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Freies Kurdistan Buch

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Entwicklung). 2 Trotzdem stimmt die KDP dieser merkwürdigen Kabinettsumbildung zu –<br />

wahrscheinlich um einem Streit darüber mit der PUK auszuweichen.<br />

Eine zivile Administration oder nationale Regierung benötigt in der Tat mehr oder bessere<br />

Qualifikationen als die Kampffähigkeit einiger Parteiführungsmitglieder. Und die Interessen<br />

einer einzigen politischen Partei – oder zweier Parteien – müssen nicht unbedingt mit den<br />

Interessen des gesamten Volkes übereinstimmen, auch wenn einige Politiker dies in ihrer<br />

Parteipropaganda behaupten.<br />

Die neue Zusammensetzung des Ministerrats bzw. Kabinettsumbildung kann jedenfalls die junge<br />

kurdische Demokratie und das kurdische Selbstverwaltungsexperiment nicht aus der Krise<br />

herausbringen. Im Gegenteil: Der Zustand wird desolater. Die neuen Regierungsvertreter –<br />

besonders der neue Ministerpräsident – nutzen ihre bedeutenden Ämter vielmehr für die<br />

Verstärkung des Einflusses der eigenen Partei und der eigenen Person aus. Die Verwaltung wird<br />

parteiorientierter und es entwickelt sich ein harter Wettbewerb zwischen den beiden Parteien um<br />

Posten und Privilegien. Von da an wachsen die Spannungen zwischen ihnen. Die KRG ist nicht<br />

mehr in der Lage, innerhalb ihres Hoheitsgebietes in genügendem Maße für Rechtssicherheit und<br />

Gewaltfreiheit zu sorgen. Die Sicherheitslage in der Schutzzone verschlechtert sich sichtbar; es<br />

bricht eine Welle der Gewalt und des Raubs bzw. der Kriminalität in der Schutzzone aus,<br />

mehrere Bürger <strong>Kurdistan</strong>s fallen dem Resultat einer nicht demokratischen politischen<br />

Konkurrenz bzw. dem daraus resultierenden Chaos zum Opfer. 3<br />

In diesem Zusammenhang weist die internationale Menschenrechtsorganisation amnesty<br />

international (ai) in einem Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> auf<br />

die mangelhafte Beachtung der Unabhängigkeit der Justiz sowie der Festsetzung der<br />

Verantwortlichkeit der regierenden Parteien hin. Es heißt dazu:<br />

„The KDP and PUK have shown a singular lack of respect for the independence of the<br />

judiciary. Both have actively interfered in preventing the course of justice. They have, for<br />

example, prevented the arrest of suspects affiliated to them and for whom arrest warrants<br />

had been issued by investigating judges. In other instances, they have removed such<br />

suspects from prison by force, collusion or other means. [...] There are a number of cases<br />

where investigating judges have been threatened with death or intimidated in other ways<br />

to deter them from pursuing investigations”. 4<br />

1 „Hawkar“, NR. 8, Mai 1993, zitiert nach McDowall, 1997, S.385.<br />

2 Vgl. (SILC), 1996, S. 39-40.<br />

3 amnesty international (ai), 1995, S. 89-94.<br />

4 (ai), 1995, S. 21-22.<br />

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