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Freies Kurdistan Buch

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Region eines Landes, in dem er grausam herrscht, durchführen.<br />

Weil die Friedensverhandlungen bzw. –abkommen mit dem Baath-Regime und allen anderen<br />

irakischen Regimes keinen dauerhaften Frieden bzw. keine echte Lösung für die kurdische Frage<br />

im Irak verwirklichen konnten, sollten die kurdischen Politiker als Vertreter des kurdischen<br />

Volkes solche Verhandlungen und Verträge nur unter Aufsicht der UNO [im Hinweis auf<br />

Resolution 688, Artikel 2] und an einem neutralen Ort [nicht in Bagdad] bestreben. Auch den<br />

Rahmen des Selbstbestimmungsrechts des kurdischen Volkes in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> – Autonomie<br />

oder Föderalismus – könnten sie in diesem Fall besser festsetzen.<br />

In der Tat haben die UN-Resolution 688 und die Präsenz der UN-Garde und der alliierten<br />

Truppen bzw. die Errichtung der Schutzzone und die Überwachung von deren Luftraum durch<br />

die „Operation Provide Comfort“ und „Operation Poised Hammer“ ausgezeichnete<br />

Voraussetzungen zur Internationalisierung der kurdischen Frage in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong><br />

geschaffen. Daher ist die Führung der <strong>Kurdistan</strong>-Front politisch – trotz der katastrophalen Lage<br />

der Flüchtlinge – in einer ziemlich günstigen Position gewesen; sie könnte mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit Forderungen sowohl in Bezug auf den Ort der Friedensverhandlungen als<br />

auch hinsichtlich internationaler Garantien nicht durchsetzen, aber die wahren Absichten des<br />

Diktators schnell bloß stellen, sein Manöver gleich scheitern lassen und ihn weiter isolieren.<br />

Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen der <strong>Kurdistan</strong>-Front und dem Baath-Regime<br />

bricht eine ungewisse und prekäre Zeit von Nicht-Krieg und Nicht-Frieden in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong><br />

herein. Die kurdische Frage im Irak bleibt damit weiter ungelöst und die Kurden in der<br />

Schutzzone sind noch auf die Unterstützung der Alliierten – insbesondere die der USA und<br />

Großbritanniens – sowie der UNO angewiesen. Sie müssen zudem Terroranschläge (von Agenten<br />

des Regimes) sowie Wirtschaftssanktionen und andere Strafmaßnahmen bzw. Provokationen des<br />

Regimes (z.B. Artilleriebeschuss oder In-Brand-setzen der Weizenfelder an den<br />

Demarkationslinien zwischen den Gebieten, die noch von Saddams Regierung kontrolliert<br />

werden und der Schutzzone der Kurden) 1 befürchten bzw. in Kauf nehmen.<br />

5. Der Wiederaufbau während des Kampfes ums nackte Überleben<br />

Angesichts der Nachwirkungen des zweiten Golfkrieges, besonders der massiven Zerstörung der<br />

Infrastruktur des Iraks im Januar und Februar 1990, der darauf folgenden heftigen<br />

Volksaufstände und der brutalen Gegenoffensive der Truppen des Regimes, ist die<br />

1 Im Juni 1992 werden die Weizenfelder, die sich unmittelbar entlang der kurdisch-irakischen Frontlinie befinden<br />

(auf den Ebenen von Kalar, Chamchamal, und Qaraj) von der irakischen Artillerie beschossen und in Brand gesetzt,<br />

Schmidt, 1994, S.123-124.<br />

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