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Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...

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längst nicht nur „interessierte (etwa<br />

profitorientierte?) Forscher“, die sich<br />

mutig dafür aussprechen, dass Deutschl<strong>an</strong>d<br />

nicht bei dem Anspruch verharrt,<br />

eine Insel höchster ethischer Maßstäbe<br />

in Europa bleiben zu wollen und dabei<br />

die Entwicklung eines der aussichtsreichsten<br />

therapeutischen Ansätze dieses<br />

Jahrtausends zu verpassen.<br />

Prof. Dr. med. Ch. Rittner, Institut für<br />

Rechtsmedizin, Joh<strong>an</strong>nes Gutenberg-Universität<br />

Mainz, Am Pulverturm 3, 55131 Mainz<br />

Heft 10, 9. März 2001<br />

Unter falscher Flagge?<br />

Mit scharfen Worten kritisiert Jachertz<br />

die in der FAZ getätigte Meinungsäußerung<br />

zur Stammzellenforschung von Sewing,<br />

dem Chef des Wissenschaftlichen<br />

Beirats der Bundesärztekammer. Er habe<br />

nicht „die Meinung der verfassten<br />

Ärzteschaft“ wiedergegeben und „segele<br />

unter falscher Flagge“. Ziel der <strong>Forschung</strong><br />

mit (pluri-, nicht toti-potenten!)<br />

hum<strong>an</strong>en Stammzellen ist die Entwicklung<br />

von Therapien für bisher nicht beh<strong>an</strong>delbare<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten. Dies ist wohl<br />

zunächst ein akzeptables, ja respektables<br />

Ansinnen eines Arztes. Dasselbe gilt für<br />

Konzepte des therapeutischen Klonens,<br />

mit dessen Hilfe klinisch dringend<br />

benötigtes Gewebe, keine <strong>Embryonen</strong><br />

hergestellt werden sollen. Ebenfalls eine<br />

Absicht, die ein Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />

Beirates der verfassten<br />

Heft 4, 26. J<strong>an</strong>uar 2001<br />

Bioethik<br />

CDU lotet noch<br />

Grenzen aus<br />

Mahnende Stimmen bei einem<br />

Kongress in Berlin<br />

Angela Merkel hat eine breite öffentliche<br />

Debatte über die ethische<br />

Ver<strong>an</strong>twortung der Wissenschaft und die<br />

Grenzen der Gentechnik gefordert.<br />

Die CDU-Vorsitzende äußerte sich beim<br />

Bioethik-Kongress ihrer Partei im Dezember<br />

in Berlin. Er st<strong>an</strong>d unter dem<br />

Motto: „Auch in Zukunft menschenwür-<br />

D O K U M E N T A T I O N<br />

deutschen Ärzteschaft wohl (auch öffentlich)<br />

äußern darf, vielleicht sogar<br />

muss (?).<br />

Gegen diese (zukünftigen) Heilmethoden,<br />

deren Erforschung unter Verwendung<br />

embryonaler Stammzellen in<br />

den USA, in Engl<strong>an</strong>d und Fr<strong>an</strong>kreich<br />

auch mittels therapeutischen Klonens<br />

mittlerweile politisch akzeptiert sind,<br />

steht das deutsche <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz.<br />

Dieses spricht jeder befruchteten<br />

hum<strong>an</strong>en Eizelle, gleich welchen<br />

Stadiums und wo immer sich diese befindet,<br />

den vollen Umf<strong>an</strong>g der Menschenwürde<br />

zu. Gleichzeitig verschreibt<br />

und impl<strong>an</strong>tiert die „verfasste<br />

deutsche Ärzteschaft“ Millionen von<br />

Frauen Spiralen zur Kontrazeption, die<br />

nichts <strong>an</strong>deres tun, als solche „<strong>Embryonen</strong>“<br />

