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Freies Kurdistan Buch

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Das Dekret SF (Sirri we Fauri – geheim und unverzüglich) / 4008 vom 20. Juni 1987 erklärt<br />

eindeutig die Absicht der „Endlösung“ über den Massenmord und die Verwüstung, die im<br />

folgenden Jahr stattfinden sollten. Dieses Dekret trägt gleichzeitig die Unterschrift von Ali<br />

Hassan al-Majid in Kirkuk und das Siegel des „Revolutionskommandorates“ in Bagdad. Er<br />

betrifft den “Umgang mit den Dörfern, die sich in den aus Sicherheitsgründen verbotenen Zonen<br />

befinden“. 2<br />

All diese Repressalien und Schikanen im Jahre 1987 sind in der Tat nur der Auftakt zur<br />

sogenannten Anfal-Kampagne; sie bereiten den planmäßigen Völkermord an dem kurdischen<br />

Volk und die systematische Verwüstung Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>s im Jahre 1988 vor.<br />

Obwohl die UNO schon Mitte 1987 in einem Bericht offiziell feststellt, dass die irakische<br />

Regierung „chemische Waffen und Nervengas“ gegen die Kurden einsetzt, bleibt eine Reaktion<br />

der Weltorganisation bzw. der internationalen Gemeinschaft aus. 3<br />

Die Geschichte der Kurden ist generell von großem Leid geprägt, aber das Jahr 1988 ist durch<br />

zwei außergewöhnlich tragische Ereignisse bzw. Verbrechen gegen das kurdische Volk in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> gekennzeichnet, nämlich das Massaker von Halabja und die „Anfal-<br />

Kampagne“ (Operationen) in fast allen Gebieten <strong>Kurdistan</strong>s im Rahmen des grausamen Planes<br />

zur Endlösung der kurdischen Frage in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>:<br />

2.2.2. Das Massaker von Halabja (1988)<br />

Halabja ist eine Kleinstadt in der Provinz Sulaimaniya nahe der Grenze mit dem Iran. Durch die<br />

Ansiedlung vertriebener kurdischer Familien ist die Bevölkerung im März 1988 von knapp<br />

40.000 auf mehr als 60.000 angestiegen. Aufgrund der offenen Proteste und Demonstrationen<br />

gegen die Dorfzerstörungen, die Zwangsumsiedlung und Vertreibung der Bevölkerung in der<br />

Gegend von Sharazur hatten Bulldozer bzw. Soldaten der irakischen Armee bereits im Mai 1987<br />

zwei Stadtteile von Halabja (Kani Ashqan und Mordana) völlig zerstört. 1<br />

Ende Februar 1988 startet die irakische Armee eine Großoffensive in der Gegend von Sergelu<br />

und im Jafeti-Tal. Anfang März setzt das Regime auch chemische Waffen dabei ein. Die<br />

kurdische Abwehr steht mächtig unter Druck. In einem gemeinsamen Gegenangriff der<br />

kurdischen Widerstandsbewegung mit Unterstützung Irans in der Region von Sharazur werden<br />

am 14. und 15. März die Städte Khurmal sowie Halabja durch kurdische Peshmergas von der<br />

1 Leukefeld, 1996, S.84. (auch das Zitat).<br />

2 ders., 1996, S.85-86; vgl. auch (HRW), 1995, S.54-56.<br />

3 „Sol Birlik“, Nr.26 / 1.6. 1987 in: Karnefeld-Wied, 1991, S.88.<br />

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