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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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➁ Selektion der Kinder: Die Entscheidung,<br />

ob die „geschädigte Eizelle“ impl<strong>an</strong>tiert<br />

oder „verworfen“ wird, richtet<br />

sich nach oberflächlichem Lesen nach der<br />

Beeinträchtigung der Mutter. De facto<br />

aber ist einzig und alleine das Ergebnis<br />

der genetischen Untersuchung entscheidend,<br />

denn warum sonst sollte sich ein<br />

Ehepaar dem Stress der künstlichen Befruchtung<br />

unterziehen, wenn das Ergebnis<br />

der Untersuchung für die Entscheidung<br />

der Impl<strong>an</strong>tation unerheblich wäre?<br />

➂ Herabsetzung der Tötungsschwelle:<br />

Im Vorwort des Entwurfes ist es eindeutig<br />

beschrieben: „Die PGD k<strong>an</strong>n allerdings<br />

im Einzelfall die spätere Pränataldiagnostik<br />

ersetzen und damit zu einer<br />

Konfliktreduzierung beitragen, weil<br />

sie Entscheidungen über einen eventuellen<br />

Abbruch einer fortgeschrittenen<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft vermeidet.“ Mit <strong>an</strong>deren<br />

Worten: Ein totipotentes Acht-Zell-<br />

Stadium „verwirft“ m<strong>an</strong> – mit weniger<br />

Bedenken –, bei einem Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

im dritten bis fünften<br />

Monat ist der Tod des sich entwickelnden<br />

Menschen greifbarer und führt sicherlich<br />

zu stärkeren Konflikten. Der<br />

Mech<strong>an</strong>ismus der Konfliktreduktion<br />

durch Herabsetzung der Tötungsschwelle<br />

ist ein Mech<strong>an</strong>ismus, der uns<br />

aus der Zeit des Nationalsozialismus gut<br />

bek<strong>an</strong>nt ist und Werteänderungen nach<br />

sich zieht, die im Nationalsozialismus<br />

zur Vergasung Tausender behinderter<br />

Menschen geführt hat.<br />

➃ Eigeninteresse der Mitglieder des<br />

Wissenschaftlichen Beirates: Die Mitglieder<br />

des Beirates sind auch Forscher,<br />

die eigene Interessen <strong>an</strong> der Aufweichung<br />

von <strong>Forschung</strong>sgrenzen haben,<br />

die eventuell auch weitergehende eigene<br />

<strong>Forschung</strong>svorhaben entwickeln. Wer<br />

sagt uns denn, ob nicht nach Durchsetzung<br />

der PGD der nächste Schritt die genetischen<br />

Reparationsversuche <strong>an</strong> den<br />

„kr<strong>an</strong>ken“ befruchteten Eizellen sein<br />

werden? Natürlich wieder zum Wohle<br />

des sich entwickelnden Menschen, den<br />

m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n nach „Reparatur“ ja doch impl<strong>an</strong>tieren<br />

könnte? Wer will denn letztlich<br />

verhindern, dass <strong>an</strong> den „verworfenen“<br />

Zellen weitere Versuche gemacht<br />

werden? Das Interesse von Wissenschaftlern<br />

und deren Wunsch nach Anerkennung<br />

ist viel zu groß, als dass von<br />

dieser Seite eigene S<strong>an</strong>ktionen gegen<br />

Missbrauch greifen könnten.<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

