08.12.2012 Aufrufe

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

klärte Rechtslage“ enthielten,ist beschämend.<br />

Es geht hierbei nicht um die<br />

„Rechtslage“, sondern um die Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit der Tatsache, dass die<br />

<strong>PID</strong>,trotz medizinischer Rechtfertigung,<br />

das ethische Fundament unserer<br />

Menschlichkeit durch die Teilung in „lebenswert“<br />

und „lebensunwert“ infrage<br />

stellt. Dieses Paradoxon k<strong>an</strong>n nur durch<br />

die gleichzeitige radikale Bejahung eines<br />

jeden menschlichen Lebens und Unterstützung<br />

kr<strong>an</strong>ker und behinderter Menschen<br />

gelöst werden – nur auf diesem gesellschaftlichen<br />

Fundament ist eine <strong>PID</strong><br />

paradoxerweise ethisch vertretbar.<br />

Dr. med. H<strong>an</strong>s Jörgen Grabe,<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Rostocker Chaussee 70, 18437 Stralsund<br />

Wohltuende Offenheit<br />

Wohltuend, mit welcher Offenheit gerade<br />

auf diesem Ärztetag bris<strong>an</strong>te Themen<br />

wie etwa die Ethik-Diskussion <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen<br />

wurden, ebenso auch die ausgewogene<br />

Zivilcourage des Präsidenten Hoppe,<br />

mit seiner nicht nur medizinischen, sondern<br />

ärztlichen Einstellung etwa zur <strong>PID</strong>.<br />

Aber merkwürdig f<strong>an</strong>d ich doch, dass offensichtlich<br />

nicht bewusst – oder schamvoll<br />

nicht <strong>an</strong>gesprochen – wird, dass das<br />

Thema <strong>PID</strong> unbeschadet der ethisch<br />

nicht vertretbaren Akzept<strong>an</strong>z auch unter<br />

ökonomischen und damit gesundheitspolitischem<br />

Aspekt gesehen werden<br />

muss. Droht hier nicht auch ein Eigentor<br />

der Ärzteschaft, wenn Forderungen aus<br />

der gynäkologischen und biomedizinischen<br />

Ecke in den gesetzlichen Leistungskatalog<br />

aufgenommen werden sollen,<br />

der mit den vorh<strong>an</strong>denen Fin<strong>an</strong>zmitteln<br />

schon jetzt nicht mehr ausreichend<br />

bedient werden k<strong>an</strong>n. Zu Recht besteht<br />

der Anspruch auf leistungsgerechte Honorierung<br />

der Ärzteschaft – im Hintergrund<br />

ein Jammern der Gynäkologen<br />

über das Budgetkorsett –, und d<strong>an</strong>n soll<br />

sich der Luxus geleistet werden, die fin<strong>an</strong>zträchtige<br />

<strong>PID</strong> einzuführen mit der<br />

inhum<strong>an</strong>en Konsequenz, genetisch minderwertigen<br />

Nachwuchs zu verhindern.<br />

Ist ärztlich statt Wunscherfüllung nicht<br />

ein Beh<strong>an</strong>dlungsauftrag bei unerfülltem<br />

Kinderwunsch mittels Psychotherapie<br />

gegeben, womit die Menschenwürde für<br />

die Frau und den Embryo gewahrt bleiben<br />

und unser abendländisches Welt-<br />

96<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

und Menschenbild nicht infrage gestellt<br />

wird. Denn das Embryonalstadium ist<br />

kein „Niem<strong>an</strong>dsl<strong>an</strong>d der Menschwerdung“!<br />

Erschütternd, wenn Mediziner<br />

vor dem Gremium eines Ärztetages wagen,<br />

zu äußern, sie würden im behinderten<br />

Leben keinen Eigenwert sehen. Das<br />

hat nichts mehr mit demokratischer Redefreiheit<br />

zu tun und disqualifiziert darüber<br />

hinaus einen M<strong>an</strong>datsträger. Ich<br />

k<strong>an</strong>n mich des Eindrucks nicht erwehren,<br />

dass es in der <strong>PID</strong>- und Stammzellenausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