unter dem Schutz der gesellschaftlichen<br />

Akzept<strong>an</strong>z zu töten.<br />

Gleichzeitig vollzieht die „verfasste<br />

deutsche Ärzteschaft“ unter dem<br />

Schutz des Gesetzgebers jährlich über<br />

200 000 Abtreibungen <strong>an</strong> <strong>Embryonen</strong><br />

in weitaus fortgeschritteneren Entwicklungsstadien.<br />

Wer segelt hier unter falscher Flagge?<br />

Der Diskurs macht doch unmissverständlich<br />

deutlich, dass die Definition<br />

der „Würde des Embryos“ dringend<br />

neu bedacht werden will. Eine abstufende<br />

Einschätzung des „moral status<br />

of the embryo“, wie von der Europäischen<br />

Kommission definiert, stellt wohl<br />

die einzig intelligente und praktikable<br />

Lösung dar. Ein Umdenken in diese<br />

Richtung scheint dringend geboten und<br />

folgt nicht der „englischen Verführung“,<br />

sondern dem St<strong>an</strong>d der medizinischen<br />

Wissenschaft.Auf der Insel<br />

wurde seit l<strong>an</strong>gem und sehr sorgfältig<br />

diskutiert, ob auf diese Weise (hoffentlich)<br />

verfügbare Beh<strong>an</strong>dlungsverfahren<br />

für englische Patienten in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

entwickelt werden sollen oder ob<br />

m<strong>an</strong> sie importiert beziehungsweise<br />

Kr<strong>an</strong>ke im Ausl<strong>an</strong>d beh<strong>an</strong>deln lässt.<br />

Prof. Dr. med. Axel Haverich,<br />

Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, MHH,<br />

Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 H<strong>an</strong>nover<br />

Anmerkung (zugleich zu den Briefen von<br />

Sewing und Rittner in Heft 7): Mein<br />

Kommentar „Englische Verführung“ kritisierte,<br />

dass Sewing als Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />

Beirats der Bundesärztekammer Auffassungen<br />

vertrat, die der Beschlusslage der<br />

verfassten Ärzteschaft nicht entsprechen. Als<br />

Vorsitzender eines offiziellen Gremiums der<br />

Bundesärztekammer hätte sich Sewing <strong>an</strong> die<br />

Beschlusslage halten oder deutlich machen<br />

müssen, dass er sich als Privatm<strong>an</strong>n äußerte.<br />

Die verfasste Ärzteschaft ist ein eingeführter<br />

Begriff. Gemeint ist in diesem Fall die in<br />

Ärztekammern und in der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Ärztekammern, nämlich der<br />

Bundesärztekammer, org<strong>an</strong>isierte Ärzteschaft;<br />

sie hat im Deutschen Ärztetag, der Hauptversammlung<br />

der Bundesärztekammer, eine<br />

aus demokratischen Wahlen hervorgeg<strong>an</strong>gene<br />

oberste Repräsent<strong>an</strong>z. Der Deutsche<br />

Ärztetag hat sich bisher gegen therapeutisches<br />

Klonen und <strong>Embryonen</strong>forschung ausgesprochen.<br />

Norbert Jachertz<br />

dig leben – Ethik und Gentechnologie im<br />

21. Jahrhundert“.<br />

Merkel zeigte sich sowohl gegenüber<br />

der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik wie gegenüber<br />

Gentests skeptisch. Im Fall derartiger<br />

Tests müsse der Gesetzgeber verhindern,<br />

dass Arbeitgeber und Versicherer<br />

Zug<strong>an</strong>g zu Daten von Kunden oder ihren<br />

Mitarbeitern erhielten.<br />

Der stellvertretende Vorsitzende der<br />

CDU, Jürgen Rüttgers, bezeichnete es als<br />

sk<strong>an</strong>dalös, dass derzeit wieder offen gegen<br />

die Geburt behinderter Kinder votiert<br />

werde. Grundüberzeugungen von der<br />

Würde des Menschen und seiner unbedingten<br />

Schutzwürdigkeit dürften nicht<br />

zugunsten „postmoderner Beliebigkeit“<br />

aufgegeben werden. Rie<br />

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