Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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allgemeiner Verbindlichkeit erheben<br />
und als Vorgabe für den Gesetzgeber<br />
dienen zu können.<br />
Prof. Dr. med. habil. H. W. Opderbecke,<br />
Kesslerplatz 10, 90489 Nürnberg<br />
Präventivmedizinische<br />
Aufgabe<br />
In seinem Beitrag fordert Eibach, dass<br />
Gesundheit beziehungsweise ihre Wiederherstellung<br />
nicht durch Verletzung<br />
der Menschenwürde erkauft werden<br />
dürfe. Damit wird auf ein immer auffälliger<br />
werdendes Grundproblem in der<br />
Medizin hingewiesen, dass nämlich Gesundheit<br />
und Menschenwürde, <strong>an</strong>statt<br />
sich zu ergänzen, in ein gegensätzliches,<br />
beinahe sich ausschließendes Verhältnis<br />
zuein<strong>an</strong>der geraten könnten.<br />
Während die medizinischen, die Menschenwürde<br />
verletzenden Übergriffe<br />
im Nationalsozialismus sowohl ethisch<br />
als auch rechtlich klar bewertet werden<br />
konnten, ist die Frage nach der Verletzung<br />
der Menschenwürde heute offensichtlich<br />
nicht eindeutig zu be<strong>an</strong>tworten,<br />
wenn es um das Forschen <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong>,<br />
aber auch um menschliches<br />
Klonen oder um Babys nach Maß usw.<br />
geht. Ein solches Ausein<strong>an</strong>derdriften<br />
von Gesundheit und Menschenwürde<br />
bedeutet aber, die Gesellschaft einer<br />
Zerreißprobe auszusetzen. Abgesehen<br />
von dem verfassungsrechtlichen Gebot<br />
zur Menschenwürde (Art. 1. Abs. 1 des<br />
Grundgesetzes) wäre die Gesundheit<br />
nur noch ein zweifelhaftes Gut, wenn<br />
sie zu dem Verständnis von Menschenwürde<br />
in einem Widerspruch stünde.<br />
Der Medizin sollte es vielmehr darum<br />
gehen, die gemeinsame Schnittfläche<br />
von Gesundheit und Menschenwürde<br />
zu fassen und diese für das medizinische<br />
H<strong>an</strong>deln und Forschen zu erschließen.<br />
Die wirklich strittige Frage ist aber,<br />
wie Eibach hervorhebt, welche Auffassung<br />
von Menschenwürde denn nun bei<br />
den <strong>an</strong>stehenden Entscheidungen in<br />
der medizinischen <strong>Forschung</strong> und Therapie<br />
gelten soll: die religiös-tr<strong>an</strong>szendentale<br />
oder die positivistisch-empirische.<br />
Es mag aus medizinisch-naturwissenschaftlicher<br />
Sicht schwer fallen, <strong>an</strong>stelle<br />
von empirisch begründbaren<br />
theologische Argumente zu übernehmen.<br />
Nach Spaem<strong>an</strong>n ist es aber die re-<br />
84<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
ligiös-metaphysische Dimension der<br />
Würde, die dem menschlichen Leben<br />
die herausgehobene Wertigkeit verleiht.<br />
„Es ist ein auch heute noch nicht<br />
g<strong>an</strong>z ausgestorbener Irrtum, m<strong>an</strong> könne<br />
die religiöse Betrachtung der Wirklichkeit<br />
fallenlassen, ohne dass einem<br />
etliches <strong>an</strong>dere mit abh<strong>an</strong>den kommt,<br />
auf das m<strong>an</strong> weniger leicht verzichten<br />
möchte“, schreibt er in seinem „Über<br />
den Begriff der Menschenwürde“ betitelten<br />
Aufsatz (Spaem<strong>an</strong>n, 1987).<br />
G<strong>an</strong>z unabhängig von den ethischphilosophischen<br />
oder theologischen<br />
Aussagen zur Frage, ob <strong>Embryonen</strong><br />
Menschenwürde zusteht, müssen auf jeden<br />
Fall die hier relev<strong>an</strong>ten medizinischepidemiologischen<br />
Zusammenhänge,<br />
wenn es doch um Gesundheit geht, beachtet<br />
werden. Wie zahlreiche sozialmedizinisch-epidemiologischeUntersuchungen<br />
ausweisen, steht das Schutzziel<br />
Gesundheit mit <strong>an</strong>deren Wertebereichen<br />
in einem engen Bedeutungsund<br />
Funktionszusammenh<strong>an</strong>g. Natürlich<br />
sind es Menschenwürde – im Gegensatz<br />