weniger um<br />

Menschlichkeit im ethischen Sinne als<br />

um Ideologie – Forschernarzissmus, Materialismus?<br />

– geht. Herrn Montgomerys<br />

Befürchtungen, über die Stammzellforschung<br />

die Hintertüre zur <strong>PID</strong> öffnen zu<br />

können, bewölken bedrohlich den politischen<br />

Himmel. Darum mein besonderer<br />

D<strong>an</strong>k allen Kolleginnen und Kollegen,<br />

die – wie unser Bundespräsident – für unser<br />

hum<strong>an</strong>itär geprägtes Arzttum eintreten,<br />

nicht zuletzt <strong>an</strong> dieser Stelle aber<br />

auch dem Chefredakteur, Norbert Jachertz,<br />

der nicht nur im DÄ ausreichend<br />

Raum zur Diskussion zu diesem schicksalsträchtigen<br />

Thema gibt, sondern darüber<br />

hinaus ehrlich seine eigene Sichtweise<br />

(Heft 3/2001) einbringt, was ihn nur<br />

ehren k<strong>an</strong>n, auch wenn es leider Kollegen<br />

gibt, die ihm in dieser Position das<br />

Recht dazu absprechen wollen.<br />

Dr. med. Günter Link,<br />

Auf der Halde 13, 87439 Kempten<br />

Zum Beitrag „Die Unverfügbarkeit menschlichen<br />

Lebens“ von Gisela Klinkhammer und der dort<br />

zitierten Äußerung von Dr. med. Norbert Metke<br />

(L<strong>an</strong>desärztekammer Baden-Württemberg): „Ich<br />

sehe keinen Eigenwert in behindertem Leben.“:<br />

Empörend<br />

Als Hebamme und g<strong>an</strong>z besonders als<br />

Mutter von drei Kindern – wovon das<br />

jüngste chronisch kr<strong>an</strong>k und deshalb<br />

schwerbehindert ist – möchte ich Ihnen<br />

gegenüber meine Empörung äußern.<br />

Mein 14-jähriger Sohn erfährt nach und<br />

nach alle Stadien einer fortschreitenden<br />

Behinderung und benötigt mittlerweile<br />

eine kontinuierliche Schmerztherapie.<br />

Er ist trotzdem ausgesprochen lebensfroh,<br />

sehr sozial und findet immer wieder<br />

neue Lebensinhalte.<br />

Ich habe ihn einmal g<strong>an</strong>z direkt gefragt,<br />

ob er froh ist, geboren worden und<br />

am Leben zu sein. Er <strong>an</strong>twortete sofort:<br />

„Natürlich!“ – und – etwas vorwurfsvoll<br />

(?): „Was denkst du denn?“ Haben Sie<br />

das Recht, <strong>an</strong>deren Menschen ihr Lebensrecht<br />

abzusprechen? Haben Sie das<br />

Recht zu bestimmen, wie viel und welches<br />

„Leid“ lebenswert ist und welches<br />

nicht? In meinen Augen sind Menschen<br />

wie Sie behindert – in ihrer Sichtweise<br />

und Toler<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren gegenüber und in<br />

ihrem Größenwahn, „lebenswert“ beurteilen<br />

zu können. Haben Sie als Arzt<br />

wirklich schon einmal ein persönliches<br />

Gespräch mit Ihren behinderten Patienten<br />

geführt? Das habe ich nämlich bei<br />

vielen Ärzten in Bezug auf meinen Sohn<br />

vermisst. Er wurde untersucht, geröntgt,<br />

operiert und medikamentös beh<strong>an</strong>delt,<br />

aber kaum ein Arzt fragte ihn:„Wie geht<br />

es dir mit deinem Leben?“<br />

Gudrun Grabe-Rump, Pilzweg 4, 51069 Köln<br />

Zum Beitrag: „Beim Geld wird’s ernst“ von<br />

Norbert Jachertz:<br />

Stimmgewichtung ändern<br />

Es ist schade, dass über die noch zu<br />

führende Satzungsänderungsdiskussion<br />

so oberflächlich berichtet wurde. Denn<br />

demokratisches Denken und H<strong>an</strong>deln<br />

lebt nun einmal vor allem von und mit<br />

Entscheidungen von Mehrheiten. Dieses<br />

hohe demokratische Prinzip wird<br />

nach jetziger Regelung im Hinblick auf<br />

die deutsche Ärzteschaft im Vorst<strong>an</strong>d<br />

der BÄK nicht verwirklicht. Denn ohne<br />

eine Stimmgewichtung im Vorst<strong>an</strong>d der<br />

Bundesärztekammer können sich Entscheidungen<br />

ergeben, dass mit einer<br />

Mehrheit von neun Präsidenten der<br />

L<strong>an</strong>desärztekammern gerade einmal 25<br />

Prozent der deutschen Ärzte vertreten<br />

werden (Quelle: Fin<strong>an</strong>zbericht 99/00).<br />

Dies bedeutet im Extremfall, dass lediglich<br />

13 Prozent der Gesamtärzteschaft<br />

hinter einem Mehrheitsbeschluss des<br />

Vorst<strong>an</strong>des der BÄK stehen müssen. Da<br />

der Deutsche Ärztetag nur einmal im<br />

Jahr tagen k<strong>an</strong>n,werden sinnvollerweise<br />

im Laufe des Jahres viele wichtige Fragen,<br />

teilweise sogar Schlüsselfragen der<br />

Berufspolitik, im Vorst<strong>an</strong>d be<strong>an</strong>twortet.<br />

Dazu ist es notwendig, dass der Vorst<strong>an</strong>d<br />

der BÄK glaubhaft darstellen<br />

k<strong>an</strong>n, dass hinter seiner Mehrheit auch<br />

die Mehrheit der deutschen Ärzteschaft

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!