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Freies Kurdistan Buch

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von Flüchtlingen aus anderen Gebieten <strong>Kurdistan</strong>s, besonders aus der Hauptstadt der Region<br />

(Arbil) und aus der zweitgrößten Stadt Sulaimaniya, in diesen noch befreiten Städten Zuflucht<br />

finden. Andere Flüchtlinge versuchen an Flussläufen und Quellen ihre provisorischen Lager<br />

aufzuschlagen. Dörfer, die Flüchtlinge aufnehmen könnten, gibt es seit Jahren in Irakisch-<br />

<strong>Kurdistan</strong> nicht mehr. Ungefähr ein Drittel <strong>Kurdistan</strong>s ist also noch befreit bzw. wird noch von<br />

der <strong>Kurdistan</strong>-Front kontrolliert, 2 deshalb ist der Aufstand in <strong>Kurdistan</strong> nicht [wie der Aufstand<br />

der Schiiten im Süden] völlig niedergeschlagen bzw. beendet. Von diesem harten Widerstand<br />

und von den noch befreiten Gebieten wird aber in der Weltpresse kaum gesprochen. Es ist nur<br />

noch von der Massenflucht der Kurden in die Nachbarstaaten (den Iran und die Türkei) und von<br />

der Zerschlagung auch des kurdischen Aufstandes die Rede. Aber angesichts dieses<br />

Widerstandes – und der Gefahr einer neuen Intervention der Alliierten – entscheidet das Regime<br />

in Bagdad nun keine Offensive mehr gegen die Kurden zu starten. 3<br />

Die Versorgungslage in den Gebieten, die noch von den Peshmergas kontrolliert und verteidigt<br />

werden, ist zwar sehr kritisch, dennoch erreicht die Flüchtlinge dort keine humanitäre Hilfe aus<br />

dem Ausland. Schwarzhandel wird von den Komitees der <strong>Kurdistan</strong>-Front hart bestraft; um den<br />

Wucher in den Griff zu bekommen, dürfen Waren aus dem Iran nur zu offiziell festgelegten<br />

Preisen verkauft werden.<br />

In einem Interview mit der deutschen Journalistin Lissy Schmidt [Milena Ergen] 4 im<br />

Hauptquartier der <strong>Kurdistan</strong>-Front in (der noch befreiten Stadt) Rawandiz kommentieren die<br />

Widerstandskämpfer die Nachrichten des britischen Rundfunksenders BBC in diesem<br />

Zusammenhang: „Warum ist immer nur vom Schutz der Flüchtlinge die Rede? Wir wollen hier in<br />

den befreiten Gebieten unterstützt werden. Wir brauchen hier Hilfe im Kampf gegen die<br />

irakischen Truppen. Wir wollen die Situation hier stabilisieren, doch dabei unterstützt uns<br />

niemand. Natürlich müssen wir heute die humanitäre Hilfe annehmen, doch wir haben auch das<br />

Recht zu sagen, dass sie falsch gewichtet ist.“ 5<br />

3.2.3. Internationale Solidarität mit den Kurden<br />

Die Tragödie der Kurden bzw. das Ausmaß des Flüchtlingsexodus (insgesamt registriert der<br />

1 Vgl. Randal, 1997, S.151; und Sayyid Kaka, 2000, S. 331-336.<br />

2 Vgl. Schmidt, 1994, S.34.<br />

3 Vgl. McDowall, 1997, S.375.<br />

4 Die Journalistin Lissy Schmidt (Milena Ergen), Jg. 1959, wird später (am 3. April 1994) auf dem Weg zwischen<br />

Sulaimaniya und Halabja von Agenten des irakischen Geheimdienstes „al-Mukhabarat“ ermordet.<br />

5 Zitiert nach Schmidt, 1994, S.36.<br />

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