Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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nale Stammzellforschung erlaubt seien,<br />
<strong>an</strong>twortete Steinberg: „Diese Techniken<br />
sind nur deshalb erlaubt, weil die<br />
Vorteile die Nachteile überwiegen.“<br />
Schließlich könnten durch die Stammzellforschung<br />
möglicherweise Menschenleben<br />
gerettet werden. Und die<br />
Gefahr, ein Kind mit schweren Missbildungen<br />
zur Welt zur Welt zu bringen,<br />
habe mehr Gewicht als die noch relativ<br />
geringen Rechte des Präembryos.<br />
Abtreibungen seien, so Steinberg, im<br />
Judentum in der Regel nur in den ersten<br />
40 Schw<strong>an</strong>gerschaftstagen zulässig.<br />
Prof. Shimon Glick, Beer Sheva, berichtete<br />
über die Praxis in Israel. Unter<br />
britischem M<strong>an</strong>dat, also bis 1948, seien<br />
Abtreibungen verboten gewesen; sowohl<br />
die Frau als auch der Arzt hätten<br />
mit strengen Strafen rechnen müssen.<br />
Nach der Entstehung des Staates Israel<br />
sei dieses Gesetz bis auf eine Lockerung<br />
im Jahr 1966 weiter in Kraft geblieben.<br />
1977 sei das Abtreibungsrecht<br />
neu geregelt worden. D<strong>an</strong>ach seien<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche unter bestimmten<br />
Voraussetzungen erlaubt<br />
worden. Unter dieser Gesetzgebung<br />
kam es zu 15 000 bis 20 000 legalen Abtreibungen<br />
jährlich, wobei die größte<br />
Zahl unter die so gen<strong>an</strong>nte soziale Indikation<br />
fiel. Als im Jahr 1979 die Regierung<br />
wechselte, fiel den religiösen<br />
Parteien eine größere Bedeutung zu,<br />
was zur Streichung der sozialen Indikation<br />
geführt habe. Dies habe sich jedoch<br />
als Pyrrhus-Sieg erwiesen. Denn<br />
auch nach dem Wegfall der sozialen Indikation<br />
sei die Zahl der legalen Abtreibungen<br />
nicht gesunken. Die Ursache:<br />
Die sozialen Indikationen seien<br />
einfach als medizinische Indikationen<br />
erklärt worden.<br />
Es gebe kein L<strong>an</strong>d auf der Welt, in<br />
dem so viele Gentests und pränatale<br />
Diagnostik wie in Israel vorgenommen<br />
würden. Drei Prozent aller in Israel geborenen<br />
Kinder seien durch In-vitro-<br />
Fertilisation entst<strong>an</strong>den. Für die <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> embryonalen Stammzellen<br />
wurden im Jahr 2001 Leitlinien eines<br />
Beratenden Bioethischen Komitees der<br />
Israelischen Wissenschaftsakademie<br />
vorbereitet. Diese Leitlinien versuchten<br />
die Bal<strong>an</strong>ce zwischen dem Lebensschutz<br />
des menschlichen Embryos und<br />
dem „enormen lebensrettenden Potenzial<br />
der Stammzellforschung“ zu wah-<br />
194<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
ren. Die Erzeugung von embryonalen<br />
Stammzellen für <strong>Forschung</strong>szwecke ist<br />
daher verboten, die <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong><br />
„überzähligen“ <strong>Embryonen</strong> jedoch erlaubt.<br />
Die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
sei eine in Israel gängige Praxis.<br />
Der große Unterschied der asiatischen<br />
zu den monotheistischen Religionen<br />
besteht vor allem in dem Glauben<br />
<strong>an</strong> Wiedergeburt und Reinkarnation,<br />
wie Dr. Damien Keown berichtete. Und<br />
dieser Glaube präge auch die Einstellung<br />
zum Embryo. Geburt und Tod seien<br />
wie Drehtüren, durch die jedes Individuum<br />
immer und immer wieder hindurchgehe.<br />
Eines der Grundprinzipien<br />
der buddhistischen Ethik sei die Gewaltfreiheit,<br />
und dazu gehöre auch der<br />
Respekt vor dem Leben, der sich nicht<br />
nur auf menschliches Leben, sondern<br />
auch auf Tiere und sogar Pfl<strong>an</strong>zen beziehe.<br />
Der Buddhismus lehre, dass die<br />
verschiedenen Formen von Leben ein<br />
Kontinuum bilden, das heißt, die Lebensform<br />
k<strong>an</strong>n entweder ein Tier, ein<br />
Mensch oder sogar ein Gott sein. In Anbetracht<br />
der Tatsache, dass der Mensch<br />
