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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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Heft 12, 2<strong>3.</strong> März 2001<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

G<strong>an</strong>z am Anf<strong>an</strong>g<br />

Eine Entscheidung, ob die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

(<strong>PID</strong>) in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d zugelassen werden<br />

soll, wird in nächster Zeit nicht fallen.<br />

Dies verdeutlichte die Parlamentarische<br />

Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium<br />

(BMG), Gudrun<br />

Schaich-Walch (SPD), bei der Diskussionsver<strong>an</strong>staltung<br />

„Berliner Dialog<br />

Biomedizin“ der Friedrich-Ebert-<br />

Stiftung am 1<strong>3.</strong> März. „Wir stehen<br />

g<strong>an</strong>z am Anf<strong>an</strong>g der Diskussion und<br />

müssen keine Eile haben“, sagte sie.<br />

„Im wissenschaftlichen Bereich werden<br />

wir nichts verpassen.“ Dass die<br />

neue Führung des Bundesgesundheitsministeriums<br />

das Positionspapier<br />

des ursprünglichen Ministeriums unter<br />

Andrea Fischer nicht als Diskussionsgrundlage<br />

verwende, läge nicht <strong>an</strong><br />

einer großzügigeren Haltung gegenüber<br />

biomedizinischen Fragen. M<strong>an</strong><br />

wolle allerdings in der Debatte nicht<br />

vorgeben, dass die <strong>PID</strong> verboten werden<br />

solle.<br />

Auch wenn Zeitpunkt und Ergebnis<br />

offen sind – äußern wird sich der<br />

Gesetzgeber zur <strong>PID</strong> gewiss. Um eine<br />

Entscheidung zu fällen, sei rechtliche<br />

Klarheit erforderlich, so Schaich-Walch.<br />

Zurzeit ist das Gegenteil der Fall: Die<br />

Rechtsauffassungen, ob das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

die <strong>PID</strong> zulässt oder<br />

verbietet, gehen ausein<strong>an</strong>der. Das<br />

BMG will daher ein Gesetz erarbeiten,<br />

das einen Konsens im Bundestag und in<br />

der Bevölkerung findet. Die Frage der<br />

Zulässigkeit der <strong>PID</strong> soll klar geregelt<br />

und nicht nur Auslegungssache sein. Eine<br />

Regelung durch die Richtlinien der<br />

Bundesärztekammer und das Berufsrecht<br />

lehnt Schaich-Walch ab.<br />

Auch der Präsident der Bundesärztekammer,<br />

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich<br />

Hoppe, plädiert für eine gesetzliche<br />

Klarstellung. Die Ver<strong>an</strong>twortung dürfe<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

Das Bundesgesundheitsministerium möchte vor<br />

einer gesetzlichen Regelung die Frage der<br />

Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik auf breiter Basis diskutieren.<br />

78<br />

nicht allein auf die Ärzte übertragen<br />

werden. „Wenn der Gesetzgeber die<br />

<strong>PID</strong> will, brauchen wir zunächst<br />

Rechtsklarheit; d<strong>an</strong>ach sind wir gern<br />

bereit, eine berufsrechtliche Regelung<br />

zu finden“, betonte er in Berlin.<br />

Erst eine gesetzliche, d<strong>an</strong>n<br />

eine berufsrechtliche Regelung<br />

Für eine solche Reihenfolge sprach sich<br />

während der Podiumsdiskussion auch<br />

Dr. Carola Reim<strong>an</strong>n (SPD), Biotechnologin<br />

und Mitglied der Enquete-Kommission<br />

„Recht und Ethik der modernen<br />

Medizin“, aus. Die Kommission<br />

hätte zwar am Vortag mehrheitlich die<br />

<strong>PID</strong> als unvereinbar mit dem <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

beurteilt; bei diesem<br />

Thema seien jedoch keine Mehrheiten,<br />

sondern ein Konsens erforderlich. Dazu<br />

müsse die Schutzwürdigkeit der <strong>Embryonen</strong><br />

diskutiert werden. Die Kern-<br />

Einmal Gott spielen<br />

Reproduktives Klonen ist für<br />

Experten „reine Scharlat<strong>an</strong>erie“.<br />

Nicht die therapeutischen Möglichkeiten, sondern<br />

die Idee, den Menschen zu optimieren, stünde <strong>an</strong>scheinend<br />

bisl<strong>an</strong>g im Mittelpunkt der Bemühungen<br />

um das Klonen, warnte der Kulturstaatsminister<br />

Prof. Dr. Juli<strong>an</strong> Nida-Rümelin bei den „Berliner Wissenschaftsgesprächen“,<br />

die am 12. März von der<br />

Berliner Zeitung und der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG) ver<strong>an</strong>staltet wurden. Das therapeutische<br />

