Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Moralisten werden die<br />
Entwicklung nicht aufhalten<br />
Alles ist gut, wenn es gut ist. Auch die<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik, wenn sie<br />
mit Vernunft und Augenmaß erfolgt.<br />
Ich stimme mit Herrn Jachertz überein.<br />
Er schreibt: „...d<strong>an</strong>n wird m<strong>an</strong> auf<br />
Dauer mit der Auswahl ungeborenen<br />
Lebens leben müssen.“<br />
Die Wissenschaft hat dem Menschen<br />
geholfen, ungewollte Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
zu vermeiden. Sie wird auch helfen,<br />
dem genetisch bedingten „Defekt“, also<br />
dem Ungesunden vorzubeugen – sozusagen<br />
als Methode der Wahl. Natürlich<br />
werden die Moralisten aller Konfessionen<br />
und Fraktionen ihr Verdikt<br />
verkünden, wie immer lauthals und mit<br />
allen Mitteln. Aber sie werden die Entwicklung<br />
nicht aufhalten, nur verzögern.<br />
Die Wissenschaft ist keine Glaubensgemeinschaft,<br />
das weiß m<strong>an</strong>, und<br />
das ist gut so.<br />
Wenn der Mensch mit seinen Irrungen<br />
und Wirrungen noch eine kleine<br />
Ch<strong>an</strong>ce hat, d<strong>an</strong>n wird es die Wissenschaft<br />
sein.<br />
Dr. med. Alfons Werner Reuke<br />
Sommerhalde 42<br />
71672 Marbach<br />
Orientierung verloren<br />
Mehr noch als der eigentliche Diskussionsentwurf<br />
zu einer Richtlinie zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(PGD) fordert das<br />
Vorwort dazu zu einer Stellungnahme<br />
heraus. Dem Leser stockt der Atem,<br />
wenn indirekt die Frage formuliert wird,<br />
ob es sich um eine Ausnahme vom Tötungsverbot<br />
h<strong>an</strong>delt oder gar keine Tötung<br />
vorliegt. Wie <strong>an</strong>ders soll m<strong>an</strong> es<br />
denn nennen, wenn einem Lebewesen<br />
die Voraussetzungen zum Weiterleben<br />
entzogen beziehungsweise vorenthalten<br />
werden? Und wodurch sollte eine Ausnahme<br />
vom Verbot – für den Arzt insbesondere<br />
– zu töten begründet sein?<br />
Tatsächlich k<strong>an</strong>n eine Ausnahme vom Tötungsverbot<br />
oder das Nichtvorliegen einer<br />
Tötung nur (<strong>an</strong>)erkennen, wer den<br />
Beginn menschlichen Lebens und damit<br />
seiner Schutzwürdigkeit entgegen wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis nicht mit dem<br />
Zeitpunkt der Verschmelzung von Eiund<br />
Samenzelle identisch sehen will.Eine<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Definition aber, w<strong>an</strong>n denn das Leben<br />
d<strong>an</strong>n beginnt, steht aus, dürfte heiß umstritten<br />
sein und birgt jede Menge Gefahren<br />
in sich. Der Konflikt der PGD mit<br />
dem <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz (ESchG)<br />
wird auf das Verbot von Untersuchungen<br />
<strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong> im Stadium zellulärer Totipotenz<br />
und das Verbot der fremdnützigen<br />
Verwendung von <strong>Embryonen</strong> reduziert.<br />
Dabei soll doch die PGD für Paare<br />
bereitstehen, „für deren Nachkommen<br />
ein hohes Risiko für eine bek<strong>an</strong>nte und<br />
schwerwiegende, genetisch bedingte Erkr<strong>an</strong>kung<br />
besteht“. Das heißt: <strong>Embryonen</strong><br />
mit „Veränderung des Erbmaterials“,<br />
die zur Tötung <strong>an</strong>stehen, werden<br />
zw<strong>an</strong>gsläufig auftreten,sie sind zwar nicht<br />
das Ziel der PGD, aber auch nicht „unerwünschte<br />
Nebenfolge oder ein Fehlschlag“,<br />
wie Prof. Hepp zitiert wird. Die<br />
PGD steht daher eindeutig im Widerspruch<br />
zum ESchG § 1 Abs.l Nr.2 und § 2<br />
Abs. l. Auch eine Konfliktreduzierung<br />
durch PGD, indem nämlich „eine Entscheidung<br />
über einen eventuellen Abbruch<br />
einer fortgeschrittenen Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
vermieden“ würde, k<strong>an</strong>n ich nicht<br />
