Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Folgerichtig wird von den Bischöfen<br />
die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik als „Tötung<br />
menschlichen Lebens“ kategorisch<br />
abgelehnt. Sie sei ein „eindeutiges Instrument<br />
zur Selektion“, da genetisch<br />
belastete <strong>Embryonen</strong> aussortiert und<br />
vernichtet würden. Sie müsse daher in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d auch weiterhin verboten<br />
bleiben, fordert die Bischofskonferenz.<br />
Beim therapeutischen Klonen werde<br />
menschliches Leben, das immer zugleich<br />
personales und von Gott bejahtes<br />
Leben ist, zum Ersatzteillager degradiert.Auch<br />
medizinischer Nutzen könne<br />
kein Verfahren mit menschlichen <strong>Embryonen</strong><br />
rechtfertigen, das die un<strong>an</strong>tastbare<br />
Würde dieses Lebens infrage stelle.<br />
Das reproduktive Klonen wird ebenfalls<br />
abgelehnt, unter <strong>an</strong>derem weil der Embryo<br />
instrumentalisiert würde.<br />
Die Gentherapie wird allerdings nicht<br />
grundsätzlich von den Bischöfen verurteilt.<br />
Schon jetzt würden in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Gentests für mehr als hundert Kr<strong>an</strong>kheiten<br />
<strong>an</strong>geboten. Mit ihrer Hilfe könne<br />
m<strong>an</strong> nicht nur bestehende Kr<strong>an</strong>kheiten<br />
feststellen, sondern auch Ver<strong>an</strong>lagungen<br />
für Kr<strong>an</strong>kheiten, die sich mit einer gewissen<br />
Wahrscheinlichkeit erst in Zukunft<br />
auswirken würden. Das Recht auf Nichtwissen<br />
gehöre allerdings zu den verfassungsmäßig<br />
verbrieften Persönlichkeitsrechten.<br />
Prädiktive Gentests dürfen nach<br />
Auffassung der Bischöfe weder von Arbeitgebern<br />
noch von Versicherungen<br />
verl<strong>an</strong>gt, <strong>an</strong>genommen oder verwertet<br />
werden. Bei der pränatalen Diagnostik<br />
heben die Bischöfe die Möglichkeit einer<br />
vorzeitigen Therapie hervor.Es könne jedoch<br />
nicht gebilligt werden, einen Embryo<br />
abzutreiben, bei dem eine Kr<strong>an</strong>kheit<br />
oder Behinderung festgestellt wurde.<br />
Gegen die Keimbahntherapie sprechen<br />
nach Ansicht der Bischöfe vor allem<br />
drei Argumente: die noch unausgereifte<br />
Methode; die für die Entwicklung notwendige<br />
verbrauchende <strong>Embryonen</strong>forschung<br />
und die Gefahr des Missbrauchs<br />
zur Menschenzüchtung.<br />
Die Bischofskonferenz fordert den<br />
Bundestag auf, den Missbrauch der Gentechnik<br />
durch Gesetze zu verhindern.<br />
Unterstützung für ihr Anliegen erhielten<br />
sie unter <strong>an</strong>derem vom Ratsvorsitzenden<br />
der Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />
Präses M<strong>an</strong>fred Kock. „In diesen<br />
Fragen passt kein Blatt Papier zwischen<br />
uns“, sagte er. Gisela Klinkhammer<br />
74<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Heft 11, 16. März 2001<br />
Fortschritt der Biomedizin<br />
Die Politik steht vor der<br />
Quadratur des Kreises<br />
Unser Verhältnis zu Zeugung, Geburt und Tod hat sich<br />
radikal verändert. In dem Buch „Politik des Lebens – Politik des<br />
Sterbens“ beschreibt Andreas Kuhlm<strong>an</strong>n diese Umwälzungen<br />
und macht Vorschläge für Reaktionen der Politik. Das Deutsche<br />
Ärzteblatt veröffentlicht einen auszugsweisen Vorabdruck.<br />
Durch den Fortschritt der Biomedizin<br />
können Kr<strong>an</strong>kheitsverläufe<br />
besser begriffen und beeinflusst,<br />
im günstigen Fall abgewehrt und Leiden<br />
kuriert werden. Dieser Fortschritt<br />