Klonen könne den Einstieg in das Projekt<br />

des „optimierten Menschen“ bedeuten. Sol<strong>an</strong>ge<br />

diese Gefahr bestehe, wende auch er sich gegen diese<br />

Bemühungen. Sobald das Risiko aber ausgeschlossen<br />

sei, habe er keine grundsätzlichen Einwände<br />

gegen das therapeutische Klonen. Zugleich<br />

räumte der Minister auf der Ver<strong>an</strong>staltung ein, sich<br />

möglicherweise im J<strong>an</strong>uar missverständlich ausgedrückt<br />

zu haben. Damals hatte er im „Tagesspiegel“<br />

frage laute: Ist ein Embryo in vitro<br />

schutzwürdiger als in vivo? Die Spirale<br />

als legale Verhütungsmethode, die die<br />

Nidation des Embryos in vivo verhindert,<br />

und die Möglichkeit der straffreien<br />

Abtreibung nach § 218 StGB würden<br />

von den Frauen nicht leichtfertig <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt.<br />

Schon dass die In-vitro-Fertilisation<br />

mit erheblichen Nebenwirkungen<br />

verbunden sei, würde die Anwendung<br />

der <strong>PID</strong> nach Ansicht Reim<strong>an</strong>ns begrenzen.<br />

Voraussetzung sei allerdings,<br />

die <strong>PID</strong> auf bestimmte Erkr<strong>an</strong>kungen<br />

einzuengen und eine ausführliche psychosoziale<br />

Beratung <strong>an</strong>zubieten. Eine<br />

„Schw<strong>an</strong>gerschaft auf Probe“ durch die<br />

Möglichkeiten der Pränataldiagnostik<br />

bezeichnete Reim<strong>an</strong>n als „frauenverachtend“.<br />

Sowohl die <strong>PID</strong> als auch die Pränataldiagnostik<br />

hält Dr. med. Alfred Sonnenfeld,<br />

Theologe und Medizinethiker<br />

der Charite´ Berlin, für unvertretbar.<br />

M<strong>an</strong> müsse sich der Herausforderung<br />

stellen, den Embryo schon als vollständigen<br />

Menschen zu sehen. Auch Hoppe<br />

stellte klar, dass es sich in jedem Fall um<br />

menschliches Leben h<strong>an</strong>dele und die<br />

<strong>PID</strong> eine Selektionsmethode sei. Eine<br />

unterschiedliche Schutzwürdigkeit der<br />

<strong>Embryonen</strong> in vivo und in vitro sieht er<br />

jedoch nicht.Ferner scheint es ihm nicht<br />

sinnvoll zu sein, Grenzen der <strong>PID</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

einer Diagnosenliste zu ziehen.<br />

Zweckmäßiger sei eine individuelle<br />

ärztliche Beratung. Dr. med. Eva A. Richter<br />

<strong>Embryonen</strong> im frühen Stadium die Menschenwürde<br />

abgesprochen. Menschenwürde sei jedoch nicht mit<br />

Schutzwürdigkeit gleichzusetzen, betonte der Philosoph<br />

jetzt in Berlin. Die Schutzwürdigkeit des Embryos<br />

bestünde von Anbeginn <strong>an</strong> und nähme im Reifungsprozess<br />

graduell zu.<br />

Das Vorhaben der italienischen Forschergruppe<br />

um Severino Antinori, einen Menschen zu klonen,<br />

bezeichnete Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident<br />

der DFG, als „reine Scharlat<strong>an</strong>erie“. Das Klonen<br />

eines vollständigen Org<strong>an</strong>ismus sei inakzeptabel.<br />

Bereits der Weg dahin sei unvertretbar, weil<br />

Tierversuche gezeigt hätten, dass viele <strong>Embryonen</strong><br />

sterben und Jungtiere missgebildet oder lebensunfähig<br />

zur Welt kämen. Auch der Benefit des therapeutischen<br />

Klonens läge noch in weiter Ferne. Eine<br />

Alternative sieht der DFG-Präsident hingegen in<br />

der <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> adulten Stammzellen. Eine Änderung<br />

des deutschen <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes, in<br />

dem das therapeutische Klonen verboten wird,<br />

lehnt Winnacker ab. Deutschl<strong>an</strong>d dürfe sich allerdings<br />

innerhalb der internationalen Wissenschaft<br />

nicht isolieren. ER

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