Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Risiko tragen, ein Kind mit einer<br />
schweren und nicht therapierbaren<br />
genetisch bedingten Erkr<strong>an</strong>kung zu<br />
bekommen.<br />
Dagegen wies Ethikratsmitglied<br />
H<strong>an</strong>s-Jochen Vogel bei der Erläuterung<br />
des Minderheitsvotums darauf<br />
hin, dass die „Verwerfung von<br />
<strong>Embryonen</strong>“ mit der im Grundgesetz<br />
festgeschriebenen Un<strong>an</strong>tastbarkeit der<br />
Menschenwürde nicht vereinbar sei.<br />
Das <strong>PID</strong>-freundliche Mehrheitsvotum<br />
des Ethikrates kommt nicht unerwartet.<br />
Bereits in der Debatte um den<br />
Heft 6, 7. Februar 2003<br />
Ethikkommissionen<br />
Verwirrende Vielfalt<br />
Kaum jem<strong>an</strong>d hat noch wirklich den<br />
Durchblick, wenn von der Entscheidung<br />
einer Ethikkommission<br />
die Rede ist. Zahlreiche Ethikräte,<br />
-kommissionen und -beiräte entscheiden<br />
und beraten auf lokaler und nationaler<br />
Ebene. Auf lokaler Ebene gibt es<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d die auf Initiative von<br />
medizinischen Fakultäten, Ärztekammern<br />
und Kliniken eingerichteten<br />
Ethikkommissionen. Vorbilder für diese<br />
Gremien waren die Institutional Review<br />
Boards in den USA, deren Gründung<br />
auf die Deklaration von Helsinki<br />
des Weltärztebundes aus dem Jahr 1965<br />
zurückging (Textkasten). Neben diesen<br />
Ethikkommissionen haben sich <strong>an</strong> vielen<br />
Kliniken Ethikkomitees oder -konsile<br />
gebildet, die nicht forschungsbezogene,<br />
sondern therapiebezogene Entscheidungen<br />
treffen. Von politischer<br />
Bris<strong>an</strong>z sind die lokalen Ethikkommissionen<br />
ebenso wie die <strong>an</strong> Kliniken eingerichteten<br />
Ethikkonsile in der Regel<br />
nicht. Aufsehen erregt haben dagegen<br />
in letzter Zeit Gremien, die auf nationaler<br />
Ebene einberufen wurden und<br />
die zum Teil mitein<strong>an</strong>der konkurrieren.<br />
Deutlich wurde dies beispielsweise bei<br />
178<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Import embryonaler Stammzellen wurde<br />
deutlich, dass die Gewichte in dem<br />
von K<strong>an</strong>zler Gerhard Schröder einberufenen<br />
Beratungsorg<strong>an</strong> ungleich verteilt<br />
sind. Im Zweifel setzt sich ein eher<br />
„pragmatischer“ Ansatz durch. Die von<br />
Vogel geforderte Hinwendung zu einer<br />
„präventiven Ver<strong>an</strong>twortungsethik“<br />
scheint in dem Schröder-Gremium<br />
nicht mehrheitsfähig.<br />
Die medienwirksam in der Berlin-<br />
Br<strong>an</strong>denburgischen Akademie der<br />
Wissenschaften präsentierte Ratsempfehlung<br />
wird ohne Zweifel die bevor-<br />
Es gibt Ethikkommissionen und Ethikräte mit unterschiedlichen<br />
Zielsetzungen. Vor allem die Gremien auf nationaler<br />
Ebene tragen auch zur politischen Meinungsbildung bei.<br />
der Debatte um die embryonale<br />
Stammzellforschung und die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>).<br />
Zur Erinnerung: Für einen strengen<br />
<strong>Embryonen</strong>schutz trat die damalige<br />
Bundesgesundheitsministerin Andrea<br />
Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) ein.<br />
Mit einem viel beachteten Kongress im<br />
Jahr 2000 in Berlin versuchte sie, die<br />
Debatte <strong>an</strong>zustoßen. Vor Ärzten, Vertretern<br />