zum Menschenhass –, aber auch Selbstwertgefühl,<br />
Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit,<br />
die soziale und biologische<br />
Lebenszusammenhänge durchdringen<br />
und Gesundheit des einzelnen und der<br />
Allgemeinheit fördern (Antonovsky,<br />
1997). Diese Qualitäten, nur weil sie naturwissenschaftlich<br />
unzugänglich sind<br />
oder weil auch Gelehrte über ihre Bedeutung<br />
streiten mögen, nun dem Menschen<br />
dort vorzuenthalten oder auszureden,<br />
wo er sie nicht gerade expressis verbis<br />
be<strong>an</strong>sprucht und erkämpft, führt vor<br />
allem zur Schwächung gesundheitsfördernder<br />
Systemzusammenhänge.<br />
Durch Zuweisung von Menschenwürde<br />
und von Achtung vor Mensch und<br />
Natur (dazu zählen <strong>Embryonen</strong>) ist uns<br />
– Art.1. Abs.1 GG außer Acht lassend –<br />
eine Möglichkeit und Ch<strong>an</strong>ce gegeben,<br />
eine bestimmte soziale Wirklichkeit zu<br />
erzeugen und dadurch Wohlbefinden<br />
und gesundheitsfördernde Lebensbedingungen<br />
zu schaffen. Diese Möglichkeit<br />
zu nutzen, ist eine präventivmedizinische<br />
Aufgabe, sie ungenutzt zu lassen,<br />
bedeutet ein Weniger <strong>an</strong> Gesundheit.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Prof. Dr. med. Hartmut Dunkelberg,<br />
Abteilung Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin<br />
der Universität Göttingen,<br />
Windausweg 2, 37073 Göttingen<br />
<strong>PID</strong><br />
„Ein Verfahren zur<br />
Selektion“<br />
Bei der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>) h<strong>an</strong>delt es sich nach Auffassung<br />
der Org<strong>an</strong>isation „Ärzte für das Leben“<br />
(ÄfdL) ausschließlich um ein Selektionsverfahren.<br />
Die Org<strong>an</strong>isation<br />
lehnt deshalb in einer Stellungnahme<br />
den „Diskussionsentwurf zu einer<br />
Richtlinie zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />
des Wissenschaftlichen Beirats der<br />
Bundesärztekammer ab. Sie befürchtet,<br />
dass durch die Einführung der <strong>PID</strong> gesellschaftliche<br />
Vorurteile gegen Behinderte<br />
verstärkt werden und dass sich die<br />
Tendenz verhärtet, „im behinderten<br />
Mitmenschen allein den ,Belastungsfaktor‘<br />
zu sehen, statt ihn als prinzipiell<br />
Gleichberechtigten zu achten“. Die<br />
Äfdl befürchtet, dass das Lebensrecht<br />
behinderter Menschen infrage gestellt<br />
werden könnte. Die Verfahren der Invitro-Fertilisation<br />
seien deshalb auf<br />
Fälle der Sterilitätsbeh<strong>an</strong>dlung zu beschränken.<br />
Ein ursprünglich ärztliches<br />
Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren dürfe nicht zu<br />
Selektionszwecken missbraucht und zu<br />
eugenischen H<strong>an</strong>dlungsspielräumen erweitert<br />
werden. Wenn erblich schwer<br />
belastete Paare einen dringenden Kinderwunsch<br />
äußerten, empfiehlt die Org<strong>an</strong>isation<br />
die Adoption als eine hum<strong>an</strong>e<br />
Alternative.<br />
Ein Recht auf ein gesundes Kind gibt<br />
es nach Auffassung der Ärzte für das<br />
Leben nicht. Jeder ungeborene und geborene<br />
Mensch habe ein persönliches<br />
Recht auf Leben. Zwar fordere auch<br />
der Diskussionsentwurf strenge Bestimmungen,<br />
doch diese könnten<br />
schnell überholt werden, befürchten die<br />
Ärzte für das Leben. Sie lehnen auch<br />
die verbrauchende <strong>Embryonen</strong>forschung<br />
ab. Die Verfahren der künstlichen<br />
Befruchtung müssten vor einer<br />
solchen Möglichkeit rechtlich über<br />
das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz abgesichert<br />
bleiben. Die ÄfdL fordert, den<br />
Gesetzestext so zu formulieren, dass<br />
Missdeutungen nicht mehr möglich<br />
sind.<br />
Der gesamte Text der Stellungnahme<br />
k<strong>an</strong>n abgerufen werden unter www.<br />
aerzte-fuer-das-leben.de Kli