rüttelt aber zugleich <strong>an</strong> den Grundfesten<br />
des menschlichen Selbstverständnisses:<br />
Das Verhältnis zur eigenen Physis,<br />
zu Zeugung, Geburt und Tod, zu versehrter<br />
Existenz muss neu bestimmt<br />
werden. Mit der Erkenntnis wächst<br />
nicht nur der Aktionsradius, sondern<br />
auch die Definitionsmacht des Menschen<br />
in Bezug auf seine eigene Natur.<br />
Je mehr er nämlich über die physischen<br />
Gesetzmäßigkeiten seines Daseins erfährt,<br />
desto größer wird zugleich sein<br />
H<strong>an</strong>dlungsspielraum: Mehr und mehr<br />
als Naturwesen beschrieben und begriffen,<br />
wird der Mensch zum Subjekt wie<br />
zum Objekt gezielter M<strong>an</strong>ipulation –<br />
zum Artefakt.<br />
Hinsichtlich Zeugung und Elternschaft<br />
ist gut zw<strong>an</strong>zig Jahre nach der ersten<br />
erfolgreichen Laborbefruchtung<br />
buchstäblich nichts mehr so, wie es einmal<br />
war. <strong>Embryonen</strong> können zu einem<br />
bestimmten Datum produziert und der<br />
Frau impl<strong>an</strong>tiert werden, sie können<br />
aber auch eingefroren und zu einem<br />
späteren Zeitpunkt übertragen werden<br />
– selbst d<strong>an</strong>n, wenn die Ei- und Samenspender<br />
inzwischen tot sind. Schließlich<br />
wird der Embryo zum Gegenst<strong>an</strong>d der<br />
Merkmalsselektion und -pl<strong>an</strong>ung. Pränatale<br />
Diagnostik und Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
erlauben es schon heute,<br />
die Geburt von Kindern mit bestimmten<br />
schweren Erkr<strong>an</strong>kungen zu verhindern.<br />
In dem Maße, in dem das menschliche<br />
Genom entschlüsselt und die<br />
Funktionsweise der einzelnen Gene offenbar<br />
wird, nimmt auch die Möglichkeit<br />
zu, Ver<strong>an</strong>lagungen zu diagnostizieren<br />
und eine entsprechende Auswahl zu<br />
treffen. Die Optimierung des Nachwuchses<br />
durch Genm<strong>an</strong>ipulation ist als<br />
ein Zukunftsszenario, das von m<strong>an</strong>chen<br />
Fachleuten nach Kräften ausgemalt<br />
wird, in der Öffentlichkeit schon sehr<br />
präsent. Lassen sich unter dem Einfluss<br />
der Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin mehrere<br />
frühe Lebensstadien unterscheiden,<br />
über deren Eigenschaften und Status zu<br />
befinden ist, so führt die Intensivmedizin<br />
dazu, dass sich auch am Ende des<br />
Lebens menschliche Existenz vervielfältigt<br />
und ausdifferenziert. Die meisten<br />
entwickelten Gesellschaften sehen es<br />
inzwischen als legitim <strong>an</strong>, den Menschen<br />
Org<strong>an</strong>e zu entnehmen, wenn das<br />
Gehirn nicht mehr arbeitet, der Kreislauf<br />
aber durch Apparate aufrechterhalten<br />
werden k<strong>an</strong>n.<br />
Vor der Org<strong>an</strong>entnahme müssen die<br />
Ärzte sich vergewissern, dass es sich bei<br />
dem Patienten tatsächlich um einen<br />
Hirntoten h<strong>an</strong>delt. Das verl<strong>an</strong>gt ihnen<br />
wie dem Pflegepersonal ein zutiefst paradoxes<br />
Verhalten ab: Weil und obwohl<br />
der Patient noch lebendig aussieht – er<br />
atmet, ist durchblutet, zeigt bestimmte<br />
Reflexe –, muss ihm mitgespielt werden,<br />
als h<strong>an</strong>dle es sich um eine Leiche.<br />
Damit m<strong>an</strong> sicher sein k<strong>an</strong>n, dass der<br />
Hirnstamm nicht mehr funktioniert,<br />
wird der Körper auf dem Operationstisch<br />
in einer Weise malträtiert, die<br />
m<strong>an</strong> einem Lebenden nur zumuten<br />
würde, wenn das irgendeinen therapeutischen<br />
Nutzen für diesen selbst verspräche.<br />
Durch apparative Tests, vor al-