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Freies Kurdistan Buch

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2.2. Giftgas, Verwüstung und Genozid (1987 – 1991)<br />

2.2.1. Der „Endlösungsplan“ * des Baath-Regimes für die Kurdenfrage im Irak (1987)<br />

Inzwischen arbeiten alle Parteien der kurdischen Widerstandsbewegung in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong><br />

zusammen und sie werden – wie andere Parteien und Gruppen der irakischen Opposition im<br />

Verlauf des irakisch-iranischen Krieges – auch vom Iran unterstützt, in der Hoffnung durch ihre<br />

Hilfe den Widerstand gegen die Baath-Diktatur im Irak weiter und stärker leisten zu können.<br />

Nachdem der Iran den irakisch-iranischen Krieg an der Nordfront – in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> –<br />

verschärft, versucht das irakische Regime erneut sich mit Repressalien (Massenverhaftungen und<br />

Hinrichtungen) in <strong>Kurdistan</strong> den Rücken freizuhalten. 1 Die kurdischen Widerstandskämpfer in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> sind nun zwischen die Fronten der beiden Staaten geraten. In dieser Zeit führt<br />

das irakische Baath-Regime zwei Kriege gleichzeitig: Gegen das Nachbarland Iran und gegen die<br />

kurdischen Widerstandskämpfer im eigenen Land. Das irakische Baath-Regime beabsichtigt nun<br />

durch einen gnadenlosen Kriegszug in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> einen vernichtenden Plan zur<br />

„Endlösung“ der Kurdenfrage im Jahre 1987 durchzusetzen, welcher die Existenz des kurdischen<br />

Volkes dort ernsthaft bedrohen und ihre Heimat verwüsten würde. Daher ist eine aktive<br />

Zusammenarbeit sowohl zwischen allen Parteien der kurdischen Widerstandsbewegung in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> selbst als auch zwischen ihnen und der Islamischen Republik Iran – während<br />

des irakisch-iranischen Krieges – gegen den gemeinsamen Feind, das irakische Baath-Regime,<br />

zustandegekommen. Die kurdischen Widerstandskämpfer aus Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> sind nun zu<br />

dieser unangenehmen (taktischen) Koalition gezwungen; es handelt sich dabei ums nackte<br />

Überleben. Eine neutrale Haltung irgendeiner Partei der kurdischen Widerstandsbewegung in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> im ersten Golfkrieg ist in dieser Zeit nicht möglich gewesen. 2<br />

Die kurdische Widerstandsbewegung kontrolliert um diese Zeit einige „befreite Gebiete“ in<br />

Irakisch-<strong>Kurdistan</strong>, deren Fläche auf 16.000 qkm geschätzt wird. Die Kontrolle über diese<br />

Gebiete teilen sich die beiden großen Parteien KDP und PUK, die Zahl ihrer Peshmerga wird auf<br />

15.000 bzw. 12.000 geschätzt. 1<br />

Auf einer Krisensitzung des irakischen Generalstabs Mitte März 1987 wird Ali Hassan al-Majid<br />

beauftragt dafür zu sorgen, den kurdischen Widerstand ein für alle Male zu vernichten. Mit dem<br />

Dekret Nr. 160 des „Revolutionskommandorats“ werden ihm weitreichende Vollmachten erteilt.<br />

* Entsprechend dieses Planes sollte die kurdische Widerstandsbewegung in Irakisch-<strong>Kurdistan</strong> binnen kurzer Zeit<br />

endgültig vernichtet werden; für mehr Details über den „Endlösungsplan“ siehe Leukefeld, 1996, S.80-87, vgl. auch<br />

Human Rights Watch, 1995, S.34 – 60.<br />

1 Vgl. Ludwig, 1991, S.79.<br />

2 Vgl. dazu auch Ibrahim, 1991, S.138.<br />

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