➄ Die Zusammensetzung der Ethikkommissionen,<br />

die Beratung und Aufklärung:<br />

Die Beratung und Aufklärung<br />

unterliegt laut Entwurf dem Hum<strong>an</strong>genetiker<br />

und dem Gynäkologen (die ausschließlich<br />

männliche Form ist auch so im<br />

Entwurf enthalten). Wie immer sind<br />

nicht-ärztliche Gruppen in den Regelberatungen<br />

nicht vorgesehen, sondern können<br />

zusätzlich <strong>an</strong>geboten werden. Dabei<br />

gilt festzuhalten, dass auf sozialpsychologischer<br />

Ebene – auf der zunächst der Konflikt<br />

überhaupt besteht – Mediziner/innen<br />

nach Aus- und Weiterbildung über keinerlei<br />

besondere Kompetenz verfügen, eine<br />

Beratung adäquat durchführen zu können.<br />

Das Gleiche gilt für die Zusammensetzung<br />

der Ethik-Kommissionen.<br />

Wir alle sind gefordert, der Aufweichung<br />

des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />

und dem Aufbau weiterer selektionierender<br />

Maßnahmen entgegenzutreten.<br />

Wer glaubt, durch Nichteinmischung der<br />

Ver<strong>an</strong>twortung für ethische Fragen entgehen<br />

zu können, der irrt.<br />

Cornelia Femers<br />

Kühlenberg 20<br />

58644 Iserlohn<br />

Erklärung<br />

Aus jahrzehntel<strong>an</strong>ger weit überwiegend<br />

positiver Erfahrung als Patient und als<br />

jahrzehntel<strong>an</strong>ger berufspolitischer Wegbegleiter<br />

der deutschen Ärzteschaft fühle<br />

ich mich zu einer Erklärung verpflichtet:<br />

Ich stimme der Stellungnahme von Joachim<br />

Kardinal Meisner voll inhaltlich zu.<br />

Dazu darf ich bemerken, dass ich der<br />

lutherischen Kirche <strong>an</strong>gehöre, ohne mich<br />

wirklich als Christ bezeichnen zu können.<br />

Ich muss mich heute fragen, ob ich bei<br />

der damaligen Diskussion zur künstlichen<br />

Insemination meine grundsätzliche<br />

Ablehnung deutlich genug in den Gremien<br />

der Bundesärztekammer vertreten<br />

habe. Nach meinen Aufzeichnungen wäre<br />

die erste Stellungnahme <strong>an</strong>lässlich der<br />

Vorbereitungen und der Durchführung<br />

des 62.Deutschen Ärztetages 1959 in Lübeck<br />

fällig gewesen. Der Deutsche Ärztetag<br />

hielt damals eine homologe intrauterine<br />

künstliche Insemination in besonderen<br />

Ausnahmefällen mehrheitlich<br />

für ethisch vertretbar.<br />

Der 7<strong>3.</strong> Deutsche Ärztetag 1970 in<br />

Stuttgart erhob d<strong>an</strong>n mehrheitlich keine<br />

generellen Einwände mehr. Er bezeichnete<br />

diese nicht mehr als st<strong>an</strong>deswidrig,<br />

aber empfahl sie auch nicht ausdrücklich.<br />

Ich entsinne mich sehr deutlich, dass ich<br />

damals bereits der Auffassung war, hier<br />

verletze der Mensch unter Missbrauch<br />

des naturwissenschaftlich-technischen<br />

Fortschritts eine ihm von der Natur selbst<br />

errichtete Grenze, einen kategorischen<br />

Imperativ des menschlichen Seins.<br />

Ich entsinne mich dieser meiner damaligen<br />

Auffassung um so deutlicher,<br />

als ebenfalls in die Siebzigerjahre eine<br />

lebhafte Diskussion zum Thema „Sterbehilfe<br />

als Lebenshilfe“ fällt, in der ich<br />

mich eindeutig gegen die Straffreiheit<br />

auch von „passiver“ Sterbehilfe ausgesprochen<br />

habe. Das geschah mit dem<br />

Hinweis, dass der Mensch gegebenenfalls,<br />

seinem Gewissen folgend, auch gegen<br />

geltendes Strafrecht h<strong>an</strong>deln müsse.<br />

Er könne d<strong>an</strong>n lediglich auf einen einsichtigen<br />

Richter hoffen, der wohl wissen<br />

sollte, dass als unverzichtbarer Best<strong>an</strong>dteil<br />

jeder sittlichen Rechtsordnung<br />

auch Gnade zu gelten habe.<br />

Prof. Dr. h. c. J. F. Volrad Deneke<br />

Axenfeldstraße 16<br />

53177 Bonn<br />

Armutszeugnis<br />

Scham und Mitleid erfüllen einen, wenn<br />

m<strong>an</strong> liest, was die Herren Hoppe und Sewing<br />

sowie die Arbeitsgruppe „Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />

der Bundesärztekammer<br />

unter ihrem „Beitrag zur Schärfung<br />

des Problembewusstseins“ zur<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik verstehen.<br />

Mitnichten wird hier irgendeine ethische<br />

Problematik <strong>an</strong>geschnitten. Der vorgelegte<br />

„Diskussionsentwurf“ ist indes ein<br />

bloßes Abwicklungspapier, welches die<br />

genaueren Modalitäten der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

festzulegen versucht. Besonders<br />

wertvoll erscheint mir dabei die<br />

Erkenntnis, dass „kein Arzt gegen sein<br />

Gewissen verpflichtet werden k<strong>an</strong>n, <strong>an</strong><br />

einer Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik mitzuwirken“,<br />

oder aber die Feststellung, dass<br />

die involvierten Ärzte über entsprechende<br />

Kenntnisse und Erfahrung verfügen<br />

müssen. Hierüber besteht in der Tat ein<br />

g<strong>an</strong>z erheblicher Diskussionsbedarf.<br />

Der Umst<strong>an</strong>d, dass in den einleitenden<br />

Worten eine Präjudiz explizit ausgeschlossen<br />

wird, täuscht den intelligenten<br />

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