08.12.2012 Aufrufe

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

verweigern, betonte Dr. med. Astrid<br />

Bühren, Präsidentin des Deutschen<br />

Ärztinnenbundes. Letztlich werde jede<br />

Form von „Belastung“ für die Familie<br />

als ausreichender Grund für die <strong>PID</strong><br />

akzeptiert werden müssen. „Indikationslisten<br />

werden bald erweitert und<br />

d<strong>an</strong>n g<strong>an</strong>z abgeschafft werden. Die <strong>PID</strong><br />

wird zu einem weit verbreiteten Phänomen<br />

werden, das sich auf die gesamte<br />

Gesellschaft auswirkt“, befürchtet<br />

Bühren. „Ihre Anwendung wird zu einer<br />

Pflicht der Betroffenen gegenüber<br />

der Allgemeinheit werden.“<br />

Frauen wollen<br />

Sicherheit<br />

Dr. med. Barbara Dennis vom Arbeitskreis<br />

Frauengesundheit in Medizin,<br />

Psychotherapie und Gesellschaft e.V.<br />

beobachtet als Gynäkologin einen<br />

„Perfektions<strong>an</strong>spruch“ bei den Schw<strong>an</strong>geren.<br />

Sie würden lieber mehr Untersuchungen<br />

als weniger in Anspruch nehmen.<br />

Der eigenen Wahrnehmung der<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft würden sie dabei fast<br />

nicht mehr trauen, berichtete sie. Diese<br />

sei verstärkt durch die Angst vor einem<br />

behinderten Kind geprägt, bekräftigte<br />

auch Claudia Heinkel vom Diakonischen<br />

Werk der Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche.<br />

„Frauen erleben den Einsatz der Technik<br />

zwar ambivalent, aber erst nach<br />

mehreren Untersuchungen mit normalem<br />

Befund können sie die Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

ruhig fortsetzen.“ Für sie steht<br />

fest: „Gibt es erst die <strong>PID</strong>, wird sie auch<br />

<strong>an</strong>gewendet.“<br />

Ein Verbot hält die FDP-Fraktion<br />

für verfassungsrechtlich bedenklich.<br />

Es stehe im Widerspruch zum Recht<br />

der Frau, die Schw<strong>an</strong>gerschaft nach<br />

Pränataldiagnostik und bei Vorliegen<br />

einer medizinischen Indikation abzubrechen.<br />

Um eine rechtliche Grundlage<br />

für die betroffenen Paare und Ärzte zu<br />

schaffen, müsse das <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

geändert werden, fordern<br />

die Liberalen. Bisher ist umstritten, ob<br />

dieses die <strong>PID</strong> zulässt. Ihr Papier<br />

schickte die FDP <strong>an</strong> Bundestagsabgeordnete<br />

<strong>an</strong>derer Fraktionen, die als<br />

Befürworter der <strong>PID</strong> bek<strong>an</strong>nt sind.<br />

Bald will sie einen fraktionsübergreifenden<br />

Gesetzentwurf in den Bundestag<br />

einbringen. ER<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

Heft 47, 2<strong>3.</strong> November 2001<br />

Stammzellen-Import<br />

Signal auf Stopp<br />

Eine so deutliche Entscheidung war<br />

nicht zu erwarten gewesen. 17 der 24<br />

<strong>an</strong>wesenden Mitglieder der Enquete-<br />

Kommission „Recht und Ethik der modernen<br />

Medizin“ des Deutschen Bundestages<br />

sprachen sich gegen einen Import<br />

von menschlichen embryonalen<br />

Stammzellen zu <strong>Forschung</strong>szwecken<br />

aus. Auf ein Mehrheits- und Minderheitsvotum<br />

verzichtete die Kommission.<br />

Da es sich um eine Gewissensfrage<br />

h<strong>an</strong>dele, wolle sie den Bundestagsabgeordneten<br />

nicht raten, wie sie sich bei<br />

der wegen Terminschwierigkeiten auf<br />

J<strong>an</strong>uar verschobenen Debatte entscheiden<br />

sollen, sagte die Vorsitzende<br />

der Kommission, Margot von Renesse<br />

(SPD).<br />

Ein Stopp-Signal ist der abwägende<br />

Bericht der Enquete-Kommission jedoch<br />

allemal. Die 17 Import-Gegner<br />

meinen, dass der Bundestag und die<br />

Bundesregierung alle Möglichkeiten<br />

ausschöpfen sollten, um die Einfuhr<br />

von embryonalen Stammzell-Linien zu<br />

verhindern. Lediglich sieben Kommissionsmitglieder<br />

bezweifeln, dass ein<br />

vollständiges Import-Verbot verfassungs-<br />

und europarechtlich begründet<br />

Heft 48, 30. November 2001<br />

Stammzellen-Import<br />

werden k<strong>an</strong>n. Sie plädieren dafür, den<br />

Import unter engen Voraussetzungen,<br />

beispielsweise unter Kontrolle einer<br />

staatlichen Behörde, zu tolerieren. Einig<br />

ist sich die Kommission, dass das<br />

derzeitige <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz<br />

beibehalten werden muss.<br />

Ihre Entscheidung wollen einige<br />

Mitglieder der Enquete-Kommission<br />

auch als Aufforderung <strong>an</strong> die Deutsche<br />

<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft (DFG) verst<strong>an</strong>den<br />

wissen, den Abstimmungstermin<br />

über den Antrag von Prof. Dr. med.<br />

Oliver Brüstle nochmals zu verschieben<br />

und die Debatte des Bundestages<br />

abzuwarten. Noch stehe der 7. Dezember<br />

als Termin, <strong>an</strong> dem sich der DFG-<br />

Hauptausschuss entscheiden wolle, erklärte<br />

eine Sprecherin der DFG. Eine<br />

nochmalige Verschiebung sei zwar<br />

denkbar, aber ungewiss.<br />

Definitiv noch Ende November will<br />

der vom Bundesk<strong>an</strong>zler eingesetzte Nationale<br />

Ethikrat seine Entscheidung vorlegen.<br />

Dessen Mitglieder gelten mehrheitlich<br />

als Befürworter des Stammzell-<br />

Imports. Doch auch der Rat will die Entscheidung<br />

der Enquete-Kommission<br />

berücksichtigen. Dr. med. Eva A. Richter<br />

Druck von allen Seiten<br />

Die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft wird ihre Entscheidung<br />

vermutlich nochmals vertagen. Doch die Forscher drängen.<br />

Reine Verzögerungstaktik“ nennt<br />

Prof. Dr. med. Oliver Brüstle das<br />

nochmalige Verschieben der Entscheidungen<br />

über den Import von embryonalen<br />

Stammzellen. Mit seiner Einschätzung<br />

mag der Bonner Neuropathologe<br />

und Stammzellforscher<br />

Recht behalten. Denn trotz aller<br />

ethisch-moralischen Einwände scheint<br />

die (gesellschaftlich gebilligte) <strong>Forschung</strong><br />

<strong>an</strong> menschlichen embryonalen<br />

Stammzellen in Deutschl<strong>an</strong>d nur noch<br />

eine Frage der Zeit zu sein.<br />

Brüstle ist optimistisch und dennoch<br />

frustriert. Bereits vor eineinhalb Jahren<br />

hatte er bei der Deutschen <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG) be<strong>an</strong>tragt, menschliche<br />

embryonale Stammzellen zu importieren.<br />

„Während unsere Diskussion<br />

über den Import festzufahren scheint,<br />

wird im Ausl<strong>an</strong>d emsig <strong>an</strong> embryonalen<br />

Stammzellen geforscht“, kritisierte er<br />

113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!