Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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nahme gearbeitet und das perfekte Timing<br />
schließlich erreicht.<br />
Die Zentrale Ethikkommission ist<br />
<strong>an</strong>gesiedelt bei der Bundesärztekammer,<br />
in ihrer Arbeit jedoch von dieser<br />
unabhängig. Ihre Stellungnahme k<strong>an</strong>n<br />
nicht als Bundesärztekammervotum<br />
zugunsten des <strong>Embryonen</strong>imports gewertet<br />
werden; sie steht auch nicht im<br />
Einkl<strong>an</strong>g mit der Meinungsbildung des<br />
Deutschen Ärztetages.<br />
In der Ged<strong>an</strong>kenführung stimmen<br />
die Empfehlungen des Nationalen Ethikrates<br />
und der Zentralen Kommission<br />
auffallend überein. Sie gleichen auch<br />
der Stellungnahme der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
vom <strong>3.</strong> Mai dieses<br />
Jahres. Das mag Wissenschaftler-Konsens<br />
sein, dürfte aber auch <strong>an</strong> personellen<br />
Querverbindungen zwischen den<br />
drei Institutionen liegen.<br />
Bevor der Bundestag entscheidet,<br />
sollte er sich damit beschäftigen, wie die<br />
Voten zust<strong>an</strong>de kamen. Er sollte auch<br />
prüfen, aus welchen Quellen die derzeit<br />
gängigen Aussagen zur Rechtslage stammen,<br />
die da die Meinung wiedergeben,<br />
ein Verbot des Imports sei verfassungswidrig<br />
und der Import mit dem Embryo-<br />
Heft 49, 7. Dezember 2001<br />
Die gepl<strong>an</strong>te <strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> hum<strong>an</strong>en<br />
embryonalen Stammzellen stellt einen<br />
fundamentalen Bruch mit den<br />
bisher geltenden Wertvorstellungen dar.<br />
Die Konsequenzen sind erheblich. Der<br />
Abschied vom Begriff der Menschenwürde<br />
als Ausdruck der Selbstzwecklichkeit<br />
des Menschen bedeutet, dass die<br />
Menschenwürde in den Grenzbereichen<br />
des Lebens entsprechend den Interessen<br />
<strong>an</strong>derer zur Disposition steht. Im Kern<br />
bedeutet er die Aufgabe der liberalen<br />
Idee der Aufklärung, die in der Achtung<br />
und Bewahrung der Selbstzwecklichkeit<br />
des Menschen die Grundlage der Frei-<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
nenschutzgesetz durchaus vereinbar.<br />
Wenn die Bundestagsabgeordneten<br />
demnächst entscheiden, d<strong>an</strong>n muss ihnen<br />
g<strong>an</strong>z klar sein, dass sie bei einer<br />
Entscheidung zugunsten des Importes<br />
eine Tür öffnen, die nicht mehr zu<br />
schließen sein wird. Zunächst wird es<br />
nur um den Import existierender<br />
Stammzelllinien gehen. Zurzeit geht die<br />
veröffentlichte Meinung noch dahin,<br />
die bereits vorh<strong>an</strong>denen Zelllinien<br />
reichten für die <strong>Forschung</strong> aus. Es gibt<br />
freilich Hinweise, dass Zahl und Qualität<br />
der Stammzellen bei <strong>an</strong>ziehender<br />
<strong>Forschung</strong> nicht ausreichen werden.Also<br />
wird m<strong>an</strong>, wenn das Tor geöffnet ist,<br />
auch hier weitersehen, indem neue Linien<br />
eröffnet werden – und weshalb<br />
d<strong>an</strong>n nicht in Deutschl<strong>an</strong>d?<br />
Zurzeit sprechen sich alle Voten dezidiert<br />
für die Gewinnung embryonaler<br />
Stammzellen aus so gen<strong>an</strong>nten übrig gebliebenen<br />
