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Freies Kurdistan Buch

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• Der häufig gehörte Einwand, ein kurdischer Staat sei historisch nicht legitimiert, da die<br />

Kurden angeblich nie einen Staat hatten, ist keineswegs berechtigt, weil der Staat früher<br />

keinesfalls die gleichen Merkmale bzw. die gleiche Bedeutung des jetzigen<br />

„Nationalstaates“ hatte: Er trug in der Regel den Namen der Herrscherfamilie oder des<br />

Stammes oder der Sippe, die regierte bzw. Herrschaftsgewalt innehatte. So hatten auch<br />

die Kurden früher mehrere Staaten, wie z.B. den Dostiki-Staat (990-1096), der politische<br />

und militärische Beziehungen zum byzantinischen Reich hatte. Außerdem hatten die<br />

Kurden in den letzten Jahrhunderten mehrere Fürstentümer (Soran, Baban, Badinan,<br />

Botan, Ardalan… etc.), die innerhalb des Osmanischen Reiches und Safawidenreiches<br />

fast unabhängig waren. Die Geschichte dieser Fürstentümer (Emirate) wurde in der<br />

Kurdenchronik „Sharafnameh“ von Sharaf-ed-din Khan Bitlisi im Jahre 1596 ausführlich<br />

dargestellt. Es ist auch bemerkenswert zu erwähnen, dass die kurdische Familie der<br />

Ayubiden unter der Führung Saladins – in Ägypten, Syrien und anderen Ländern des<br />

Mittleren Ostens den mächtigen Staat der Ayubiden gründete. 1<br />

Aber auch wenn die historische Legitimation berechtigt wäre, und als Maßstab in diesem<br />

Zusammenhang in Betracht gezogen würde, dann sollten daher konsequenterweise viele<br />

(ca. ¾) der UN-Mitgliedsstaaten aus der UNO geworfen werden.<br />

• Die Machbarkeit wird ebenfalls häufig abgestritten. Aber das gilt auch für eine akzeptable<br />

(echte) Autonomie.<br />

In langfristiger Hinsicht ist die staatliche Option zweifellos die tragfähigere und<br />

friedvollere Lösung.<br />

Die Staatlichkeit ist aber ohne Entscheidungsfreiheit der Betroffenen (z.B. durch ein<br />

Referendum) nicht denkbar, und ohne Unterstützung anderer Staaten (bzw. der<br />

Schutzmächte) nicht machbar.<br />

Einige wichtige Gründe für die staatliche Option<br />

Als wichtigstes Argument aus der Sicht der Kurden sind hier zwei Einsichten zu nennen:<br />

Erstens: Seit Jahrhunderten darf das kurdische Volk über sein eigenes Schicksal nicht<br />

bestimmen, über seine eigene Zukunft keine Entscheidung treffen und seine<br />

Freiheitsbestrebungen werden vor den Augen der ganzen Welt brutal unterdrückt und<br />

1 Vgl. Nebez, 1987, S.42-44; Entessar, 1992, S.3 und Falk, 1998, S.87.<br />

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