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Freies Kurdistan Buch

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wird jedoch einer Reihe von Hilfsorganisationen (NGOs) ab Juli nicht mehr verlängert, ihnen<br />

bleibt nur der Weg über die Türkei übrig. Außerdem deutet der irakische Diktator in einer<br />

Fernsehansprache anlässlich des Baath-Putsches am 17. Juli an, die UNO sei im Irak nicht<br />

erwünscht, und warnt dann: „Wir werden fortan keine ihrer Forderungen mehr erfüllen und<br />

keinen Schritt auf die UNO zukommen. Für ihre Mitarbeiter und alle Ausländer, die sich im<br />

Lande befinden, tragen wir keinerlei Verantwortung, denn sie halten sich illegal hier auf. Für<br />

alles, was ihnen passiert, können wir nicht zur Rechenschaft gezogen werden“. 1<br />

Sofort werden Büros und Einrichtungen ausländischer Organisationen von Peshmergas der<br />

<strong>Kurdistan</strong>-Front rund um die Uhr bewacht. Trotzdem werden mehrere Anschläge gegen Autos<br />

der UNO (von Agenten des Regimes) verübt. Als ein UN-Polizist in Duhok auf mysteriöse<br />

Weise in seinem Bett ermordet wird, erklärt ein Sprecher der irakischen Regierung in Bagdad<br />

lakonisch, so etwas könne jederzeit wieder vorkommen, wenn die „Guards“ das Land nicht<br />

verlassen wollten.<br />

Das kurdische Parlament entscheidet einstimmig am 4. Oktober in Arbil – wie bereits erwähnt<br />

wurde – die kurdische Frage im Irak künftig auf der Basis des Selbstbestimmungsrechts des<br />

kurdischen Volkes im Rahmen des Föderalismus zu lösen. Damit wird von den Volksvertretern<br />

ein kurdisches „Bundesland“ im Rahmen eines künftigen irakischen „Bundesstaates“ – als<br />

Mindestforderung – festgesetzt und proklamiert; das Kabinett erhält die offizielle Bezeichnung<br />

„Ministerrat der Region (Bundesland) <strong>Kurdistan</strong>“. 1<br />

Im Oktober tagt auch die irakische Oppositionsversammlung „The Iraqi National Congress“<br />

(INC) – als eine gemeinsame Bewegung für einen künftigen demokratischen Irak – in Salahaddin<br />

(bei Arbil) und sie wählt während des Treffens übereinstimmend einen Drei-Mann-Präsidialrat<br />

aus General Hassan Naqib (sunnitischer Araber), Mohammed Bahr al-’Aulum (schiitischer<br />

Araber) und Massoud Barzani (Vorsitzender der KDP).<br />

Um diese Zeit kommt es zu einem Konflikt zwischen der kurdischen Regierung und der PKK.<br />

Die <strong>Kurdistan</strong>-Front und später die kurdische Regionalregierung sind sich von Anfang an der<br />

Abhängigkeit der Region von der Türkei wohl bewusst. Die Türkei kontrolliert nicht nur den<br />

einzigen Zugang (Grenzübergang Khabur) zur Schutzzone, sie ist auch der einzige<br />

Handelspartner der Kurden in ihrer selbstverwalteten Region. Bis jetzt hat zudem kein Staat der<br />

Welt die Region <strong>Kurdistan</strong>, als „Bundesland des Irak“, wie das kurdische Parlament entschieden<br />

hat, anerkannt. Die Region ist weiterhin mehr oder weniger ausschließlich über die Türkei<br />

erreichbar.<br />

1 Zitiert nach Schmidt, 1994, S.131.<br />

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