von Behindertenverbänden und<br />
Kirchen, Juristen und Wissenschaftlern<br />
kündigte sie ein Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
<strong>an</strong>, das das damals zehn Jahre<br />
alte <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz ablösen<br />
sollte. Fischer wollte mit diesem Gesetz<br />
die <strong>PID</strong> und das therapeutische Klonen<br />
unmissverständlich verbieten.<br />
Sie erhoffte sich entsprechende Beratung<br />
durch den Ethikbeirat beim Bundesministerium<br />
für Gesundheit, der im<br />
Jahr 1996 von ihrem Amtsvorgänger<br />
Horst Seehofer (CSU) eingerichtet<br />
worden war. Nach Fischers Rücktritt<br />
und dem Wechsel <strong>an</strong> der Ministeriumsspitze<br />
wurde der Beirat d<strong>an</strong>n bald kaltgestellt.<br />
Auch aus dem gepl<strong>an</strong>ten Gesetz<br />
wurde nichts. Die neue Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt ver-<br />
stehende gesellschaftliche und politische<br />
<strong>PID</strong>-Debatte beeinflussen. Dennoch:<br />
Entscheidungen werden (trotz<br />
der in der Politik üblich gewordenen<br />
Beraterrunden) noch immer im Bundestag<br />
getroffen. Dort wird sich zeigen,<br />
ob die Abgeordneten eher der Empfehlung<br />
des Nationalen Ethikrates<br />
folgen oder sich dem Votum der parlamentarischen<br />
Enquete-Kommission<br />
„Recht und Ethik der modernen Medizin“<br />
<strong>an</strong>schließen. Diese hatte sich<br />
gegen eine Zulassung der <strong>PID</strong> ausgesprochen.<br />
Samir Rabbata<br />
folgte nämlich eine <strong>an</strong>dere Linie in<br />
medizinethischen Fragen. Sie gilt als eine<br />
vorsichtige Befürworterin der neuen<br />
gentechnischen Methoden. Die veränderte<br />
Richtung im Gesundheitsministerium<br />
hatte schließlich auch personelle<br />
Konsequenzen. Die für Gentechnik<br />
zuständige Abteilungsleiterin Ulrike<br />
Riedel, eine scharfe Gegnerin der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(DÄ, Heft 10/<br />
2000), musste gehen.<br />
Dennoch vertrat auch die Bundesregierung<br />
durchaus keine geschlossene<br />
Linie in der Gendebatte. So sprach sich<br />
Bundesk<strong>an</strong>zler Gerhard Schröder<br />
dafür aus, „moralische Scheuklappen“<br />
abzulegen. Bundesbildungsministerin<br />
Edelgard Bulmahn befürwortete ebenfalls<br />
die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> überzähligen<br />
<strong>Embryonen</strong>, wohingegen die damalige<br />
Bundesjustizministerin Herta Däubler-<br />
Gmelin sie entschieden ablehnte. Im<br />
Parlament hatten sich partei- und<br />
fraktionsübergreifende Alli<strong>an</strong>zen gebildet,<br />
die drei Anträge zur embryonalen<br />
Stammzellforschung einbrachten. Diese<br />
reichten von einem kategorischen<br />
Verbot über die schließlich beschlossene<br />
Stichtagsregelung bis zu einer weitreichenden<br />
Freigabe der Stammzellforschung.<br />
Die verschiedenen Ethikkommissionen<br />
vermittelten ebenfalls kein einheitliches<br />
Bild: Am 15. Mai 2000 nahm unter<br />
<strong>an</strong>derem auf Initiative von Behindertenverbänden<br />
und der beiden<br />
großen christlichen Kirchen in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d die Enquete-Kommission<br />
des Deutschen Bundestages „Recht und<br />
Ethik der modernen Medizin“ ihre Arbeit<br />
auf.Der Einsetzungs<strong>an</strong>trag,auf den