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Freies Kurdistan Buch

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Autonomieabkommens vom 1970 bzw. dessen Verwirklichung ist ein schlüssiger Beweis<br />

dafür.<br />

Der spezifische Vorteil eines jeden Staates gegenüber jeder Autonomielösung liegt in der<br />

Einlösung der grundsätzlichen Staatsfunktionen. 1<br />

• Der politische Einwand: Die irakische Baath-Regierung tabuisierte die Debatte über die<br />

staatliche Option – die anderen Teilungsstaaten tabuisieren gleichermaßen die Debatte<br />

über alle Optionen auch für Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>. Hier wird die Tabuisierung der Debatte<br />

über die staatlichen Optionen von den arabischen Staaten – außer Libyen – und die<br />

Tabuisierung der Debatte über die Eigenstaatlichkeitsoption von den Verbündeten der<br />

„Teilungsstaaten“ – besonders der Türkei – nachvollzogen. 2<br />

Die Haltung der – früheren – irakischen Opposition in dieser Hinsicht ist nicht eindeutig.<br />

Auf der zweiten Konferenz der irakischen Opposition Mitte Juni 1992 in Wien forderten<br />

die kurdischen Vertreter die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts des kurdischen<br />

Volkes und der Freiwilligkeit der irakischen Union als Gegenleistung für den Verbleib<br />

der Kurden innerhalb der irakischen Opposition. Viele der 200 Delegierten der 40<br />

Oppositionsgruppen waren damit naheliegend einverstanden. Jawad al-Maliki, der<br />

Vorsitzender der ersten Oppositionskonferenz in Beirut – und Mitglied der Führung der<br />

schiitischen Partei „Hizb al-Da’wa al-Islamiya“ (Partei des islamischen Aufrufes) –<br />

lehnte diese Forderung der Kurden [in Abwesenheit] als „Schritt zur Sezession“ ab. 3<br />

Die meisten Parteien oder Gruppierungen der irakischen Opposition beider Strömungen<br />

(der Islamischen und der Nationalistischen) haben zwar während des INC-Treffens im<br />

November 1992 in Salahaddin (bei Arbil) das Recht der Kurden auf Selbstbestimmung<br />

bzw. Föderalismus anerkannt, sie reden in ihren eigenen Programmen aber lediglich von<br />

allgemeinen Rechten und Bestrebungen des kurdischen Volkes, ohne dies zu präzisieren<br />

oder genau zu definieren. 1<br />

Alle arabischen Nationalisten im Irak (einschließlich der Baathisten) betrachten alle<br />

Iraker als einen Teil der arabischen Nation, was natürlich der Wahrheit nicht entspricht.<br />

Denn die Bevölkerung Iraks besteht aus zwei großen Völkern (Araber und Kurden) und<br />

mehreren nationalen Minderheiten (Turkmenen, Chaldäer, Asyrrer, Armenier). Die<br />

1 Mönch, 1994, S.200.<br />

2 Der libysche Staatschef Muammar al-Qadhafi erkennt prinzipiell das Recht des kurdischen Volkes auf einen<br />

eigenen unabhängigen Staat an.<br />

3 Gunter, 1992, S.95.<br />

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