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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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gegebener extrauteriner Lebensfähigkeit<br />

des Ungeborenen zu ermöglichen,<br />

wird als nicht akzeptabel <strong>an</strong>gesehen.Vertretbar<br />

ist die Methode aber möglicherweise,<br />

wenn sie bei ohnehin indiziertem<br />

Abbruch für das Ungeborene je nach<br />

dessen Entwicklungsst<strong>an</strong>d das geringste<br />

verfahrensbedingte Leiden mit sich<br />

bringt. Ein Fetozid bei lebensfähigen<br />

Fehlbildungen wird daher weiterhin als<br />

nicht akzeptabel <strong>an</strong>gesehen.<br />

Die Bundesärztekammer hat, entstehend<br />

aus der 5. medizinisch-ethischen<br />

Klausur- und Arbeitstagung vom Oktober<br />

1997 in Schloß Schwarzenfeld unter<br />

dem Titel „Pränatale Medizin im Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />

von Ethik und Recht“, in Zusammenarbeit<br />

mit den betroffenen Fachgesellschaften<br />

und Arbeitsgruppen eine<br />

Erklärung mit dem Ziel verfasst, in der<br />

Öffentlichkeit die Diskussion über die<br />

aufgezeigten Konflikte und Probleme<br />

<strong>an</strong>zuregen und eine Änderung im gesellschaftlichen<br />

Bewusstsein zu bewirken. In<br />

dieser Erklärung wird der mit Einwilligung<br />

der Schw<strong>an</strong>geren von einem<br />

Arzt vorgenommene Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

d<strong>an</strong>n nicht als rechtswidrig <strong>an</strong>gesehen,<br />

wenn der Abbruch der Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

unter Berücksichtigung der gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Lebensverhältnisse<br />

der Schw<strong>an</strong>geren nach ärztlicher<br />

Erkenntnis <strong>an</strong>gezeigt ist. Der<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch ist nur möglich,<br />

um eine Gefahr für das Leben oder<br />

die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung<br />

des körperlichen oder<br />

seelischen Gesundheitszust<strong>an</strong>des der<br />

Schw<strong>an</strong>geren abzuwenden, und wenn<br />

diese Gefahr nicht auf eine <strong>an</strong>dere für<br />

sie zumutbare Weise abgewendet werden<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Die juristischen Vorgaben und die<br />

Stellungnahmen der Bundesärztekammer<br />

sind aufgrund von zu allgemein gehaltenen<br />

Aussagen zurzeit für die<br />

Schw<strong>an</strong>gere und die Ärzte keine ausreichende<br />

Hilfestellung bei der Problematik<br />

der Spätabtreibung. Es wird der<br />

Schw<strong>an</strong>geren aufgrund des Gesetzestextes<br />

eine Abtötung des Feten bis zum Wehenbeginn<br />

in Aussicht gestellt, es bleibt<br />

aber unklar in welchen Fällen dies möglich<br />

ist. Eine schwerwiegende Beeinträchtigung<br />

des seelischen Gesundheitszust<strong>an</strong>des<br />

ist durchaus auch bei leichten<br />

Fehlbildungen wie zum Beispiel der Trisomie<br />

21 möglich. Ist aufgrund des Ge-<br />

162<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

sundheitszust<strong>an</strong>des der Schw<strong>an</strong>geren eine<br />

Spätabtreibung ver<strong>an</strong>twortbar, d<strong>an</strong>n<br />

beginnt meist eine für die Schw<strong>an</strong>gere<br />

unzumutbare Suche nach einem Zentrum,<br />

das den Eingriff eventuell vornimmt.<br />

Schw<strong>an</strong>gere bleiben in einer extrem<br />

schwierigen psychischen Ausnahmesituation<br />

aufgrund unzureichender<br />

gesetzlicher Vorgaben auf sich alleine gestellt.Eine<br />

Lösung,die alle ethischen und<br />

medizinischen Aspekte für Mutter und<br />

Kind abdeckt, ist nicht möglich, eine Verbesserung<br />

der derzeitigen Situation ist<br />

aber unerlässlich.<br />

Die pränatale Diagnostik ist bei einer<br />

Vielzahl von Erkr<strong>an</strong>kungen die Grundvoraussetzung<br />

um überhaupt eine Therapie<br />

durchführen zu können. Dies ist klar<br />

im Interesse von Mutter und Kind. Die<br />

Schw<strong>an</strong>gere ist jedoch vor der ersten Ultraschalluntersuchung<br />

