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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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Schw<strong>an</strong>gerschaft eingehen und im<br />

Zweifelsfall nach der Pränataldiagnostik<br />

eine Interruptio vornehmen lassen<br />

– oder ins Ausl<strong>an</strong>d reisen zur assistierten<br />

Fortpfl<strong>an</strong>zung und nur gesunde<br />

<strong>Embryonen</strong> tr<strong>an</strong>sferieren lassen.<br />

Eindeutigen Regelungsbedarf sehen<br />

die Fortpfl<strong>an</strong>zungsmediziner darüber<br />

hinaus bei der – für Ärzte und Patienten<br />

– rechtlich nicht ausreichend geklärten<br />

heterologen Insemination. Hier müssten<br />

unbedingt die Spender zentral registriert<br />

werden, um „Vielfachspender“<br />

auszuschließen. Darüber hinaus sind<br />

nach Auffassung der Experten auch eindeutige<br />

rechtliche Bestimmungen für<br />

die Tiefkühllagerung von Ovar- und<br />

Hodengewebe notwendig – ein Vorgehen,<br />

das zunehmend von jungen Krebspatientinnen<br />

und -patienten nachgefragt<br />

wird, die sich einer Therapie mit<br />

möglicherweise irreversibler Schädigung<br />

der Gonaden unterziehen müssen.<br />

Ein wesentliches Anliegen der unterzeichnenden<br />

Fachgesellschaften ist darüber<br />

hinaus die Schaffung einer zentralen,<br />

interdisziplinär besetzten Stelle zur<br />

Registrierung, Beratung und Prüfung<br />

aller Zentren, die Maßnahmen der assistierten<br />

Reproduktion vornehmen.<br />

Zentrale Stelle als Bundesamt<br />

Wie Prof. Fr<strong>an</strong>z Geisthövel (Freiburg)<br />

betonte, könnte diese zentrale Stelle als<br />

Bundesamt eingerichtet werden oder<br />

bei der Bundesärztekammer oder einer<br />

<strong>an</strong>deren unabhängigen Institution <strong>an</strong>gesiedelt<br />

sein. Es sollte sich um eine unabhängige<br />

Einrichtung nach dem Vorbild<br />

der Hum<strong>an</strong> Fertilization <strong>an</strong>d Embryology<br />

Authority in Engl<strong>an</strong>d h<strong>an</strong>deln,<br />

die durch Tr<strong>an</strong>sparenz auch die<br />

Vertrauensbildung in der Gesellschaft<br />

stärkt. Unter der Leitung eines Nicht-<br />

(Fortpfl<strong>an</strong>zungs-)Mediziners, so die Vorstellungen,<br />

könnten Anfragen oder Klagen<br />

von Patienten be<strong>an</strong>twortet, aber<br />

auch neue wissenschaftliche Konzepte<br />

beurteilt und Studien initiiert werden.<br />

Darüber hinaus müsste die Institution<br />

Kontrollen der Zentren – und auch<br />

S<strong>an</strong>ktionen – ver<strong>an</strong>lassen können.<br />

Aus medizinisch-wissenschaftlicher<br />

Sicht notwendig ist nach Ansicht der Experten<br />

eine Lockerung der restriktiven<br />

Maßgaben zur Embryokultur: Im Aus-<br />

112<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

l<strong>an</strong>d können Reproduktionsmediziner<br />

deutlich höhere Erfolge bei IVF und<br />

ICSI erzielen, weil sie mehr <strong>Embryonen</strong><br />

her<strong>an</strong>wachsen lassen bis zum Blastozystenstadium<br />

(Tag fünf) und aus dem<br />

„Pool“ nur die zwei für den aktuell <strong>an</strong>stehenden<br />

Tr<strong>an</strong>sfer verwenden, die aus<br />

morphologischen Kriterien das höchste<br />

Impl<strong>an</strong>tationspotenzial besitzen. Die<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsraten sind bei diesem<br />

Vorgehen etwa doppelt so hoch wie<br />

hierzul<strong>an</strong>de. Bei der längeren Kultivierung<br />

tritt allerdings eine natürliche Auslese<br />

auf: Nur etwa die Hälfte der <strong>Embryonen</strong><br />

entwickelt sich aufgrund von<br />

Chromosomen<strong>an</strong>omalien oder <strong>an</strong>derer<br />

Defekte bis zum erwünschten Stadium.<br />

Da hierzul<strong>an</strong>de nur drei <strong>Embryonen</strong><br />

her<strong>an</strong>wachsen dürfen, sind den Reproduktionsmedizinern<br />

„die Hände gebunden“<br />

– es bliebe oft nichts zum Auswählen<br />

übrig. Wenn diese „Dreier-Regel“<br />

abgeschafft wird, müsste gleichzeitig<br />

die Möglichkeit eingeräumt werden,<br />

auch <strong>Embryonen</strong> für einen späteren<br />

Tr<strong>an</strong>sfer tiefzufrieren, erläuterte Prof.<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Würfel (München). Werden<br />