wiedergeboren werden könne, sei das<br />
Töten von Menschen in jedem Zust<strong>an</strong>d<br />
seines Lebens, geboren oder ungeboren,<br />
moralisch verwerflich.<br />
In den traditionelleren buddhistischen<br />
Ländern wie Thail<strong>an</strong>d und Sri<br />
L<strong>an</strong>ka sei Abtreibung außer in einigen<br />
begründeten Ausnahmen verboten. Illegale<br />
Abtreibungen seien jedoch <strong>an</strong><br />
der Tagesordnung. Jährlich würden in<br />
Thail<strong>an</strong>d circa 300 000 Abtreibungen in<br />
einer der zahlreichen illegalen Abtreibungskliniken<br />
vorgenommen. In Jap<strong>an</strong>,<br />
wo Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche legal<br />
sind, würden jährlich mehrere Millionen<br />
Abtreibungen vorgenommen.<br />
Im Hinduismus sei nach den ayurvedischen<br />
Texten der Fötus Mensch von<br />
der Empfängnis <strong>an</strong>, da er ab diesem<br />
Zeitpunkt Seele und Körper habe,<br />
einschließlich des Karmas, das seine Individualität<br />
begründe, erläuterte Prof.<br />
Katherine K.Young, Montreal. Der Fötus<br />
sei durch das ethische Prinzip des<br />
ahimsa, der Gewaltfreiheit, geschützt,<br />
und durch die Pflicht, den Fötus zu<br />
schützen, sei auch das Verbot des<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruchs begründet.<br />
Abtreibung gelte als aktive Tötung und<br />
als ebenso verwerflich wie Beischlaf<br />
mit der Frau des Gurus, Mord und das<br />
Essen von Rindfleisch. Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
werde mit schweren<br />
Strafen belegt, wie zum Beispiel mit<br />
dem Verlust der Kaste, was den Verlust<br />
des rituellen und sozialen Status bedeutet.<br />
Die einzige Ausnahme, bei der<br />
ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch straffrei<br />
ausgehe, sei auch im Hinduismus die<br />
Rettung des Lebens der Mutter.<br />
Dr. Jyotsna Gupta, Leiden, machte<br />
deutlich, dass es in der Realität häufig<br />
<strong>an</strong>ders aussieht. So sei in Indien im Jahr<br />
1971 die Abtreibungsregelung liberalisiert<br />
worden, um das ras<strong>an</strong>te Bevölkerungswachstum<br />
einzudämmen. Durch<br />
die Globalisierung hätten zunehmend<br />
auch die Möglichkeiten der westlichen<br />
Reproduktionsmedizin und pränatalen<br />
Diagnostik Einzug gehalten. Die<br />
Amniozentese sei jedoch keine Form<br />
der pränatalen Diagnostik, sondern eine<br />
Form der Geschlechtsbestimmung<br />
geworden. Töchter seien in der indischen<br />
Gesellschaft unerwünscht, weil<br />
die Familie für sie eine beträchtliche<br />
Mitgift bieten müsse. Zwar sei die Geschlechtsselektion<br />
im Jahr 1994 verboten<br />
worden, sie sei jedoch dennoch gängige<br />
Praxis. Zunehmend würden in Indien<br />
auch Möglichkeiten der extrakorporalen<br />
Fertilisation, wie Ei- und<br />
Samenspenden, aber auch Leihmutterschaft<br />
<strong>an</strong>geboten, was zu einem regelrechten<br />
„Fertilitätstourimus“ geführt<br />
habe. Im verg<strong>an</strong>genen Jahr habe die indische<br />
Regierung von einem Ausschuss<br />
zwei Richtlinienentwürfe erarbeiten<br />
lassen, wonach das therapeutische Klonen<br />
bei bis zu 14 Tagen alten <strong>Embryonen</strong><br />
erlaubt sei, allerdings nur mit Zustimmung<br />
der „Besitzer“ der <strong>Embryonen</strong>.<br />
Im Konfuzi<strong>an</strong>ismus sei es dem Menschen<br />
verboten, Gott zu spielen und in<br />
die Schöpfung einzugreifen, führte Dr.<br />
Julia Tao Lai Po-wah, Hongkong, aus.<br />
Die Natur sei ein moralischer Prozess,<br />
der Leben gibt und zu Leben führt. Die<br />
Mission des Menschen sei es, der Natur<br />
zu helfen. Menschen dürften und müssten<br />
die Natur zwar verändern, es sei jedoch<br />
nicht hinnehmbar, so weit in die<br />
Natur einzugreifen, dass Designerbabys<br />
entstehen. Der Mensch werde<br />
nämlich unvollkommen geboren, und<br />
er habe das Potenzial zur Perfektionierung,<br />
die er selbst erreichen müsse.<br />
M<strong>an</strong> sei verpflichtet zu h<strong>an</strong>deln, dürfe