Dokumentation PID, PND, Forschung an Embryonen - 3., erweiterte ...
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chen besonders zu sorgen. Das menschliche<br />
Leben im Reagenzglas ist nicht geschützt<br />
durch die spont<strong>an</strong>e emotionale<br />
Tötungshemmung, die ein Kindergesicht<br />
auslöst. Dennoch belehrt uns gerade<br />
die moderne Medizin, dass es<br />
„Mensch von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>“ ist. So hilflos<br />
und ausgeliefert es ist, bedarf es unseres<br />
besonderen Schutzes.<br />
Hier zeigt sich im Übrigen, dass die<br />
auf den ersten Blick bisweilen schwer<br />
verständliche kirchliche Ablehnung der<br />
künstlichen Befruchtung sehr ernste<br />
Gründe hat. Die Kirche sieht die Entstehung<br />
menschlichen Lebens in der<br />
g<strong>an</strong>zheitlichen Geborgenheit der ehelichen<br />
Liebe beheimatet. Der technische<br />
Eingriff, so nachvollziehbar die Motive<br />
auch sein mögen, macht dagegen den<br />
gezeugten Menschen zum m<strong>an</strong>ipulierbaren<br />
Objekt. Grenzen der M<strong>an</strong>ipulation<br />
sind bei fortschreitender Technik,<br />
wie wir bei den attraktiven Möglichkeiten<br />
der Präimpl<strong>an</strong>tationsidagnostik sehen<br />
können, kaum mehr plausibel zu<br />
machen.Auch die von wichtigen Vertretern<br />
der Ärzteschaft kritisierte Tatsache,<br />
dass in Deutschl<strong>an</strong>d die Feststellung<br />
einer Behinderung de facto eine<br />
legale Abtreibung bis zur Geburt ermöglicht,<br />
führt nun zu der menschenverachtenden,<br />
allerdings scheinbar logischen<br />
Frage, warum m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n nicht<br />
schon früher töten dürfe.Auf diese Weise<br />
wird deutlich, dass d<strong>an</strong>n, wenn bestimmte<br />
Grenzen überschritten werden,<br />
es kein Halten mehr gibt.<br />
Bedenklicher Vorg<strong>an</strong>g<br />
Bedenklich ist nicht,dass über derlei Fragen<br />
diskutiert wird, können doch solche<br />
Debatten die Öffentlichkeit besser informieren<br />
und alarmieren.Bedenklich ist allerdings,dass<br />
die offizielle Vertretung der<br />
deutschen Ärzteschaft, die Bundesärztekammer<br />
selbst, einen Text mit solch<br />
unerträglicher Aussage des von ihr selbst<br />
berufenen Wissenschaftlichen Beirats<br />
der Öffentlichkeit zur Diskussion empfiehlt.<br />
Ein derartiger Vorg<strong>an</strong>g ist im<br />
Übrigen eine deutliche Warnung, dass<br />
hochr<strong>an</strong>gig besetzte „Ethikkommissionen“,<br />
die auch in dem Papier vielfältig<br />
gefordert werden, keinesfalls Gar<strong>an</strong>ten<br />
für ethisch vertretbare Entscheidungen<br />
sind. Joachim Kardinal Meisner<br />
D O K U M E N T A T I O N<br />
Heft 17, 28. April 2000<br />
DISKUSSION<br />
zu dem<br />
Diskussionsentwurf zu<br />
einer Richtlinie der<br />
Bundesärztekammer<br />
und den dazu<br />
erschienenen Berichten<br />
und Kommentaren<br />
Germ<strong>an</strong> disease<br />
Die Stellungnahme des BMG, das deutsche<br />
<strong>Embryonen</strong>schutzgesetz verbiete<br />
die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik, ist in<br />
dieser verkürzten Form schlicht falsch.<br />
Vielmehr haben maßgebliche Stimmen<br />
in der wissenschaftlichen Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
seit geraumer Zeit darauf hingewiesen,<br />
dass diese Aussage nur für<br />
das frühe Stadium bis zum Ende der<br />
Totipotenz gilt. Bemerkenswert ist im<br />
Übrigen, dass m<strong>an</strong> sich im BMG nicht<br />
einmal <strong>an</strong> die Position des früheren Leiters<br />
des Referats „Grundsatzfragen des<br />
Gesundheits- und Medizinrechts“ 1 erinnern<br />
k<strong>an</strong>n oder will, der sich der Thematik<br />
noch mit der gebotenen Differenziertheit<br />
genähert – und die <strong>PID</strong> mit gewissen<br />
Einschränkungen für zulässig<br />
gehalten hat.<br />