Heft 43, 26. Oktober 2001<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

Anf<strong>an</strong>g ohne Ende<br />

Ob sich die <strong>PID</strong> auf einige Indikationen<br />

begrenzen lässt, bleibt umstritten.<br />

Dass sich die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

(<strong>PID</strong>) nicht auf wenige<br />

Paare beschränken lässt, befürchten<br />

<strong>PID</strong>-Gegner. Dass diesen Paaren<br />

endlich die Möglichkeit gegeben werden<br />

müsse, ein gesundes Kind zu bekommen,<br />

meinen hingegen die Befürworter.<br />

Die Debatte um die <strong>PID</strong> erhält neue<br />

Aktualität, denn die FDP-Fraktion<br />

stellte dieser Tage einen Gesetzentwurf<br />

zur Regelung der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

vor. Darin fordert sie, das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

zu ändern und die<br />

<strong>PID</strong> „nach eingehender Beratung und<br />

positivem Votum einer Ethikkommission“<br />

zu gestatten – wenn die Eltern eine<br />

Ver<strong>an</strong>lagung für eine schwerwiegende<br />

Erbkr<strong>an</strong>kheit in sich tragen.<br />

diese d<strong>an</strong>n nicht benötigt, sollte das<br />

Paar sie als Alternative zur Vernichtung<br />

bei einem ernst genommenen <strong>Embryonen</strong>schutz<br />

d<strong>an</strong>n auch zur Adoption freigeben<br />

können. Auch in diesem Punkt<br />

besteht heute Rechtsunsicherheit, da<br />

das ESchG zwar die Eizellspende verbietet<br />

– was in der heutigen Situation<br />

neu zu überdenken sei –, nicht jedoch<br />

die <strong>Embryonen</strong>spende.<br />

Eindeutig traten die Reproduktionsmediziner<br />

Befürchtungen entgegen, wonach<br />

sich in den Tiefkühltruhen schon<br />

heute über 5 000 <strong>Embryonen</strong> befinden<br />

sollen. Felberbaum n<strong>an</strong>nte Daten aus<br />

den IVF-Zentren: Von 1988 bis 2000<br />

sind 406 <strong>Embryonen</strong> von 170 Paaren<br />

tiefgefroren worden, wobei inzwischen<br />

mehr als drei Viertel der Paare (141) bereits<br />

335 <strong>Embryonen</strong> wieder tr<strong>an</strong>sferiert<br />

wurden.Auf Eis liegen demnach derzeit<br />

71 <strong>Embryonen</strong> von 29 Paaren. Bisher<br />

können <strong>Embryonen</strong> nur in Ausnahmefällen<br />

eingefroren werden – etwa wegen<br />

einer Erkr<strong>an</strong>kung oder eines Unfalls<br />

der Frau zum Zeitpunkt des gepl<strong>an</strong>ten<br />

Tr<strong>an</strong>sfers. Dr. Renate Leinmüller<br />

Doch in diesem Punkt sehen die <strong>PID</strong>-<br />

Gegner die größten Probleme. „Die <strong>PID</strong><br />

wird sich nicht begrenzen lassen.Das war<br />

auch bei der Pränataldiagnostik bereits<br />

nicht möglich“, betonte Marion Brüssel,<br />

L<strong>an</strong>desvorsitzende des Berliner Hebammenverb<strong>an</strong>des,<br />

bei der Anhörung des<br />

Bundestagsausschusses für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend am 17. Oktober<br />

in Berlin, die parallel zur Vorstellung<br />

des FDP-Gesetzentwurfs stattf<strong>an</strong>d.Sachverständige<br />

– hauptsächlich Frauen – diskutierten<br />

dabei „Pränatal- und Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />

weniger aus ethischer<br />

oder medizinischer, sondern aus<br />

frauenspezifischer Sicht.<br />

Es sei nicht möglich, einem Paar die<br />

<strong>PID</strong> zu gestatten und einem <strong>an</strong>deren zu

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