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Freies Kurdistan Buch

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und der PKK in der Schutzzone. Mehr als 400 Kämpfer von beiden Seiten (die meisten von der<br />

PUK) fallen dieser neuen bewaffneten Auseinandersetzung zum Opfer. 1<br />

Offensichtlich treiben ausländische Kräfte – Feinde der Schutzzone der Kurden – von Anfang<br />

2001 an eine islamistische Splitergruppe von der „Islamischen Bewegung in <strong>Kurdistan</strong> (IMK)“–<br />

mit dem arabischen Namen – „Jund- später „Anssar al-Islam“ (Soldaten bzw. Anhänger des<br />

Islams) 2 , die sich im Gebiet von Hewraman an der Grenze zu Iran aufhält und sich der Kontrolle<br />

der großen Parteien bzw. der PUK über das Gebiet entzieht, zu mehreren Attentaten und<br />

Anschlägen in der Schutzzone zur Destabilisierung der Lage in der Region und zur Torpedierung<br />

der Realisierung der Einigkeit der Kurden und der Wiedervereinigung beider Teile der Region:<br />

Z.B. wird am 18. Februar 2001 Franso Hariri (der damalige Vorsitzende der KDP-Fraktion im<br />

Parlament und Mitglied des Zentralkomitees der Partei) von drei Terroristen dieser Gruppe auf<br />

einer Straße in Arbil ermordet, und am 2. April 2002 kann Barham Salih (Ministerpräsident der<br />

PUK-Regierung in Sulaimaniya und Mitglied des Politbüros der Partei) einem Mordanschlag<br />

dieser Gruppe knapp entkommen. 3<br />

Beide kurdische politische Parteien (KDP und PUK) wollen in dieser Zeit enger gegen die<br />

Gefahr dieser Gruppe bzw. ihre terroristischen Aktivitäten zusammenarbeiten. Sie bilden sogar<br />

einen gemeinsamen „Operationsausschuss“ dafür.<br />

Die selbstverwaltete Region <strong>Kurdistan</strong>s ist aber noch in zwei Teile geteilt. In jedem Teil der<br />

Region hat sich eine der beiden großen Parteien etabliert und eine extreme<br />

Parteiloyalitätsidentität herausgebildet. Im Einflussgebiet jeder Partei sind die andere Partei und<br />

ihre Frauen-, Studenten- und Jugend-Organisationen und Zeitungen bzw. Publikationen seit 1995<br />

verboten. Es besteht zwischen den beiden Teilen keine ideologische Analogie, deshalb existiert<br />

jetzt kein übergreifendes Zugehörigkeitsgefühl in der Region – bei den Anhängern beider<br />

Parteien – mehr. Das Zusammengehörigkeitsgefühl erleidet freilich einen schweren Rückschlag,<br />

deswegen kann sich das kurdische Nationalgefühl nun in der Region nicht stabilisieren. Es gäbe<br />

offenbar keine nationale Einheit ohne eine grundsätzliche politische Eintracht bzw. ein stabiles<br />

Nationalgefühl. Und der Prozess der Staatenbildung ist durchaus von der nationalen Einheit<br />

abhängig.<br />

In jedem Teil der Region gibt es (außer der eigenen Regierung) mehrere Verbündete bzw. loyale<br />

Gewerkschaften und Berufsverbände. Es existieren aber auch neutrale politische Parteien; einige<br />

1 Vgl. „Al WASAT“, Nr. 454 – 9.10.2000, S.28- 29. Etwa 3000 PKK-Kämpfer kontrollieren um diese Zeit zwei<br />

kleine Gebiete in den Provinzen Sulaimaniya und Arbil an der iranischen Grenze.<br />

2 Ihr Chef, Mulla Fatih Krékar, wird im Oktober 2002 in Holland für kurze Zeit verhaftet dann freigelassen und nach<br />

Norwegen abgeschoben, wo er politisches Asyl genießt.<br />

3 „AL ZAMAN“ vom 04.04.2002.<br />

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