➀ Richtig ist allerdings, dass § 8<br />
Abs. 1 <strong>Embryonen</strong>schutzgesetz (ESchG)<br />
die befruchtete, entwicklungsfähige<br />
menschliche Eizelle vom Zeitpunkt der<br />
Kernverschmelzung <strong>an</strong> und jede einem<br />
Embryo entnommene totipotente Zelle,<br />
die sich bei Vorliegen der dafür erforderlichen<br />
weiteren Voraussetzungen zu teilen<br />
und zu einem Individuum zu entwickeln<br />
vermag, als Embryo im Sinne<br />
des Gesetzes definiert. D<strong>an</strong>ach ist es<br />
eindeutig unzulässig, eine totipotente<br />
Zelle einem Embryo zu entnehmen,<br />
<strong>an</strong> ihr die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
durchzuführen und von deren Ausg<strong>an</strong>g<br />
das weitere Schicksal des „Rest-Embryos“<br />
abhängig zu machen. Durch das<br />
Zerstören der noch totipotenten Zelle<br />
zu Diagnosezwecken würde § 2 Abs. 1<br />
ESchG verletzt, da die Diagnosemethode<br />
nicht dem Erhalt des Embryos dient.<br />
Um in der Systematik des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes<br />
zu verbleiben, wäre diese<br />
Art der Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik die<br />
Klonierung eines Zwillings zur verbrauchenden<br />
Diagnostik. Diese noch im<br />
Diskussionsentwurf (§ 7) vorgesehene<br />
Möglichkeit ist zu Recht gestrichen worden,<br />
da <strong>an</strong>sonsten ein unlösbarer Normwiderspruch<br />
zu § 2 Abs. 2 Diskussionsentwurf<br />
aufgetreten wäre 2 .<br />
➁ Im Umkehrschluss untersagt das<br />
<strong>Embryonen</strong>schutzgesetz aber nicht die<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik <strong>an</strong> bereits<br />
nicht mehr im Sinne von § 8 ESchG totipotenten<br />
Zellen des Trophoblasten 3 ,<br />
durch deren Verbrauch § 2 Abs. 1<br />
ESchG nicht mehr verletzt wird 4 . Die<br />
dagegen zum Teil früher vorgebrachten<br />
Bedenken 5 beruhen überwiegend auf<br />
der heute widerlegten Vermutung, die<br />
Kryokonservierung des Rest-Embryos<br />
sei mit hohen Lebensrisiken verbunden;<br />
außerdem sei zu befürchten, dass<br />
derartige Methoden Screening-Charakter<br />
bekämen. Letzteres ist aber nicht<br />
Gegenst<strong>an</strong>d des <strong>Embryonen</strong>schutzgesetzes,<br />
sofern nicht die dort enthaltenen<br />
Tatbestände verletzt werden. Dies wäre<br />
vielmehr Aufgabe des ärztlichen Berufsrechts<br />
oder eines noch zu verabschiedendenFortpfl<strong>an</strong>zungsmedizingesetzes.<br />
§ 2 Abs. 2 ESchG wird durch die<br />
Diagnostik <strong>an</strong> bereits ausdifferenzierten<br />
Zellen des Trophoblasten nicht verletzt,<br />
wenn nach Lage der Dinge eine<br />
Übertragung des Embryos im selben<br />
Zyklus noch möglich ist. Tauchen unvorhergesehene<br />
Hindernisse auf, ist ohnehin<br />
eine weitere Kryokonservierung<br />
zulässig, ohne dass alleine deswegen das<br />
<strong>Embryonen</strong>schutzgesetz verletzt wäre 6 .<br />
Des Kunstgriffes, die Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
<strong>an</strong> ausdifferenzierten Zellen<br />
des Trophoblasten als Heilversuch zugunsten<br />
des übrigen Embryos <strong>an</strong>zusehen<br />
7 , bedarf es somit nicht.<br />
➂ Schließlich wird im Falle gepl<strong>an</strong>ter<br />
Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik auch<br />
nicht zu einem <strong>an</strong>deren – und damit illegitimen<br />
– Zweck die Eizelle künstlich<br />
befruchtet (§ 1 Abs. 1 Nr. 2 ESchG) beziehungsweise<br />
die extrakorporale Weiterentwicklung<br />
des Embryos bewirkt<br />
(§ 2 Abs. 2 ESchG), als zur Herbeiführung<br />
einer Schw<strong>an</strong>gerschaft der<br />
Frau, von der die Eizelle stammt, wenn<br />
grundsätzlich die Voraussetzungen für<br />
einen Tr<strong>an</strong>sfer gewährleistet werden.<br />
Auch wenn feststeht, dass ein belasteter<br />
Embryo nicht übertragen werden<br />
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