abhängig sein wollen.<br />

Auch das Votum des Nationalen<br />

Ethikrates steht noch aus. Er wollte sich<br />

ursprünglich am 21. November äußern.<br />

Doch die Meinungen der 25 Mitglieder<br />

zu dieser Frage seien konträr, sagte eine<br />

Sprecherin. Die Entscheidung sei<br />

deshalb auf den 29. November vertagt<br />

worden. Vermutlich wird der Rat<br />

mehrheitlich für den Import von<br />

menschlichen embryonalen Stammzellen<br />

votieren. Insider gehen sogar<br />

von einer Zweidrittelmehrheit innerhalb<br />

des von Bundesk<strong>an</strong>zler Gerhard<br />

Schröder eingesetzten Gremiums aus.<br />

Die Enquete-Kommission des Deutschen<br />

Bundestages hatte sich mehrheitlich<br />

gegen den Stammzellen-Import<br />

ausgesprochen. Dr. med. Eva A. Richter<br />

Gremium, hatte mit knapper Mehrheit<br />

am 29. November den Import befürwortet,<br />

unter allerlei Auflagen und mit einer<br />

Befristung bis Ende 200<strong>3.</strong> Das öffentliche<br />

Echo war widersprüchlich, widersprüchlich<br />

auch quer durch die Parteien.<br />

Der Präsident der Bundesärztekammer<br />

sprach sich dafür aus, zunächst <strong>an</strong>dere<br />

<strong>Forschung</strong>srichtungen einzuschlagen<br />

und nur, wenn diese zu keinen befriedigenden<br />

Ergebnissen führten, die <strong>Forschung</strong><br />

<strong>an</strong> importierten embryonalen<br />

Stammzellen in Erwägung zu ziehen.<br />

Wenige Tage bevor der Nationale<br />

Ethikrat sein Votum abgab, am<br />

2<strong>3.</strong> November, hatte die Zentrale Ethikkommission<br />

bei der Bundesärztekammer<br />

gleichfalls votiert. Sie kam ebenfalls<br />

zu der Empfehlung, den Import unter<br />

Kautelen zuzulassen (Wortlaut in<br />

diesem Heft). M<strong>an</strong> darf davon ausgehen,dass<br />

die Stellungnahme der Zentralen<br />

Ethikkommission Schröders Ethikrat<br />

inhaltlich vorlag und die <strong>an</strong>gestrebte<br />

Rolle spielte. Die Kommission hatte zuletzt<br />

mit Hochdruck <strong>an</strong> ihrer Stellung-

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