erkennen. Es ist derselbe Mensch, der<br />
getötet wird, freilich in einer <strong>an</strong>deren<br />
Phase seines Lebens. Seine Gestaltlosigkeit<br />
und die mögliche Vielzahl von <strong>Embryonen</strong><br />
durch IVF täuschen nur eine<br />
Konfliktreduzierung vor!<br />
Gänzlich der Nachvollziehbarkeit<br />
entzieht sich das Vorwort, wenn von einer<br />
„Absage <strong>an</strong> jede Art eugenischer Selektion<br />
und Zielsetzung“ die Rede ist,<br />
geht es doch gerade um die Feststellung<br />
veränderten Erbmaterials durch die<br />
PGD und <strong>an</strong>schließende Aussonderung<br />
menschlicher Individuen aufgrund dieser<br />
Veränderungen. Wenn vor<strong>an</strong>stehend<br />
betont wird, die Bundesärztekammer<br />
orientiere sich <strong>an</strong> einem Menschenbild,<br />
das „von Respekt vor allen Menschen,<br />
einschließlich denen mit geistigen, seelischen<br />
und körperlichen Beeinträchtigungen,<br />
geprägt ist“, muss leider <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
der Unvereinbarkeit der PGD mit dieser<br />
Grundhaltung festgestellt werden, dass<br />
die Bundesärztekammer hier offenbar<br />
die Orientierung verloren hat. Mit Einführung<br />
der PGD aber wird zweifelsohne<br />
nach und nach der Respekt vor den<br />
Menschen mit derartigen Beeinträchtigungen<br />
verloren gehen. Eine weitere<br />
Formulierung hinterlässt den Eindruck<br />
von Orientierungslosigkeit und mich rat-<br />
los: Was nämlich soll „eine große Fähigkeit<br />
und Bereitschaft zu hinreichend<br />
konfliktarmen Lösungen“ sein und hervorbringen?<br />
Gibt es etwas zwischen dem<br />
elterlich-ärztlichen Entscheid über „leben<br />
dürfen“ oder „sterben müssen“?<br />
Dr. med. G. Haasis<br />
Max-Reger-Straße 40<br />
28209 Bremen<br />
Wo bleibt die Achtung?<br />
➀ Allgemein: Das DÄ widmet Themen<br />
der Reproduktionmedizin in den<br />
letzten Monaten mehr Raum, als ihrer<br />
Bedeutung im tatsächlichen Medizinbetrieb<br />
entspricht. Cui bono? In welche<br />
Richtung sollen wir beeinflusst werden?<br />
➁ Obwohl über die Einführung der<br />
PGD in Deutschl<strong>an</strong>d keineswegs Einvernehmen<br />
besteht, legt die Bundesärztekammer<br />
bereits einen Entwurf zu einer<br />
Richtlinie für dieses Verfahren vor,<br />
als ob mit der Einführung fest zu rechnen<br />
wäre. Dieses Vorgehen k<strong>an</strong>n als<br />
Versuch der M<strong>an</strong>ipulation gedeutet<br />
werden.<br />
➂ Der Versuch, die Indikationen für<br />
die PGD durch Richtlinien und Kommissionen<br />
zu begrenzen, ist sicher zum<br />
Scheitern verurteilt, wie die Verg<strong>an</strong>genheit<br />
lehrt. M<strong>an</strong> denke nur <strong>an</strong> die Geschichte<br />
der Schw<strong>an</strong>gerschaftsverhütung<br />
oder <strong>an</strong> die des Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruchs.<br />
Also ist, wenn die PGD eingeführt<br />
wird, mit zunehmender Ausweitung<br />
des Indikationsbereichs zu rechnen.<br />
Wir sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass Richtlinien hier nur eine Feigenblatt-Funktion<br />
haben.<br />
➃ Die Erlaubnis, einen Embryo mit<br />
den genetischen Merkmalen einer schweren<br />
genetisch bedingten Kr<strong>an</strong>kheit zu<br />
„verwerfen“, enthält eine Botschaft <strong>an</strong><br />
alle geborenen Träger dieser Kr<strong>an</strong>kheit:<br />
„Wir hielten es für besser, du wärest<br />
nicht geboren.“ Dieses Ged<strong>an</strong>kengut<br />
kennen wir doch aus dem Dritten Reich.<br />
Ob wir einen Behinderten in einer Anstalt<br />
umbringen oder einen Embryo im<br />
16-Zellen-Stadium „verwerfen“ – die<br />
Geisteshaltung ist die gleiche. Wo bleibt<br />
die Achtung vor dem Menschen und seinem<br />
Schöpfer?<br />
Dr. med. Winfrid Gieselm<strong>an</strong>n<br />
Finkenwiesenstraße 1<br />
75417 Mühlacker<br />
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