Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Als der Vorst<strong>an</strong>d der Bundesärztekammer<br />
den „Diskussionsentwurf zu einer<br />
Richtlinie zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />
vorlegte, rief er zugleich zu einem<br />
öffentlichen Diskurs auf. Der läuft seit<br />
nunmehr rund eineinhalb Jahren und<br />
hat einen kaum noch fassbaren Niederschlag<br />
in der Presse gefunden. Inzwischen<br />
bringen auch Funk und Fernsehen<br />
fast täglich Diskussionen nicht mehr<br />
nur zur Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
(<strong>PID</strong>), sondern auch zur <strong>Embryonen</strong>forschung.<br />
Das Deutsche Ärzteblatt hat sich<br />
von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> <strong>an</strong> dem Diskurs beteiligt<br />
und die unterschiedlichsten Stimmen<br />
zu Wort kommen lassen. In diesem<br />
Sonderdruck sind diese Beiträge, beginnend<br />
mit dem Diskussionsentwurf,<br />
zusammengefasst. Die Redaktion hat<br />
sich sehr um Vollständigkeit bemüht,<br />
gleichwohl k<strong>an</strong>n nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass vielleicht ein Leserbrief<br />
oder eine kleinere Notiz fehlen. Die<br />
Diskussion ist im Übrigen keineswegs<br />
abgeschlossen. Weitere Beiträge für<br />
spätere Hefte des Deutschen Ärzteblattes<br />
sind in Satz – Stoff genug für eine<br />
allfällige <strong>erweiterte</strong> Auflage des Sonderdrucks.<br />
Der <strong>Dokumentation</strong> der im Deutschen<br />
Ärzteblatt erschienenen Beiträge<br />
sind vor<strong>an</strong>gestellt ein Interview mit dem<br />
Präsidenten der Bundesärztekammer<br />
und des Deutschen Ärztetages, geführt<br />
im Vorfeld des in diesen Tagen beginnenden<br />
104. Deutschen Ärztetages, sowie<br />
der Bericht über die einschlägige<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Vorwort zur 1. Auflage<br />
Beiträge zum Diskurs<br />
Diskussion beim vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen 10<strong>3.</strong><br />
Deutschen Ärztetag.<br />
Im Grunde genommen müsste eine<br />
vollständige <strong>Dokumentation</strong> über die<br />
Auffassungen der Ärzteschaft in der mit<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik zusammenhängenden<br />
Thematik weitaus früher beginnen,<br />
zumindest mit dem 88. Deutschen<br />
Ärztetag, der 1985 in Lübeck-Travemünde<br />
seine Haltung zur In-vitro-Fertilisation<br />
(IVF) formulierte. Bereits damals<br />
wurden die daraus entstehenden<br />
Probleme der <strong>Embryonen</strong>forschung klar<br />
erk<strong>an</strong>nt, der Umg<strong>an</strong>g mit den so gen<strong>an</strong>nten<br />
überzähligen <strong>Embryonen</strong> diskutiert.<br />
Der Ärztetag sprach sich schließlich<br />
mit großer Mehrheit zugunsten von IVF<br />
aus. Zur <strong>Embryonen</strong>forschung stellte er<br />
fest: „Experimente mit <strong>Embryonen</strong> sind<br />
grundsätzlich abzulehnen, soweit sie<br />
nicht der Verbesserung der Methode<br />
oder dem Wohle des Kindes dienen.“<br />
Diese Formulierung war ein wenig strenger<br />
als die Vorst<strong>an</strong>dsvorlage, entsprach<br />
aber noch einer zugleich vorgelegten<br />
Richtlinie des Wissenschaftlichen Beirates<br />
der Bundesärztekammer zur IVF (veröffentlicht<br />
in Heft 22/1985), die der Ärztetag<br />
pauschal „begrüßte“. In einer weiteren<br />
Richtlinie äußerte sich der Wissenschaftliche<br />
Beirat später, ohne Zutun des<br />
Ärztetages, zur <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> frühen<br />
menschlichen <strong>Embryonen</strong> (veröffentlicht<br />
in Heft 50/1985). D<strong>an</strong>ach dürfen<br />
menschliche <strong>Embryonen</strong> „grundsätzlich“<br />
nicht mit dem Ziel der Verwendung<br />
zu <strong>Forschung</strong>szwecken erzeugt werden.<br />
Mit der Formel „grundsätzlich“ wurden<br />
Impressum <strong>Dokumentation</strong> „<strong>PID</strong>, <strong>PND</strong>, <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong>“<br />
Chefredakteur: Norbert Jachertz, Köln<br />
(ver<strong>an</strong>twortlich für den Gesamtinhalt im Sinne der<br />
gesetzlichen Bestimmungen)<br />
Chefs vom Dienst: Gisela Klinkhammer, Herbert Moll<br />
Redaktion: Norbert Jachertz, Gisela Klinkhammer, Michael Schmedt (Internet)<br />
Technische Redaktion: Jörg Kremers, Michael Peters<br />
Schlussredaktion: Helmut Werner<br />
Verlag: Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln<br />
erhebliche Sp<strong>an</strong>nungen innerhalb des<br />
Beirates zu dieser Frage überdeckt. Die<br />
Richtlinien sprechen sich hingegen eindeutig<br />
für Untersuchungen, die der<br />
Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
des jeweiligen Embryos und gleichzeitig<br />
dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn<br />
dienen,aus,sofern Nutzen und Risiken<br />
mitein<strong>an</strong>der sorgfältig abgewogen<br />
werden.<br />
Der 91. Deutsche Ärztetag beschloss<br />
1988 in Fr<strong>an</strong>kfurt eine Änderung der<br />
(Muster-)Berufsordnung. Die Delegierten<br />
entschieden sich für einen Mittelweg:<br />
Die Erzeugung von <strong>Embryonen</strong> für<br />
<strong>Forschung</strong>szwecke wurde untersagt und<br />
dem ein weiterer Satz hinzugefügt:<br />
„Grundsätzlich verboten ist auch die<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> menschlichen <strong>Embryonen</strong>.“<br />
Bei Einhaltung strikter Kriterien<br />
wurden allerdings <strong>Forschung</strong>en für<br />
zulässig gehalten,sofern sie der Deklaration<br />
von Helsinki entsprechen.<br />
Machen wir einen Sprung zum 100.<br />
Deutschen Ärztetag 1997 in Eisenach.<br />
Die damals neu strukturierte, bis heute<br />
geltende (Muster-)Berufsordnung verbietet<br />
gleichfalls die Erzeugung von menschlichen<br />
<strong>Embryonen</strong> zu <strong>Forschung</strong>szwecken.Verboten<br />
sind ferner diagnostische<br />
Maßnahmen <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong>, „es sei<br />
denn, es h<strong>an</strong>delt sich um Maßnahmen<br />
zum Ausschluss schwerwiegender geschlechtsgebundener<br />
Erkr<strong>an</strong>kungen im<br />
Sinne § 3 <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz“.<br />
Und das gehört der Vollständigkeit<br />
halber dazu: Seit 1991 gilt das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />
mit seinen strengen<br />
Regeln – strengeren als sie 1985 von der<br />
ärztlichen Selbstverwaltung und ihren<br />
wissenschaftlichen Beratern formuliert<br />
worden waren. Norbert Jachertz<br />
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