Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Aufgrund der Diskussion über die<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik wird<br />
auch die Pränataldiagnostik wieder<br />
öffentlich diskutiert. Pränataldiagnostik<br />
wird teilweise als Weg zur ethisch bedenklichen<br />
Menschenselektion <strong>an</strong>gesehen.<br />
Das ärztliche H<strong>an</strong>deln gerät dabei<br />
neben ethischen Gesichtspunkten zunehmend<br />
auch von rechtlicher Seite in eine<br />
unlösbare Konfliktsituation. Einerseits<br />
droht eine Verurteilung des pränataldiagnostisch<br />
tätigen Arztes, wenn ein<br />
ungeborenes Kind nicht optimal beh<strong>an</strong>delt<br />
wird, <strong>an</strong>dererseits sind rechtliche<br />
Konsequenzen zu erwarten, wenn aufgrund<br />
von Fehlbildungen eines Kindes<br />
die Schw<strong>an</strong>gerschaft nicht rechtzeitig abgebrochen<br />
wird. Der Pränatal- und Geburtsmediziner<br />
ist zurzeit der einzige<br />
Vertreter unter den Ärzten, der mit juristischen<br />
Folgen zu rechnen hat, wenn eine<br />
Tötung des ihm <strong>an</strong>vertrauten Patienten<br />
im vorgelegten Zeitraum nicht<br />
durchgeführt wurde. Ver<strong>an</strong>twortungsbe-<br />
158<br />
Heft 39, 27. September 2002<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Pränataldiagnostik:<br />
Ver<strong>an</strong>twortliche ärztliche Tätigkeit<br />
im Grenzbereich<br />
Fr<strong>an</strong>z Kainer<br />
Zusammenfassung<br />
Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten<br />
der pränatalen Diagnostik haben<br />
sich in den letzten 20 Jahren rasch weiterentwickelt.<br />
Durch die Verbesserung der Ultraschallgeräte<br />
und der Eingriffstechniken k<strong>an</strong>n<br />
nun eine Vielzahl von Erkr<strong>an</strong>kungen erk<strong>an</strong>nt<br />
und beh<strong>an</strong>delt werden. Die invasiven Eingriffe<br />
(Chorionbiopsie, Amniozentese, Nabelschnurpunktion,<br />
Fetoskopie, intrauterine Shunteinlage)<br />
werden – sonographisch gesteuert – mit<br />
geringen fetalen und maternalen Risiken<br />
durchgeführt. Die intrauterine Entnahme von<br />
Nabelschnurblut ist in ausgewählten Fällen eine<br />
unverzichtbare Methode geworden. Es<br />
wird dadurch eine zuverlässige und rasche<br />
Diagnostik (Hämoglobinbestimmung, pH-<br />
Wert, Chromosomen<strong>an</strong>alyse, Stoffwechselerkr<strong>an</strong>kungen)<br />
ermöglicht. Eine intrauterine<br />
Tr<strong>an</strong>sfusion k<strong>an</strong>n bereits ab 15 Schw<strong>an</strong>gerschaftswochen<br />
durchgeführt werden. Die fetoskopisch<br />
kontrollierte Laserkoagulation von<br />
Gefäß<strong>an</strong>astomosen ist zu einem klinisch erprobten<br />
Eingriff beim fetofetalen Tr<strong>an</strong>sfusionssyndrom<br />
geworden. In Zukunft ist durch<br />
die Weiterentwicklung von minimalinvasiven<br />
Eingriffen der Einsatz bei weiteren Erkr<strong>an</strong>kungen<br />
zu erwarten. Die pränatale Diagnose ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für eine optimale<br />
Beh<strong>an</strong>dlung von fetalen Erkr<strong>an</strong>kungen und<br />
Fehlbildungen.<br />
Schlüsselwörter: pränatale Diagnostik, <strong>an</strong>geborene<br />
Fehlbildungen, intrauterine Therapie<br />
Summary<br />
Prenatal Diagnosis: Medical Activity<br />
at the Limits<br />
Over the past two decades prenatal diagnosis<br />
<strong>an</strong>d therapy has evolved rapidly. New imaging<br />
<strong>an</strong>d sampling techniques c<strong>an</strong> be offered for<br />
a number of disorders with low risks for the<br />