darüber aufzuklären,<br />

dass auch Fehlbildungen erfasst<br />

werden können, bei denen es keine Therapiemöglichkeit<br />

gibt. Die Schw<strong>an</strong>gere<br />

entscheidet aufgrund der Aufklärung<br />

welche diagnostischen Möglichkeiten sie<br />

in Anspruch nehmen will.<br />

Eine ver<strong>an</strong>twortungsvolle Betreuung<br />

von Schw<strong>an</strong>geren ist ohne Pränataldiagnostik<br />

nicht möglich. Da es durch die<br />

Diagnose von Fehlbildungen zu schweren<br />

Konfliktsituationen kommen k<strong>an</strong>n,<br />

ist die Beratung vor der Untersuchung<br />

und vor allem die umfassende Betreuung<br />

nach der Diagnose die Grundvoraussetzung<br />

für eine kompetente Pränataldiagnostik.<br />

Die Beratung vor einer Ultraschalluntersuchung<br />

wird daher in Zukunft einen<br />

wesentlich höheren Stellenwert erhalten<br />

müssen, um der Schw<strong>an</strong>geren die<br />

Entscheidung für oder gegen eine Ultraschall-<br />

oder invasive Diagnostik zu erleichtern.<br />

Die schwerwiegenden ethischen<br />

Probleme im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

der Pränataldiagnostik werden nicht dadurch<br />

gelöst werden, indem m<strong>an</strong> die<br />

Pränataldiagnostik als „Selektionsmethode“<br />

<strong>an</strong>pr<strong>an</strong>gert, da dadurch auch<br />

Kinder zu Schaden kommen, die ohne<br />

Pränataldiagnostik nicht beh<strong>an</strong>delt werden<br />

können.Die umfassende Betreuung<br />

von Schw<strong>an</strong>geren im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit Pränataldiagnostik muss jedoch verbessert<br />

werden. Neben dem durchwegs<br />

hohen Niveau der medizinischen Betreuung<br />

ist eine kompetente psychosoziale<br />

Begleitung vor und nach der Dia-<br />

gnostik von fetalen Fehlbildungen noch<br />

unzureichend. Es gilt ein Netzwerk aufzubauen,<br />

welches Schw<strong>an</strong>geren bei der<br />

Diagnose von fetalen Fehlbildungen in<br />

dieser extrem schwierigen Situation eine<br />

optimale individuelle Lösung ermöglicht.<br />

M<strong>an</strong>uskript eingereicht: 15. 4. 2002, <strong>an</strong>genommen:<br />

10. 5. 2002<br />

❚ Zitierweise dieses Beitrags:<br />

Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2545–2552 [Heft 39]<br />

Literatur<br />

1. Crombleholme TM: Invasive fetal therapy: Current<br />

status <strong>an</strong>d future directions. Sem Perinatol 1994; 18:<br />

385–397.<br />

2. Gembruch U, M<strong>an</strong>z M, Bald R: Repeated intravascular<br />

treatment with amidarone in a fetus with refractory<br />

supraventricular tacycardia <strong>an</strong>d hydrops fetalis. Am<br />

Heart J 1989; 118: 1335–1338.<br />

<strong>3.</strong> Harrison MR,Adzick NS:The fetus as a patient. Surgical<br />

considerations.Ann Surg 1991; 213: 279–291.<br />

4. Hecher K, Plath H, Bregenzer T, H<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n M, Hackeloer<br />

BJ: Endoscopic laser surgery versus serial amniocenteses<br />

in the treatment of severe twin-twin tr<strong>an</strong>sfusion<br />

syndrome.Am J Obstet Gynecol 1999; 180: 717–724.<br />

5. Hecher K, Hackeloer BJ,Ville Y: Umbilical cord coagulation<br />

by operative microendoscopy at 16 weeks' gestation<br />

in <strong>an</strong> acardiac twin. Ultrasound Obstet Gynecol 1997;<br />

10: 130–132.<br />

6. Ludomirsky A: Intrauterine fetal blood sampling – a<br />

multicenter registry: evaluation of 7 462 procedures.<br />

Am J Obstet Gynecol 1993; 168: 318.<br />

7. Neilson JP: Ultrasound for fetal assessment in early<br />

pregn<strong>an</strong>cy.The Cochr<strong>an</strong> library 2000 Issue 2: 1–9.<br />

8. Stiller R, Huch R, Huch A, Zimmerm<strong>an</strong>n R: Qualität der<br />

pränatalen sonographischen Diagnostik – Vergleich sonographisch<br />

erfasster Fehlbildungen mit dem tatsächlichen<br />

fetalen Outcome in der Schweiz. Ultraschall in<br />

Med 2001; 22: 225–230.<br />

9.V<strong>an</strong>derWall KJ, Bruch SW, Meuli M: Fetal endoskopic<br />

(Fetendo) tracheal clip. J Pediatr Surg 1996; 31:<br />

1101–1104.<br />

10.Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer: Erklärung<br />

zum Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch nach Pränataldiagnostik.<br />

Dtsch Arztebl 1998; 95: A-3013–3016<br />

[Heft 47].<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Prof. Dr. med. Fr<strong>an</strong>z Kainer<br />

I. Frauenklinik<br />

Klinikum Innenstadt<br />

Ludwig-Maximili<strong>an</strong>s-Universität<br />

Maistraße 11, 80337 München<br />

E-Mail: fkainer@fk-i.med.uni-muenchen.de<br />

Weitere Informationen im Internet<br />

www.degum.de<br />

www.fetalmedicine.com<br />

http//www.eurofoetus.org/PROTOCOL.HTM

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