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Freies Kurdistan Buch

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Am 29. Juni 1966 verkündet der irakische Premierminister Abd al-Rahman al-Bazzaz in Radio<br />

Bagdad den Waffenstillstand und einen seriösen Zwölf-Punkte-Plan in einem offiziellen<br />

Manifest zur Regelung der Kurdenfrage, in dem er die kurdische Nation und die nationalen<br />

Rechte der Kurden in einem einheitlichen Irak anerkennt. Das Manifest umfasst zudem eine<br />

Reihe von Wiedergutmachungsmaßnahmen, z.B. sind darin Entschädigungen für die kurdischen<br />

Kriegswitwen und geeignete Institutionen für die kurdischen Kriegswaisen und -invaliden<br />

vorgesehen. 1 Kurz darauf wird al-Bazzaz auf Druck der Militärs von Präsident Arif jedoch in den<br />

Ruhestand versetzt und durch Naji Talib, einen Armeeoffizier, ersetzt, der nichts vom<br />

Friedensplan und von den demokratischen Ideen seines Vorgängers hält. 2<br />

Ende der 60er Jahre gerät die kurdische Widerstandsbewegung bzw. Barzani wegen angeblicher<br />

„iranisch-amerikanisch-israelischer“ Unterstützung bzw. Militärhilfe ins Kreuzfeuer der Kritik<br />

der irakischen Regierung. Nach Auffassung von Issam Sharif stellt Barzani jedoch seinen<br />

Patriotismus unter Beweis, indem er im Jahre 1967 der irakischen Regierung die Einstellung aller<br />

militärischen Aktivitäten in <strong>Kurdistan</strong> für die Dauer des „Juni- bzw. Sechs-Tage-Krieges“<br />

zwischen Israel und arabischen Ländern zusichert. Nach Ansicht von Sharif wird das Ausmaß<br />

der israelischen Verwicklung in den Konflikt von arabischen Chauvinisten gern hoch gespielt,<br />

um damit die Unterdrückung des kurdischen Volkes zu rechtfertigen. 3 Dies wird auch von<br />

kurdischen Antagonisten in ihrer Propaganda gegen Barzani bzw. die kurdische<br />

Widerstandsbewegung unter ihm missbraucht, um die eigene opportunistische Haltung bzw.<br />

Kollaboration mit dem irakischen Regime zu rechtfertigen.<br />

1.3.2. Unter dem zweiten Baath-Regime (1968 – 1975)<br />

Durch den Krieg in <strong>Kurdistan</strong> wird einerseits die Wirtschaft Iraks sehr geschwächt, andererseits<br />

ist der Einflussbereich der Militärs gewachsen. Der Irak leidet nun schwer durch die korrupten<br />

Militärs, die nur ihre eigenen persönlichen Interessen verfolgen und große Anteile des<br />

1 Vgl. I. Sharif, 1991, S.113-114.<br />

2 Vgl. Khadduri, 1969, S.274-276. al-Bazzaz war seit der Ausrufung der Republik im Irak der erste Zivilist, der den<br />

Posten des Premierministers innehatte. Er war eine prominente Persönlichkeit und konnte als ehemaliger Dekan der<br />

juristischen Fakultät an der Universität Bagdad, irakischer Botschafter in London und Generalsekretär der OPEC auf<br />

eine eindrucksvolle wissenschaftliche und diplomatische Karriere bzw. Erfahrung zurückblicken. Als Pragmatiker<br />

war er bemüht, die Lage im Irak zu stabilisieren. In seinem Vorschlag zur Lösung der kurdischen Frage im Irak, den<br />

er dem damaligen „Revolutionskommandorat“ vorlegte, betonte er zunächst, „dass die Geschichte lehre, die<br />

vollkommenste Form des Zusammenlebens der Völker in einem gemeinsamen Staat könne nur auf einer freien<br />

Entscheidung dieser Völker aufbauen und niemals auf Gewalt. Eine auf Gewalt basierende Einheit müsse tragisch<br />

enden.“, zitiert nach Sharif, 1991, S.111.<br />

3 I. Sharif, 1991, S.117, siehe z.B. das <strong>Buch</strong> vom Generaldirektor des berüchtigten irakischen Geheimdienstes „al-<br />

Amn“ über Barzani: al-Barrak, 1989; in dieser Publikation verdreht der Geheimdienstchef bestimmte Tatsachen und<br />

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