fetus <strong>an</strong>d the pregn<strong>an</strong>t women. The invasive<br />
wusste pränatale Diagnostik bedeutet,<br />
Schw<strong>an</strong>gere auch in extremen Notsituationen<br />
zu betreuen und sich nicht auf<br />
„ethisch unbedenkliche“ Erkr<strong>an</strong>kungen<br />
zu berufen. Die positiven Aspekte der<br />
Pränataldiagnostik werden vielfach<br />
durch eine Gleichstellung der Pränataldiagnostik<br />
mit Menschenselektion überdeckt.<br />
Pränataldiagnostik wird mit „find<br />
<strong>an</strong>d destroy“ gleichgesetzt. Eine offene<br />
Diskussion der Vor- und Nachteile der<br />
Pränataldiagnostik ist erforderlich. Es<br />
stellt sich beispielsweise die Frage, ob es<br />
ethisch überhaupt vertretbar ist, ein Ungeborenes<br />
absterben zu lassen, nur weil<br />
m<strong>an</strong> die Pränataldiagnostik ablehnt.Andererseits<br />
kommt m<strong>an</strong> durch Pränataldiagnostik<br />
zw<strong>an</strong>gsläufig in die Situation,<br />
dass Fehlbildungen erk<strong>an</strong>nt werden, bei<br />
denen die Eltern den Wunsch nach einer<br />
I. Frauenklinik (Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. med.<br />
Günther Kinderm<strong>an</strong>n), Klinikum Innenstadt der Ludwig-<br />
Maximili<strong>an</strong>s-Universität, München<br />
techniques (chorionic villous sampling, amniocentesis,<br />
fetal blood sampling, fetoscopy,<br />
shunts) are performed under the guid<strong>an</strong>ce of<br />
sonography. Fetal blood sampling is <strong>an</strong> import<strong>an</strong>t<br />
addition to the techniques of prenatal<br />
diagnosis in selected cases. The benefit of<br />
this procedure is the rapidity with which<br />
results (hemoglobin, blood pH, chromosomal<br />
or metabolic disorders) c<strong>an</strong> be obtained.<br />
Intrauterine tr<strong>an</strong>sfusion c<strong>an</strong> be performed as<br />
early as in 15 weeks <strong>an</strong>d c<strong>an</strong> be repeated if<br />
necessary. Fetoscopy <strong>an</strong>d endoscopic laser<br />
coagulation of vascular placental <strong>an</strong>astomoses<br />
is a well established technique in severe twin<br />
to twin tr<strong>an</strong>sfusion syndrome in the second<br />
trimester. Minimal invasive surgical techniques<br />
may improve the outcome in selected<br />
cases. Prenatal diagnosis is <strong>an</strong> import<strong>an</strong>t prerequisite<br />
for the appropriate m<strong>an</strong>agement of<br />
compromised fetuses.<br />
Key words: prenatal diagnosis, congenital malformation,<br />
intrauterine therapy<br />
Beendigung der Schw<strong>an</strong>gerschaft haben.<br />
Eine klare Abgrenzung von „normaler<br />
Schw<strong>an</strong>gerenvorsorge“ und „pränataler<br />
Diagnostik“ im Sinne von Fehlbildungssuche<br />
ist durch die große Überschneidung<br />
von Schw<strong>an</strong>gerenvorsorge, Ultraschalldiagnostik<br />
und pränataler Diagnostik<br />
nicht möglich und auch nicht sinnvoll.<br />
Pränataldiagnostik ist daher nicht<br />
mehr abgekoppelt von einer sorgfältigen<br />
Schw<strong>an</strong>gerenbetreuung machbar.<br />
Pränataldiagnostik<br />
Die Pränataldiagnostik ist die Diagnose<br />
von fetalen Erkr<strong>an</strong>kungen und Fehlbildungen<br />
vor der Geburt. Jede Schw<strong>an</strong>gerenvorsorgeuntersuchung<br />
ist daher eine<br />
pränataldiagnostische Maßnahme. Der<br />
wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer<br />
definiert Pränataldiagnostik<br />
als eine Diagnostik die dazu dient, die<br />
Schw<strong>an</strong>gere von der Angst vor einem