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Freies Kurdistan Buch

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auf der Grundlage der Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller Völker der<br />

Region. 1<br />

• Die so relativierte Staatsoption für die Kurden – wie z.B. in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> – ist auch<br />

im spezifischen Interesse der Teilungsstaaten: Sie alle – außer Syrien – haben über<br />

Jahrzehnte Kriege mit der kurdischen Widerstands- bzw. Nationalbewegung geführt, und<br />

sie haben trotz schwerer Verluste an Menschenleben sowie großer materieller Schäden<br />

die kurdische Frage weder mit Gewalt noch durchs Ignorieren lösen können – offiziell<br />

gibt es in der Türkei, im Iran und in Syrien – keine kurdische Frage. Es spricht nichts<br />

dafür, dass dieser Kriegszustand beendet werden könnte, ohne dass elementaren,<br />

völkerrechtlich verbrieften Ansprüchen des kurdischen Volkes Rechnung getragen würde.<br />

Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum zu glauben, dass die Verhinderung einer friedlichen<br />

Lösung der kurdischen Frage im Irak auf der Basis des Föderalismus Frieden und<br />

Sicherheit in der Türkei oder im Iran oder in Syrien sichern würde, mit anderen Worten<br />

der Türkei oder dem Iran oder Syrien den Weg zur Weiterunterdrückung des kurdischen<br />

Volkes von einem „gefährlichen Hindernis“ freiräumen würde. Zur Zeit herrscht zwar in<br />

„Türkisch-<strong>Kurdistan</strong>“ Ruhe – nach der Entführung des Vorsitzenden der Arbeiterpartei<br />

<strong>Kurdistan</strong>s (PKK), Abdulla Öcalan, aus Kenia und dem einseitigen Waffenstillstand der<br />

PKK bzw. KADEK. Aber auch wenn die PKK kapitulieren würde, wäre es illusorisch<br />

anzunehmen, dass das kurdische Volk in der Türkei noch einmal in den Zustand<br />

„Atatürkscher“ Tabuisierung und Zwangsassimilation ohne Gegenwehr zurückfallen<br />

würde. Eine neue Widerstandsbewegung würde entstehen bzw. neue Kampfformen<br />

würden angewendet, und das hieße, dass verstärkte Unterdrückung und Verzweiflung<br />

auch Kurden zu den gefährlichsten Widerstandsformen treiben würden oder könnten.<br />

Auch die derzeitige Ruhe in Iranisch-<strong>Kurdistan</strong> – nach der Ermordung von zwei<br />

Generalsekretären der KDP-Iran (Abdulrahman Qassimlu in Wien und Sadiq Sharafkandi<br />

in Berlin) kann ohne eine gerechte Lösung der kurdischen Frage im Iran nicht sehr lange<br />

dauern. Auch in Syrien kann das offizielle Ignorieren der Existenz des kurdischen Volkes<br />

und seiner politischen Freiheiten und kulturellen Rechte nicht für immer und ewig von<br />

den Kurden reglos hingenommen werden. Die Ereignisse des vergangenen Frühjahres in<br />

Qamishli in Syrisch-<strong>Kurdistan</strong> sind ein deutlicher Beweis dafür.<br />

1 ders., 1994, S.199.<br />

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