<strong>Embryonen</strong> aus. Aber lässt<br />
sich nicht die Zahl der „übrig gebliebenen“<br />
mit einem gewissen Belieben variieren,<br />
und wo liegt d<strong>an</strong>n die Grenze zur<br />
direkten Gewinnung von <strong>Embryonen</strong><br />
zu <strong>Forschung</strong>szwecken? Die vorliegenden<br />
Stellungnahmen weisen dies ener-<br />
Stammzellforschung (I)<br />
heit zur Selbstbestimmung und zum moralischen<br />
H<strong>an</strong>deln sieht.<br />
Konzepte des „abgestuften<br />
Lebensschutzes“<br />
Kaum ein Befürworter der <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> hum<strong>an</strong>en embryonalen Stammzellen<br />
wird dieser Bewertung zustimmen. Wie<br />
argumentieren sie also, und was liegt<br />
ihren Argumentationsmustern zugrunde?<br />
Das soll beispielhaft <strong>an</strong> der Argumentation<br />
von Wiestler und Brüstle aufgezeigt<br />
werden (1, 2).<br />
gisch zurück. Würde sich eine solch ablehnende<br />
Haltung auf Dauer und bei <strong>an</strong>haltendem<br />
Druck aus der Wissenschaft<br />
wirklich halten lassen? Die Argumentationslinie<br />
ist schon vorgezeichnet:Wenn<br />
<strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong> geforscht werden darf,<br />
weshalb d<strong>an</strong>n nicht generell?<br />
Die offene Frage bleibt, ob das, was<br />
wissenschaftlich möglich ist und <strong>an</strong>derenorts<br />
erlaubt ist, hierzul<strong>an</strong>de auf die<br />
Dauer verhindert werden k<strong>an</strong>n. Globalisierung<br />
beherrscht die Wissenschaft, die<br />
Globalisierung der Ethik folgt ihr auf dem<br />
Fuße.Wer sich dem weltweiten Druck widersetzt,<br />
braucht starke Nerven und<br />
feste Überzeugungen. Haben wir die?<br />
Gerade dieser Tage hat der höchst<br />
<strong>an</strong>gesehene US-amerik<strong>an</strong>ische Philosoph<br />
Richard Rorty seine Wunschvorstellung<br />
in einem Interview (mit dem<br />
„Tagesspiegel“) offenbart: „Persönlich<br />
wünsche ich mir, dass m<strong>an</strong> dekretiert,<br />
dass das menschliche Leben beginnt,<br />
wenn ein Embryo drei Monate alt ist.<br />
Bis dahin könnten Ärzte experimentieren.“<br />
Pragmatiker Rorty wurde am 2.<br />
Dezember in Berlin der nach dem Mystiker<br />
ben<strong>an</strong>nte Meister-Eckhart-Preis<br />
verliehen. Norbert Jachertz<br />
Abschied von der Menschenwürde?<br />
Der Grundkonsens der liberalen Gesellschaft ist durch die <strong>Forschung</strong><br />
<strong>an</strong> embryonalen Stammzellen gefährdet.<br />
S<strong>an</strong>tiago Ewig<br />
Am Ausg<strong>an</strong>gspunkt steht die <strong>Forschung</strong>sperspektive<br />
des Zellersatzes durch<br />
Stammzellen. Embryonale Stammzellen<br />
weisen durch ihre Pluripotenz und nahezu<br />
unbegrenzte Vermehrbarkeit entscheidende<br />
Vorteile gegenüber adulten<br />
Stammzellen auf. Daher erscheint die<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>an</strong> hum<strong>an</strong>en embryonalen<br />
Stammzellen zumindest aktuell unverzichtbar.<br />
Wiestler und Brüstle neigen<br />
Konzepten des „abgestuften Lebensschutzes“<br />
zu, die dem Embryo zwar<br />
Würde und Schutzwürdigkeit einräumen,<br />
jedoch die Zubilligung der uneingeschränkten<br />
Menschenwürde von be-<br />
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