Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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Begründet wird die PGD damit, dass<br />
auf diese Weise der Frau eine spätere<br />
Abtreibung nach Pränataldiagnostik<br />
erspart werden könne. Aber so verständlich<br />
der Wunsch von Eltern ist, ein<br />
gesundes Kind zur Welt zu bringen, und<br />
das Bestreben der Ärzte, Eltern dabei<br />
zu helfen – so muss m<strong>an</strong> doch auch sehen,<br />
dass mit dem Verwerfen eines genetisch<br />
belasteten Embryos ein Mensch<br />
im frühen Stadium seiner Entwicklung<br />
vernichtet wird. Ein genetisch kr<strong>an</strong>ker<br />
Embryo wird geopfert, um einem unbelasteten<br />
Embryo zum Leben zu verhelfen.<br />
Menschen beispielsweise mit Mukoviszidose,<br />
die ein lebenswertes Leben<br />
führen, verurteilen diese Methode zu<br />
Recht.<br />
Gefahr einer<br />
„Erwartungshaltung für<br />
gesunde Kinder“<br />
Das Recht auf Leben eines behinderten<br />
Menschen gerät in Gefahr, wenn<br />
m<strong>an</strong> im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der PGD<br />
eine Auswahl zugunsten des nicht behinderten<br />
Lebens vornimmt. Es besteht<br />
die Gefahr, dass in der Gesellschaft<br />
eine Erwartungshaltung für gesunde<br />
Kinder entsteht und es Eltern<br />
schwer gemacht wird, sich für ein behindertes<br />
Kind zu entscheiden. Der oft<br />
ins Feld geführte Einw<strong>an</strong>d, die PGD<br />
als vorgezogene Pränataldiagnostik zu<br />
bewerten, ist zu hinterfragen. Auch bei<br />
durchgeführter PGD bleibt wegen der<br />
hohen Fehlerquote eine Pränataldiagnostik<br />
erforderlich. Vor allem aber<br />
sind beide Situationen nicht mitein<strong>an</strong>der<br />
vergleichbar.<br />
Gesetzentwurf zur<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin<br />
Die Schw<strong>an</strong>gerschaft ist eine einzigartige<br />
Situation, die unvergleichbar mit <strong>an</strong>deren<br />
Situationen ist und die durch die<br />
körperliche Verbindung von Embryo<br />
und Frau gekennzeichnet ist. Der Fetus,<br />
Embryo in vivo, ist ohne die Frau nicht<br />
lebens- und entwicklungsfähig. Die<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft hat für die Frau weitreichende<br />
Konsequenzen. Daher wird<br />
die – gesetzlich verbotene – Abtreibung<br />
unter bestimmten Bedingungen nicht<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
bestraft. Hieraus können keine Rechtfertigungsgründe<br />
für <strong>an</strong>dere, nicht vergleichbare<br />
Situationen abgeleitet werden.<br />
Der Embryo in vivo steht unter<br />
dem realen Schutz der Frau, der Embryo<br />
in vitro auf dem Labortisch steht<br />
nur unter dem rechtlichen Schutz und<br />
ist daher darauf besonders <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Daher ist auch eine parallele Regelung<br />
der Voraussetzungen von PGD und<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch hinsichtlich<br />
gesundheitlicher Beeinträchtigungen<br />
der zukünftigen Schw<strong>an</strong>geren beziehungsweise<br />
der wirklich Schw<strong>an</strong>geren,<br />
wie dies in dem Diskussionsentwurf<br />
vorgenommen wird, fragwürdig.<br />
Seit 1994 hat der Bundesgesetzgeber<br />
die Gesetzgebungskompetenz für die<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin. In den letzten<br />
Jahren haben das Bundesministerium<br />
für Gesundheit, <strong>an</strong>dere Bundesministerien<br />
und die Länder in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe<br />
bereits Vorarbeiten<br />
für ein solches Gesetz geleistet. Diese<br />
Arbeitsgruppe endete 1998 mit dem<br />
Diskussionsergebnis, am Verbot der<br />
PGD festzuhalten. Die Konferenz der<br />
Gesundheitsminister der Länder hat im<br />
Juni 1999 die Bundesregierung aufgefordert,<br />
ein Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetz<br />
vorzulegen und darin neben <strong>an</strong>deren<br />
rechtlich nicht geklärten Fragen der<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin auch die Frage<br />
der PGD zu klären.<br />
Das Bundesministerium für Gesundheit<br />
als federführendes Ressort<br />
beabsichtigt, einen solchen Gesetzentwurf<br />
vorzulegen. In Anbetracht der<br />
grundlegenden ethischen Fragen und<br />
schwerwiegenden gesellschaftlichen<br />
Folgen, die mit einem solchen Gesetz<br />
berührt werden, ist es aber unerlässlich,<br />
dass vor der Entscheidung über<br />
die Regelungen eines solchen Gesetzentwurfes<br />
eine intensive und offene<br />
gesellschaftliche Diskussion über alle<br />
wichtigen Fragen stattfindet. Das Bundesministerium<br />
für Gesundheit wird<br />
daher vom 24. bis 26. Mai 2000 in Berlin<br />
ein Symposium zu den aktuellen<br />
medizinischen, ethischen, rechtlichen<br />
und gesellschaftlichen Fragen der<br />
Fortpfl<strong>an</strong>zungsmedizin und den damit<br />
in Zusammenh<strong>an</strong>g stehenden Fragen<br />
des <strong>Embryonen</strong>schutzes, auch zur<br />
PGD, durchführen. Auf der für die Öffentlichkeit<br />
zugänglichen Ver<strong>an</strong>staltung<br />
mit Fachreferaten, Podiums- und<br />
Plenumsdiskussionen soll der derzeitige<br />
Meinungsst<strong>an</strong>d der medizinischen<br />
Wissenschaft und Praxis, der <strong>Forschung</strong>,<br />
Ethik, Rechts- und Sozialwissenschaften<br />
zum Thema dargestellt<br />
und kontrovers diskutiert werden.<br />
Endgültige Position erst<br />
nach breiter Diskussion<br />
Die durch den Entwurf einer Richtlinie<br />
zur PGD ausgelöste Diskussion in der<br />
Ärzteschaft wird mit Sicherheit neben<br />
den von mir vorgebrachten Gesichtspunkten<br />
noch <strong>an</strong>dere hinzufügen. Und<br />
auch von den <strong>an</strong>deren Professionen<br />
und der Öffentlichkeit müssen deren<br />
Sachverst<strong>an</strong>d und Überzeugungen in<br />
die Debatte eingebracht werden.<br />
Ich halte es für wünschenswert, dass<br />
die Ärzteschaft ihre endgültige Position<br />
erst nach einer solchen breiten und offen<br />
geführten Diskussion festlegt.<br />
Ulrike Riedel<br />
Leiterin der Abteilung<br />
Gesundheitsvorsorge und Kr<strong>an</strong>kheitsbekämpfung<br />
Bundesministerium für Gesundheit<br />
Am Probsthof 78 a, 53108 Bonn<br />
E-Mail: Riedel@bmg.bund.de<br />
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