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Freies Kurdistan Buch

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Überlegungen zur Autonomieoption<br />

• Den unterschiedlichen Autonomieoptionen sollen hier unterschiedliche Staatsoptionen,<br />

vom föderativen bis hin zum eigenstaatlichen Staatsaufbau gegenübergestellt werden: Die<br />

Konzeption der Autonomie steht heute (in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>) nicht mehr im<br />

Vordergrund des Interesses. Regionale Autonomie wäre – früher – in vielen<br />

Kompetenzvarianten denkbar: Kulturelle, wirtschaftlich-soziale, sicherheitspolitische<br />

autonome Kompetenzen wären vorstellbar. Der Streit, wie sich die kurdische Region<br />

bzw. Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> abgrenzen ließe, war aber eins der größten Hindernisse. Das<br />

Problem der ölreichen Gebiete Kirkuk und Khanaqin ist weiterhin – vor allem wegen der<br />

durchgeführten Arabisierung – ein fester bzw. doppelter Knoten.<br />

• Regionale Autonomie wäre notwendigerweise mehr als kulturelle und wirtschaftlichsoziale<br />

Autonomie: Vor dem Hintergrund einer hohen Staatsorientierung des irakischen<br />

Staates müsste sich die Autonomie auf administrative, sicherheitspolitische Kompetenzen<br />

erstrecken. Dies ließe sich vorstellen: Ein weitgehenderer Rückzug der irakischen Armee<br />

aus den kurdistanischen Gebieten, die bis zum 9. April 2003 von der Zentralregierung<br />

kontrolliert wurden – auf der Basis der Volkszählung vom 1957 – und die Umwandlung<br />

der Peshmergas in reguläre Polizei und Grenzschutztruppen (auch in diesen Gebieten).<br />

Diese Autonomievariante ist aber nur in einem wirklich demokratischen irakischen Staat<br />

vorstellbar, da eine frühere Vereinbarung (das Abkommen vom März 1970) mit dem<br />

Baath-Regime 1974 gescheitert war. Angesichts der schlimmen Erfahrungen mit den<br />

„Autonomieangeboten“ der irakischen Baath-Regierung und nach über 12 Jahren Quasi-<br />

Unabhängigkeit interessiert sich das kurdische Volk im Irak heutzutage tatsächlich nicht<br />

mehr für Autonomie.<br />

• Die Staatsidee des Irak sprach bis zum Sturz des Baath-Regimes gegen die<br />

Autonomieoption. Die zentralstaatlich-despotische Geschichte dieses Staates – und der<br />

anderen Teilungsstaaten – würde durch jede Autonomieoption täglich aufs Neue in Frage<br />

gestellt. Die Absurdität der Autonomieoption liegt gerade darin, dass sie funktional den<br />

Schutz gegen zentralstaatliche Willkür aller Art, gegen kulturelle Zwangsassimilation und<br />

gegen Unterentwicklung beinhaltet, einen übergeordneten staatlichen Schutz der<br />

autonomen Region voraussetzt. Es ist wirklich schwer, diesen Schutz, diese<br />

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